Schweizer Bauern kassieren EU-Subventionen
Schweizer «Schnäppli-Bauern» bewirtschaften Ackerland in Baden-Württemberg und profitieren auf mannigfaltige Weise. In Deutschland gibt es Widerstand.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Bauern aus dem Grenzgebiet besitzen Landwirtschaftsfläche in Deutschland.
- Sie produzieren günstig, bezahlen keinen Zoll und verkaufen zu Schweizer Preisen.
- Obendrauf gibt es insgesamt 766'837 Euro EU-Subventionen – für 80 Schweizer Betriebe.
Das Wort «bauernschlau» beschreibt eine Person, die pfiffig und gewitzt ist. Mit einer pragmatischen und unkomplizierten Klugheit gesegnet.
Bauernschlau sind diese Schweizer Bauern, die in Deutschland günstig anbauen. Die Ernte dann zollfrei in die Schweiz bringen und hier zu unseren (höheren) Preisen verkaufen.
Und als Sahnehäubchen: Diese Schweizer Bauern bekommen dafür EU-Mittel. Richtig gelesen: Brüssel unterstützt Schweizer Landwirte.
Und zwar nicht zu knapp: Über 750'000 Euro fliessen jährlich gemäss «Blick» aus Brüssel auf Schweizer Höfe. Da stellen sich nun einige Fragen, die wir klären wollen:
Wie kommen Schweizer Bauern an Agrarflächen in Deutschland?
Wird im deutschen Grenzgebiet Landwirtschaftsfläche verkauft, kann auch ein Schweizer mitbieten. Landwirt Norbert Mayer aus Stühlingen (D) sagt zu «Blick»: «Die Schweizer bezahlen höhere Preise, wir können nicht mithalten.»
Wie viele Schweizer Bauern bewirtschaften Land in Deutschland?
Etwa 80 Schweizer Betriebe bewirtschaften über 5700 Hektare im süddeutschen Grenzgebiet. In der Region spricht man von «Schweizer Landnahme».
Warum darf die Ernte zollfrei in die Schweiz importiert werden?
Wegen eines Abkommens aus dem Jahr 1958. Es erlaubt Landwirten aus beiden Ländern, Waren aus einem zehn Kilometer breiten Grenzstreifen zollfrei ins eigene Land zu bringen. Dieses Abkommen sollte den Bauern die Arbeit erleichtern.
Wieso profitieren diese Schweizer Bauern von EU-Direktzahlungen?
Die Felder liegen ja in Deutschland – also EU-Gebiet. Darum folgen Gelder aus dem EU-Topf «Gemeinsame Agrarpolitik»: Die Subventionen aus Brüssel gibt es für Landschaftsschutz und nachhaltige Bewirtschaftung.
Wie viel Geld fliesst aus der EU?
Im Haushaltsjahr 2024 erhielten 80 Schweizer Betriebe 766'837 Euro. Auch in den Jahren davor lagen die Beträge in dieser Höhe. Wie viel Geld zu einem Betrieb flattert, hängt vor allem von der Grösse der bewirtschafteten Fläche ab.
In welche Schweizer Orte fliesst am meisten EU-Geld?
Vor allem im Kanton Schaffhausen. Ganz zuoberst ist Thayngen SH: Dort haben Schweizer Betriebe 213'942 Euro aus der EU erhalten, wie der «Blick» berichtet. Es folgt Schleitheim SH, wohin Brüssel 140'822 Euro überwies. Vereinzelt profitieren auch Betriebe aus Grenzgemeinden im Aargau, in Zürich und im Kanton Basel-Stadt davon.
Was sagen die Deutschen dazu?
Viele sind sauer und bezeichnen die Schweizer Grenzgebietlandwirte als «Schnäppli-Bauern». In erster Linie wegen der EU-Subventionen, weil die Schweizer Bauern so doppelt gefördert würden: Aus Brüssel und aus Bern. Politiker aus Baden-Württemberg fordern entsprechend striktere Preiskontrollen und neue Regeln. Und kämpfen dafür, dass nur Betriebe EU-Direktzahlungen bekommen, die in der EU niedergelassen sind.
Was entgegnen Schweizer Bauern?
Für ihre Felder in Deutschland könnten die Grenzbauern nicht noch Direktzahlungen aus der Schweiz beziehen. Eine doppelte Subventionierung gebe es also nicht. Zudem sei das Fördergeld der EU an viele Richtlinien geknüpft.
Klar ist: Die EU darf Schweizer Bauern mit deutschen Feldern bei den Direktzahlungen nicht anders behandeln als einheimische Betriebe. Sofern sie sich an die Vorgaben halten, was sie ja tun.
Man kann die Schweizer Bauern in Deutschland also «Schnäppli-Bauern» nennen. Oder einfach bauernschlau.
















