SBB – Italiener lassen Schweizer Touris stehen: «Wir sind voll»
«Wir sind voll», sagt der italienische Kontrolleur in Mailand. Vier Schweizer kannten dies bisher nur aus dem Flugzeug. Die SBB erklärt, was los ist.

Das Wichtigste in Kürze
- Vier Schweizer müssen in Mailand auf den nächsten Zug Richtung Schweiz warten.
- «Wir sind voll», sagt der Zug-Kontrolleur, wie man es sonst aus Flugzeugen kennt.
- Die SBB erklärt, warum man auch über die SBB-App kein Billett mehr lösen konnte.
- In Italien und Frankreich gibt's Tickets nur mit Sitzplatz. Sind sie weg, ist «voll».
Schon am Samstagmorgen fällt der Vierer-Reise-Gruppe aus dem Kanton Bern auf: Der EuroCity via Lötschberg-Strecke nach Mailand ist pumpenvoll.
Weil zusätzlich zu den Reisenden nach Italien auch noch zahlreiche Skifahrer einsteigen, müssen viele Passagiere im Gang stehen. Zumindest in der ersten Stunde der Fahrt bis Visp oder Brig.

Bei der Rückfahrt aus Mailand in die Schweiz kommt es nicht zu solchen Bildern. Die italienischen Zug-Kontrolleure greifen nämlich schon vor der Abfahrt ein.
Als die vier Schweizer am Sonntagabend ein Rückreise-Billett lösen wollen, ist das auf der SBB-App nicht mehr möglich. Abfahrt 17.10 Uhr – geht nicht.
«Für die von Ihnen gewählte Verbindung sind leider keine Billette mehr verfügbar», wirft die App aus.
Erst eine Stunde später (18.05 Uhr) gibt es wieder Billetts, was die Schweizer dann auch lösen.
In der Hoffnung, doch noch früher auf den Heimweg zu können, fragen sie bei den Zug-Kontrolleuren des ersten Zugs nach.
«Wir sind voll», lautet die Antwort.

«Es kam mir vor wie beim Fliegen. Dass Züge ausgebucht sind? Das habe ich noch nie erlebt», erzählt einer der Schweizer Mailand-Touris.
Was ist los? Die SBB erklärt auf Nau.ch-Anfrage: Alles ganz normal bei den Italienern.
SBB: Italiener und Franzosen haben «geschlossenes System»
«Bei internationalen EuroCity-Verbindungen von und nach Italien ist eine Sitzplatzreservation obligatorisch. Dies ist auch so im Online-Fahrplan gekennzeichnet», sagt Mediensprecherin Sabrina Schellenberg.

Das heisst: Einfach so ein Billett kaufen und im Gang stehen, geht nicht. «Wenn es keine freien Sitzplätze mehr gibt, gibt es auch keine Billette mehr. Entsprechend wird das auch so in der App angezeigt», so Schellenberg.
Dasselbe gilt übrigens nicht nur bei den Italienern, sondern auch bei TGV-Verbindungen von und nach Frankreich.
Grund dafür ist, dass Italien und Frankreich ein sogenanntes «geschlossenes System» haben.
Im Unterschied dazu gibt es in der Schweiz ein «offenes System». «Das heisst, man kann ein Billett ohne Sitzplatzreservation kaufen», erklärt Schellenberg.














