Seit Dienstag läuft das Raiffeisen-Verfahren. Es geht um Betrug, Stripclubs und Millionen von Franken. Hier das Wichtigste zum Prozess von Pierin Vincenz.
Pierin Vincenz
Pierin Vincenz kurz vor dem Prozessbeginn am Dienstag, 25. Januar. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Letzte Woche startete der Raiffeisen-Prozess in Zürich.
  • Mehrere Beschuldigte sollen 25 Millionen Franken ergaunert haben.
  • Ob es zu einer Verurteilung von Pierin Vincenz kommt, ist noch offen.
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Am Dienstag startete der grösste Wirtschaftsprozess der letzten Jahre. Im Mittelpunkt: Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz und Geschäftskollege Beat Stocker.

Worum geht es?

Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz und dessen Geschäftskollegen Beat Stocker wird unter anderem Betrug und ungetreue Geschäftsbesorgung vorgeworfen. Dadurch sollen sie und mehrere Mitangeklagte Millionen von Franken ergaunert haben.

Den beiden Hauptbeschuldigten wird vorgeworfen, auf Firmenübernahmen hingewirkt und gedrängt zu haben. Der Vorwurf: Sie soll bei gewissen Beteiligungen eigene finanzielle Interessen verfolgt haben. So beispielsweise beim Kauf der Eurokaution durch die von ihnen gelenkte Kreditkartenfirma Aduno.

An Eurokaution sollen sich Vincenz und Stocker zuvor verdeckt privat beteiligt haben, um bei der Übernahme dann finanziell zu profitieren. Vergleichbare Vorgehensweisen werden ihnen in mehreren Fällen vorgeworfen.

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Pierin Vincenz (l) und Beat Stocker (r) erscheinen vor Gericht. - Keystone

Der Ex-Raiffeisenchef wird zudem beschuldigt, private Auslagen auf Geschäftsspesen genommen zu haben.

Um welche Summe geht es?

Laut der Anklage haben Pierin Vincenz und Beat Stocker insgesamt einen unrechtmässigen Gewinn von 25 Millionen Franken eingestrichen.

Dazu gehören laut Anklageschrift auch die Besuche in Cabarets und Stripclubs für 200'000 Franken sowie private Reisen für 250'000 Franken.

Was ist bis jetzt geschehen?

Pierin Vincenz und Beat Stocker sassen bereits im Jahr 2018 für mehrere Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess hat nun am vergangenen Dienstag begonnen. Am ersten Tag stand die Befragung von Vincenz im Vordergrund.

Zudem haben verschiedene Verteidigerteams versucht, die Verhandlung zu stoppen oder zumindest zu verschieben. Eine Verschiebung kam für das Gericht aber nicht infrage.

Am Mittwoch haben die Staatsanwälte damit begonnen, ihre Anklage gegen Vincenz und die Mitangeklagte zu begründen. Alle anwesenden Beschuldigten erklärten in der Befragung durch den Richter, unschuldig zu sein.

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Raiffeisens Notfallplan wird von Finma bemägelt. - Keystone

Die Staatsanwälte setzten am Donnerstag ihr Plädoyer fort. Anschliessend sowie am darauffolgenden vierten Prozesstag plädierten die Verteidigerteams. Die Anwälte wiesen die Vorwürfe geschlossen zurück. Das Beweisfundament halten sie für brüchig.

Das Medieninteresse am Fall ist enorm. Es ist die Rede vom Wirtschaftsprozess des Jahrzehnts.

Muss Pierin Vincenz in den Knast?

Die Staatsanwaltschaft beantragt für Vincenz und Stocker eine Freiheitsstrafe von je sechs Jahren. Die Verteidiger fordern vollumfängliche Freisprüche sowie eine angemessene, aber auch symbolische Genugtuungen für ihre Mandanten.

Sollte der ehemalige Raiffeisenchef Pierin Vincenz verurteilt werden?

Ob es tatsächlich zu einer Verurteilung respektive einer solch hohen Strafe kommt, ist derzeit schwierig abzuschätzen.

Wann geht der Prozess weiter?

Der nächste Verhandlungstag am Bezirksgericht Zürich, das im Volkshaus tagt, ist auf den 9. Februar angesetzt. Grund dafür ist die Corona-Erkrankung eines Mitbeschuldigten. Auf der Agenda steht die Weiterführung des Plädoyers Beat Stockers Anwalt.

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Pierin Vincenz, Ex-CEO Raiffeisen erscheint zum Prozess des Zürcher Bezirksgerichts vor dem Volkshaus. - keystone

Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

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