Die Flugstreichungen der Swiss sorgten für rote Köpfe. Doch die Flugbranche ist nicht die einzige, die kämpft. Es mangelt überall an Personal.
Security
Ein Security-Mitarbeiter bei einem Festival. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In vielen Branchen fehlt in der Schweiz derzeit das nötige (Fach-)Personal.
  • Stark betroffen ist neben der Gastronomie auch die Eventbranche.
  • Dennoch sind sich Festival-Veranstalter sicher, dass die Events stattfinden können.

Bei der Fluggesellschaft Swiss fehlt das Personal. An europäischen Flughäfen kommt es zum Chaos – und im Sommer wird erst der Höhepunkt erwartet. Schuld: Entlassungen während der Corona-Zeit.

Doch die Flugbranche ist bei weitem nicht die einzige, die mit Schwierigkeiten wegen fehlender Fachkräften zu kämpfen hat. Jetzt rächt sich Corona!

Schiphol
Am Flughafen Schiphol in Amsterdam kam es zu etlichen Flugausfällen.
Grossbritannien Flughäfen Chaos
Auch an den Flughäfen in Grossbritannien herrscht ein riesiges Chaos.

«Im Gastgewerbe ist das Problem ähnlich gelagert», erklärt Arbeitsmarktexperte Daniel Kopp von der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. «Dort gab es während Corona einige Entlassungen, und nun haben die Unternehmen Mühe, geeignetes Personal zu finden.»

Fluggesellschaft Swiss Lufthansa
Auch die Fluggesellschaft Swiss musste während der Corona-Pandemie zahlreiche Mitarbeitende entlassen. - Keystone

Gerade grössere Events wie Festivals, Konzerte und Co suchen derzeit «an allen Ecken und Enden» Leute, sowohl für die Gastronomie als auch etwa für den Bühnenbau. Das sagt auch Stefan Epli, Mediensprecher der Street Parade in Zürich. «Das Problem ist aber vor allem, dass während der Pandemie viel Know-how verloren ging», erklärt er.

Jede vierte Fachkraft hat Eventbranche verlassen

Denn: Rund jede vierte Fachkraft hat sich in dieser Zeit beruflich neu orientiert. Das berichtet der Verband Expo Event auf Anfrage – Epli bestätigt dies aus eigener Erfahrung. Das bedeutet eben auch, dass zwar neue Mitarbeiter gefunden werden können, diese aber zuerst eingearbeitet werden müssen.

«Es ist halt ein grosser Mehraufwand für uns», heisst es demnach bei der Street Parade. Epli ist aber zuversichtlich, dass dennoch alles reibungslos laufen wird. «Der Besucher wird sicher nichts davon merken.»

street parade
Eine Luftaufnahme der Street Parade im Jahr 2019.
Festival
Um diese Massen bewältigen zu können, wird verzweifelt nach Mitarbeitern gesucht.
Eventbranche
Fast jeder Vierte hat die Eventbranche wegen Corona verlassen.
Street Parade
Diese fehlen nun im Sommer 2022 schmerzlich.

Damit das denn auch wirklich so ist, versuchen grosse Festivals nun auf jede erdenkliche Weise, Helfer zu rekrutieren. So wirbt etwa das ausverkaufte Openair St. Gallen damit, dass man als Mitarbeiter trotzdem noch an dem Event teilnehmen könne.

«Oft wird die ganze Familie hinzugezogen, damit die Veranstaltungen mit ausreichend Personal durchgeführt werden können», heisst es beim Verband zudem. Man sei aber zuversichtlich, dass in einem stabilen Umfeld, sprich ohne Corona, bald viele neue motivierte Mitarbeiter gefunden werden können.

In allen Branchen fehlen Fachkräfte

Dasselbe gilt jedoch in vielen weiteren Bereichen. «Im Moment rapportieren fast alle Wirtschaftsbereiche Schwierigkeiten, an qualifiziertes Personal zu kommen», erklärt Kopp. «Das betrifft sowohl die Handwerksberufe, die Industrie, aber auch den Baubereich, die Pflege, Kindererziehung und so weiter

Stellen Personalmangel
In der Schweiz herrscht derzeit in vielen Branchen Personalmangel.
Industrie
Betroffen sind Handwerksberufe und Industrie.
Stellen Schweiz
Auch in der Pflegebranche wird viel Personal gesucht. (Symbolbild)
Kinderbetreuung
Zudem fehlen in der Kinderbetreuung ausgebildete Fachkräfte.
Schulen Lehrer
Schulen haben oft Mühe, offene Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen.

Ein zentraler Grund für den branchenübergreifenden Personalmangel ist laut dem Ökonomen einmal mehr die Corona-Pandemie. Kopp erklärt: «Das Massnahmen-Ende zusammen mit der aufgestauten Kaufkraft hat dazu geführt, dass enorm viele Arbeitskräfte gleichzeitig gebraucht werden.»

Unternehmen tragen Mitschuld

Diejenigen Unternehmen, die während der Pandemie Personal entlassen haben, tragen aber gemäss Kopp eine Mitschuld an der jetzigen Situation. «Schliesslich hätte es mit der Kurzarbeitsentschädigung ein Instrument gegeben, das genau eine solche Situation verhindern kann», meint er.

Haben Sie in den letzten zwei Jahren die Branche gewechselt?

Zudem leiden im Moment Branchen, die aus Sicht der Arbeitnehmenden keine attraktiven Arbeitsbedingungen anbieten, besonders stark. «Dort wird man nun möglicherweise gezwungen sein, attraktivere Bedingungen anzubieten, um überhaupt noch genug Fachkräfte zu erhalten.»

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