Ukraine, Corona, Klima – überall tummeln sich die Krisen. Für den Historiker Niall Ferguson ist das nichts Ungewöhnliches. Er blickt gelassen in die Zukunft.
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Der britische Historiker Niall Ferguson 2016 am WEF in Davos. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg finden in den Medien viel Beachtung.
  • Historiker Niall Ferguson zufolge gebe es heute aber nicht mehr Krisen als früher.
  • Er sieht weniger Risiken im Klimawandel als in potenziellen Kriegen.
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«Krise» ist das Wort der Stunde: Klima, Corona, Energie, Ukraine-Krieg, Corona – immer mehr Krisenherde belasten uns. Die Zukunftsaussichten scheinen immer weniger rosig. Aber stimmt das auch?

Der britische Historiker Niall Ferguson sieht der Zukunft entspannter entgegen: «Diese Krisen sind nicht ungewöhnlich. Ebenso wenig deren Häufung», sagt er im Interview mit «CH Media». Heute habe man nicht mehr oder weniger Krisen als vor hundert Jahren.

Corona ist für den Historiker nur eine von vielen Pandemien. Im Vergleich sei die Covid-Pandemie sogar viel weniger schlimm. Der Grund: Corona habe vor allem alte Leute getötet, was sehr ungewöhnlich sei. Daher kommt Ferguson zu dem Schluss: «Corona war die beste Pandemie, die es geben konnte.»

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Für den Historiker Niall Ferguson ist es nicht ungewöhnlich, dass die Welt derzeit mit mehreren Krisen zu kämpfen hat.
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Die aktuellen Krisen hält er im historischen Vergleich für nicht allzu schlimm. Mit Blick auf Covid sagt er etwa: «Corona war die beste Pandemie, die es geben konnte.»
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Auch den Ukraine-Krieg ordnet er von der Mannstärke als eher kleineren Konflikt ein: «Stalin und Hitler hätten gelacht über diese Aufgebote», so Ferguson.
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Weltuntergangs-Narrative hält Ferguson für übertrieben. Dass sie sich so gut in unseren Köpfen halten, liegt dem Historiker zufolge auch an den Medien.
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Das grösste Risiko sieht er in potenziellen heissen Konflikten in Taiwan oder im Iran. Einen dritten Weltkrieg schliesst Ferguson aber aus.

Auch der Krieg in der Ukraine falle im historischen Vergleich eher klein aus, die Armeen seien vergleichsweise klein. Stalin und Hitler hätten darüber gelacht, so Ferguson. Auch die Inflation in anderen Ländern sieht er nicht allzu dramatisch. «Es gab ganz andere Zeiten.»

«Die Welt wird nicht untergehen wegen des Klimawandels»

Niall Ferguson stört sich am Umgang der Medien mit Krisen. Narrative wie: «Die Welt steht vor dem Untergang!», garantierten Aufmerksamkeit. Daher seien sie sehr attraktiv für Journalisten und prominente Intellektuelle.

Wie blicken sie in die Zukunft?

Auch in Sachen Klimawandel hält er apokalyptische Vorhersagen für überzogen. Es führe zwar kein Weg daran vorbei, die Erwärmung zu stoppen. Aber: «Die Welt wird nicht untergehen wegen des Klimawandels. Sie verändert sich nur.»

Niall Ferguson schliesst dritten Weltkrieg aus

In Sachen Krieg wirft der Historiker einen pessimistischeren Blick in die Zukunft. Taiwan und den Iran nennt er als die grössten Risiken.

Er hält es gar für möglich, dass dort noch vor dem Ende des Ukraine-Kriegs neue heisse Konflikte ausbrechen. So fänden etwa in Taiwan nächstes Jahr Wahlen statt. «Wenn da aus chinesischer Sicht die ‹Falschen› gewinnen, kann es sehr schnell gehen», so Ferguson.

Einen dritten Weltkrieg zwischen den USA und China schliesst er allerdings aus. Das wäre dann doch eine zu grosse Katastrophe. «Darum geschieht er nicht.»

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