Migros, Coop und Co.: So wenig zahlen sie den Bio-Bauern
Beim Bio-Schweinefleisch bleiben die Margen im Handel hängen. Die Produzenten erhalten nur einen Bruchteil davon. Migros, Coop und Co. behalten den Rest.

Das Wichtigste in Kürze
- Bio-Produkte sind oft deutlich teurer als konventionelle Lebensmittel.
- Der grösste Teil des Aufpreises landet allerdings nicht bei den Produzenten.
- Eine Studie fordert mehr Transparenz bei Bio-Preisen – Detailhändler weisen Kritik zurück.
Bio-Schweine haben ein deutlich besseres Leben als ihre konventionell gehaltenen Artgenossen – mit Auslauf, mehr Platz und längerer Säugezeit.
Trotzdem greifen Konsumenten nur selten zu Bio-Schweinefleisch: Lediglich 3,5 Prozent des verkauften Schweinefleischs stammen aus Bio-Produktion, obwohl es sich dabei um das meistgekaufte Fleisch handelt.
Der Hauptgrund: der hohe Preis. Ein Kilo Bio-Hinterschinken kostet 61.10 Franken – mehr als dreimal so viel wie das konventionelle Pendant (17.50 Franken).
Bauern erhalten bei Bio ein Drittel statt die Hälfte des Preises
Doch die Bio-Bauern profitieren kaum davon. Laut einer neuen Studie der Organisation Faire Märkte Schweiz erhalten sie lediglich 50 Prozent mehr als ihre konventionellen Kollegen. Konkret 7.60 statt 5 Franken pro Kilo.
Die Studie, die dem «Beobachter» exklusiv vorliegt, zeigt: Bei anderen Bio-Produkten wie Milch, Eiern oder Äpfeln ist der Preisaufschlag für Konsumenten geringer, während die Bauern ähnlich stark profitieren.
Bei Fleisch, Rüebli, Emmentaler oder Weissmehl jedoch bleibt der grösste Teil des Bio-Aufpreises bei den Verarbeitern und dem Detailhandel.
Im Schnitt erhalten Bauern bei konventionellen Lebensmitteln rund die Hälfte des Ladenpreises, bei Bio-Produkten hingegen nur rund ein Drittel.
Migros und Coop weisen Kritik zurück
«Die Detailhändler verlangen zu hohe Margen für Bio-Produkte», sagt Stéphanie Lichtsteiner, Co-Geschäftsführerin von Faire Märkte Schweiz. Bio-Käufer würden gezielt stärker zur Kasse gebeten.
Die Detailhändler Coop und Migros – die grössten Anbieter von Bio-Produkten in der Schweiz – weisen die Kritik zurück. Die Preisgestaltung erfolge auf Basis ausgehandelter Richtpreise mit Bauern und Verarbeitern.
Beide betonen, mit Bio nicht mehr zu verdienen als mit konventionellen Produkten. Zudem verursache Bio höhere Kosten, etwa für Zertifikate oder Kontrollen.
Ein zentrales Problem sei auch, dass nicht alle Teile eines Bio-Tiers im teureren Bio-Kanal verkauft werden könnten. Das wirke sich auf die Preisgestaltung aus.
Genaue Angaben zu ihren Gewinnmargen machen weder Migros noch Coop – mit Verweis auf vertrauliche Unternehmensdaten. Die Studie fordert daher mehr Transparenz in der Preisbildung.