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Meteorologe warnt vor Tornados in der Schweiz

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Bern,

Ein Tornado sorgte in der Nähe von Paris für Verwüstung. Tornados sind in Europa gar nicht so selten. Und es könnten laut Experten künftig noch mehr werden.

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Im Norden von Paris entstand eine Windhose und sorgte für eine grosse Zerstörung. - X@InfosFrancaises

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Tornado sorgte in der Nähe von Paris für Verwüstung.
  • Auch in der Schweiz war im Jahr 2023 in La Chaux-de-Fonds NE von einem Tornado die Rede.
  • Experten sagen, dass Tornados in Europa häufiger vorkommen als man denkt.
  • In Zukunft könnte es wegen des Klimawandels auch bei uns zu mehr Wetterextremen kommen.

Ein Tornado traf am 20. Oktober den Norden der französischen Hauptstadtregion. Besonders betroffen war die Gemeinde Ermont, rund 15 Kilometer nordwestlich von Paris.

Französische Medien sprachen von einer «Schneise der Verwüstung», die der Wirbelsturm hinterlassen habe.

Herbststurm «Benjamin» fegte mit 150 km/h über die Schweiz

Ein paar Tage später erlebten wir auch in der Schweiz den ersten Herbststurm des Jahres. Einen Tornado gab es zwar nicht. Aber der Sturm «Benjamin» fegte mit teilweise 150 Kilometern pro Stunde über die Schweiz.

Sturm Benjamin Bière
Zwei Hochspannungsmasten in Bière VD hielten Sturm «Benjamin» nicht stand. - keystone

Dabei verursachte er diverse Schäden. So kippten beispielsweise in Bière VD zwei Hochspannungsmasten um.

Mutmasslicher Tornado in La Chaux-de-Fonds im Jahr 2023

Vor zwei Jahren gingen die Bilder eines vermeintlichen Tornados in La Chaux-de-Fonds NE um die Welt. In zahlreichen internationalen Medien war von einem Tornado in der Schweiz zu lesen.

Sturm-Experte Kai Kobler sagte im Nachgang des Ereignisses zu Nau.ch: «Zu 95 Prozent handelte es sich beim Ereignis in La Chaux-de-Fonds um ein Sturmereignis mit sehr starken Fallböen.»

In der Fachsprache ist von einem «Downburst» oder «Microburst» die Rede. Und eben nicht von einem Tornado.

Ab wann spricht man von einem Tornado?

War es nun also letzte Woche in Paris wirklich ein Tornado? Oder doch «nur» ein sehr starker Sturm? Meteorologe Andreas Asch von Meteo Schweiz sagt auf Anfrage von Nau.ch: «Es deutet alles darauf hin, dass es ein Tornado war.»

Damit man von einem Tornado spreche, müssten laut Asch drei Faktoren erfüllt sein: Erstens eine (stark) rotierende Luftsäule, welche zweitens Kontakt zur Erdoberfläche habe und drittens mit einer konvektiven Wolke in Verbindung stehe.

Tornado
Ein Tornado in den USA. (Archivbild) - keystone

«Die Rotation ist dabei meist – aber nicht immer – sichtbar», erklärt Asch weiter. «Entweder durch Kondensation in Form der typischen, rüsselartigen Wolke. Oder auch aufgrund von aufgewirbeltem Staub oder Trümmerteilen.»

Der Unterschied zu einem Hurrikan, wie er derzeit in Jamaika und Kuba wütet, ist vor allem die Entstehung. Ein Hurrikan entsteht über dem Meer, ein Tornado über Land. Und: Der Hurrikan ist viel grösser – der Durchmesser kann bis zu 100 Kilometer betragen. Bei einem Tornado sind es meist unter 100 Meter.

Hast du schon einmal einen Tornado miterlebt?

Tornados würden oft bei starken Gewittern auftreten, aber nicht jedes starke Gewitter bringe Tornados. Im Allgemeinen seien bei Stürmen oder Gewittern die oben genannten drei Bedingungen nicht erfüllt, erklärt Asch.

Mehr als 200 Tornados im Jahr in Europa

«Ein Tornado in Mitteleuropa ist nichts Aussergewöhnliches», sagt der Meteorologe.

Auch im Grossraum Paris seien Tornados in der Vergangenheit schon wiederholt beobachtet worden. Laut Asch gehen Studien davon aus, dass jedes Jahr im Schnitt mehr als 200 Tornados in Europa auftreten.

Dass Tornados in Europa gar nicht so selten vorkommen, bestätigt auf Anfrage auch Klimaforscherin Olivia Romppainen von der Uni Bern. Sie verweist auf die Studie «Tornados in Europa: Eine unterschätzte Gefahr» aus dem Jahr 2017.

Tornado
Das von einem Fischerboot aufgenommene Foto zeigt einen mutmasslichen Tornado vor der Nordseeinsel Borkum in Deutschland. - keystone

«Dieses Paper diskutiert alle Tornados, die in Europa zwischen 1950 und 2015 beobachtet wurden. Es wurden mehr als 5000 Tornados gesichtet. Am häufigsten wurden Tornados über dem Mittelmeer, Mallorca und den Balearen gesichtet», erklärt Romppainen.

Laut der Studie haben diese Tornados 4462 Verletzte und 316 Todesopfer gefordert. Und Schäden von schätzungsweise 1 Milliarde Euro (knapp 1 Milliarde Franken) verursacht.

Wegen Klimawandel: «Zunahme von Tornados möglich»

Bekanntlich führt der Klimawandel zu immer häufigeren und stärkeren Wetterextremen. Meteorologe Asch bestätigt: «Mit dem Klimawandel sind im Schweizer Klima vermehrt Extreme zu erwarten.» Dass trockene Sommer und in allen Jahreszeiten heftigere Niederschläge auftreten, sei sehr wahrscheinlich.

Müssen wir also auch in der Schweiz vor Tornados zittern?

Ja – für Asch ist klar: «Auch starke Gewitter dürften häufiger sein. Und damit ist auch eine Zunahme von Tornados möglich.»

Auf die Situation in der Schweiz angesprochen, verweist Klimaforscherin Romppainen auf eine aktuelle Studie zu Superzellengewittern. Superzellen sind besonders grosse und gefährliche Gewittergebilde.

Gewitter-Superzelle
Eine Gewitter-Superzelle über Deutschland im Jahr 2021. - keystone

Die Publikation zeige: «Die Anzahl Superzellengewitter in Simulationen eines wärmeren Klimas nimmt im Alpenraum zu und über der Iberischen Halbinsel ab.»

Heisst in anderen Worten: Wir müssen uns künftig auf mehr Gewitter-Superzellen gefasst machen, die auch Tornados mit sich bringen könnten.

Was hat schlimmere Folgen: Hitze oder Stürme?

Was ist nun aber für uns schlimmer? Die Folgen der Hitze oder die Folgen durch Stürme? Wenn es um die Anzahl Todesfälle geht, sind laut Asch Hitzewellen ganz oben in der Rangliste anzusiedeln. Bei den materiellen Schäden seien hingegen Starkregen, Hochwasser, Sturm und Hagel zu nennen.

Hast du schon einmal einen Hurrikan erlebt?

Klimaforscherin Romppainen ist da gleicher Meinung und rät: «Wir müssen unsere Städte klimaresilienter bauen, vor allem mit Blick auf zunehmende Hitzewellen und Starkniederschläge.»

Kommentare

User #6000 (nicht angemeldet)

Medicine’s Verhöhnung der Atombomben-Opfer in Japan ist schändlich und derart ethisch entgleisend, dass nur noch eine Account-Sperrung seitens Nau Hellen kann.

User #3367 (nicht angemeldet)

Medicine scheint eine entflohener Menschenversuch zu sein.

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