Medi-Preissenkungen allein «werden Zollhammer nicht abwenden»

Simon Ulrich
Simon Ulrich

USA,

Trump will mit seinen Zöllen offenbar die Schweizer Pharma zu Preissenkungen bringen. Doch ein Medi-Deal reicht nicht, um den Hammer abzuwenden, so ein Experte.

Binswanger
Mit billigen Pillen wird sich Trump nicht zufrieden geben, glaubt Ökonom Mathias Binswanger. Die Schweiz müsse ihm ein Gesamtpaket bieten. - keystone/zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Trump fordert von Pharmariesen wie Roche und Novartis tiefere US-Preise innert 60 Tagen.
  • Gleichzeitig plant er 39-Prozent-Zölle auf Schweizer Produkte.
  • Offiziell gibt er dafür Handelsdefizite als Grund an.
  • Experten vermuten Druck auf die Pharmabranche als eigentliches Ziel dieser Massnahmen.
  • Doch ein isolierter Pharma-Deal dürfte laut einem Experten nicht ausreichen.

Die Schweiz ist im Visier von Donald Trump – und mit ihr die mächtigste Branche des Landes: die Pharmaindustrie.

In einem ungewöhnlichen Schritt hat der US-Präsident Briefe an 17 internationale Pharmakonzerne verschickt. Darunter die helvetischen Schwergewichte Roche und Novartis.

Seine Forderung: Die Konzerne sollen ihre Medikamentenpreise auf dem US-Markt senken – und zwar auf das Niveau vergleichbarer Länder.

Die Frist, die er vergangene Woche setzte: 60 Tage. Andernfalls droht Trump mit drastischen Konsequenzen.

Heute Dienstag doppelt er gleich nach. In einem Jahr, maximal anderthalb Jahren, wolle die USA den Zoll auf Arzneimittel auf 150 Prozent steigern. Später sogar auf 250 Prozent, so Trump.

Zölle als Druckmittel im Pharmastreit

Parallel dazu will Donald Trump die Schweiz ab kommendem Donnerstag mit Zöllen in Höhe von 39 Prozent belegen.

Offiziell wegen des Handelsdefizits – doch Experten vermuten, dass der Republikaner damit indirekt die Pharmariesen in die Knie zwingen will.

Mit hochpreisigen Medikamenten erzielen Roche und Novartis im amerikanischen Markt Milliardengewinne.

Ein Dorn im Auge Trumps, der sich im Wahlkampf als Kämpfer gegen überteuerte Gesundheitskosten inszenierte.

Daher wird nun spekuliert, ob der Bundesrat gemeinsam mit der Branche einen Deal einfädeln könnte, um Strafzölle abzuwenden. Doch wie realistisch ist ein solches Entgegenkommen?

Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz, sieht zwar durchaus Handlungsspielraum aufseiten der Konzerne: «Da gibt es sicher Potenzial.»

Jedoch sei fraglich, ob dies allein reiche, um den Zollhammer abzuwenden.

Denn: «Preissenkungen in den USA bei der Pharmabranche haben keine direkten Auswirkungen auf das Handelsbilanzdefizit mit der Schweiz.»

Binswanger: «Gesamtdeal» wäre wirksamer als «isolierter Pharmadeal»

Auch deshalb hält Binswanger einen «isolierten Pharmadeal» für zu kurz gegriffen. Vielmehr brauche es «einen Gesamtdeal, bei dem sich die Schweiz verpflichtet, mehr US-Produkte zu importieren. Und mehr Geld in den USA zu investieren.»

Selbst wenn Roche und Novartis auf die Forderung von Donald Trump eingehen wollten: Die Frage bleibt, wie schmerzhaft eine Preissenkung auf dem wichtigsten Pharmamarkt der Welt für die Unternehmen wäre.

Machen dir die hohen US-Zölle auf Schweizer Exporte Sorgen?

Binswanger hält pauschale Aussagen für schwierig: «Vermutlich kommt es dann zu einer Sortimentsanpassung. Es gibt Produkte, bei denen Preissenkungen leichter möglich sind als bei anderen.»

Manche Medikamente würden sich womöglich schlicht nicht mehr lohnen. «Man wird sich verstärkt auf lukrative Medikamente konzentrieren und sich bei gewissen Produkten vom Markt zurückziehen.»

Zölle von Donald Trump könnten auch die USA treffen

Auch für Donald Trump ist der Druck auf die Schweizer Pharmakonzerne nicht ohne Risiko.

Zwar setzt er auf nationale Produktion und niedrigere Preise. Doch die angedrohten Zölle auf Medikamente könnten in erster Linie die eigenen Gesundheitskosten weiter steigen lassen.

«Die Frage ist immer, ob man diese Medikamente in nützlicher Frist selbst produzieren kann», erklärt Binswanger.

«Bei einem erheblichen Anteil dürfte das für die USA nicht der Fall sein. In diesem Fall verteuern Zölle einfach die Medikamente in den USA und sorgen für einen weiteren Anstieg der Gesundheitskosten.»

Wenn Trump aber gleichzeitig Preissenkungen bei Pharmaprodukten durchsetzen könne, werde dieser Effekt gemildert.

Denkst du, dass Trump die Zölle bald wieder senken wird?

Fest steht: Der Ball liegt in dieser Frage nicht beim Bundesrat – sondern bei den Konzernen selbst.

«Der Bundesrat kann die Pharmafirmen nicht zwingen», betont Binswanger. «Diese werden wohl selbst einen Deal mit der US-Regierung machen. Das liegt ja in ihrem eigenen Interesse.»

Gleichzeitig gilt: Selbst ein Entgegenkommen der Pharmaindustrie dürfte nicht ausreichen, um die Situation zu entschärfen.

«Preissenkungen bei Pharmaprodukten allein werden den Zollhammer nicht abwenden. Dafür braucht es weitere Angebote.»

Kommentare

User #2155 (nicht angemeldet)

Cassis EDA und Jans entlassen, ohne Rente

NaSowas

Experten vermuten……. Die Schweiz sollte Gegenzölle auf wichtige us Exporte machen

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