Lidl soll Bastelidee von Künstlerin geklaut haben
Eine deutsche Künstlerin ist sauer. Sie wirft Discounter Lidl vor, ihre Bastelanleitung für einen Weihnachtskalender kopiert zu haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Franziska Fiolka postete auf Instagram eine Anleitung für einen Wartewichtel.
- Follower entdeckten den gleichen Kalender bei Lidl.
- Der Discounter bestreitet den Kopiervorwurf, löscht den Kalender aber.
Bei Franziska Fiolka ist der Bart ab – bevor der Wartewichtel keinen mehr hat. Bei einem solchen schneiden Kinder einem Papierwichtel jeden Tag ein Stück Bart ab. Auf diese Weise können sie die Zeit bis Weihnachten verkürzen.
Sie sei dank einiger Follower auf die bittere Erkenntnis gestossen, schreibt sie in einem Post auf Instagram. «Dass Lidl meine Bastelanleitung 1:1 kopiert und in ihrem Werbekatalog veröffentlicht hat, ohne Rücksprache oder Anerkennung.» Es gebe keinerlei künstlerische Eigenleistung, behauptet sie.
Grosse Konzerne nähmen Existenzgrundlage
Die Künstlerin berichtet, die Anleitung auf der deutschen und portugiesischen Website des Discounters gesehen zu haben. «Und das Magazin liegt auch gedruckt in den Filialen.»
Ihre Follower ruft sie auf, sie zu informieren, entdecken sie ihre Bastelanleitung in anderen Ländern.
Sie lebe von ihrer kreativen Arbeit, schreibt die ausgebildete Verpackungs- und Kommunikationsdesignerin. «Wenn sich grosse Konzerne die Ideen & Kreativität unabhängiger Künstler*innen einverleiben, nimmt es ihnen die Existenzgrundlage», warnt Fiolka.
Lidl weist Vorwurf zurück
Die Bastel-Influencerin plant rechtliche Schritte gegen Lidl.
Da sie sich keinen Anwalt habe leisten können, arbeite sie mit der Agentur Creative Rights zusammen, sagt sie zu Nau.ch. «Dadurch habe ich kein finanzielles Risiko und gebe einen Teil des Schadenersatzes ab, wenn wir erfolgreich dagegen vorgegangen sein sollten.»
Kurze Zeit später meldete sich Fiolka mit einem erneuten Post und Antworten von Lidl. Nichts an dem Wartewichtel lasse Rückschlüsse auf eine eigene geistige Schöpfung zu, habe der Discounter geantwortet. «Und erst recht ist nicht ersichtlich, worin sich die eigenpersönlichen Züge der Schöpferin wiederfinden lassen sollen.»
«Ich war komplett machtlos»
Auffällig findet die Hamburger Künstlerin, dass der Discounter die Anleitung von der deutschen Website gelöscht hat. «Macht man das, wenn man sich absolut im Recht sieht?», fragt sie die Follower.
Eine Illustratorin, die auch Bastelanleitungen anbietet, reagiert empört.
«Ich kotze echt!!», schreibt sie. Die Supermarktkette Rewe habe das bei ihr auch einmal gemacht, als sie noch in ihrer Insta-Anfangsphase gewesen sei. «Ich war komplett machtlos und es ist so ein mieses Gefühl.»
Berufsverband appelliert an Discounter
In den Kommentaren bekommt Franziska Fiolka auch Support vom Berufsverband der deutschsprachigen Illustratorinnen und Illustratoren.
«Auf Basis dieser Vorlage ist unseres Erachtens die eigene geistige Schöpfung der Illustratorin deutlich erkennbar», schreibt die Illustratoren Organisation. «Wir appellieren an Lidl, die Urheberrechte anzuerkennen und für eine Verwertung der Nutzungsrechte angemessene Vergütung zu leisten.»
Die Redaktion hat Lidl mit den Kopiervorwürfen konfrontiert. Die Medienstelle teilt aber nur mit, sich zu laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen nicht zu äussern.





















