Gemäss Comparis zahlen Schweizerinnen und Schweizer nächstes Jahr schon wieder mehr für die Krankenkasse. Was kann ich tun – und lohnt sich ein Wechsel?
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2025 kommt es voraussichtlich zur nächsten Zunahme. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 2025 werden die Krankenkassenprämien laut Comparis im Schnitt sechs Prozent ansteigen.
  • Dies sei die Konsequenz von steigenden Gesundheitskosten.
  • Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly erklärt gegenüber Nau.ch die Hintergründe.
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2025 kommt es zum nächsten Prämienschock!

Gemäss dem Vergleichsdienst Comparis wird ein Anstieg der Grundversicherungsprämien um durchschnittlich sechs Prozent erwartet. Je nach Kanton und Prämienregion wird gar eine Zunahme um über zehn Prozent prognostiziert.

Wieso steigen die Prämien erneut und was bedeutet das für Schweizerinnen und Schweizer? Nau.ch hat bei Felix Schneuwly nachgefragt, dem Experten für die Krankenkasse bei Comparis.

Nau.ch: Warum steigen die Krankenkassenprämien erneut an?

Felix Schneuwly: Jeder politisch erzwungenen Reservensenkung folgen jeweils mehrere Prämienschocks, wie die Grafik zeigt (siehe unten). Ohne die Reservensenkungen und tiefen Prämienerhöhungen 2020, 2021 und 2022 wären die Prämien in den letzten Jahren unter drei Prozent jährlich gestiegen.

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Felix Schneuwly, Experte für Krankenkassen bei Comparis, weist auf mehrere Prämienschocks hin, die nach jeder politisch erzwungenen Reservensenkung folgen. - zVg

Reserven sind wichtig, damit nicht jede Kostenschwankung zu einer starken Prämienschwankung führt. Leider hat Bundesrat Berset nicht von den Fehlern von Ruth Dreifuss und Pascal Couchepin gelernt.

(Anmerkung d. Redaktion: Damit längerfristig die Zahlungsfähigkeit sichergestellt ist, bilden die Versicherer Reserven. Je nach Grösse der Krankenkasse beträgt die Sicherheitsreserve zwischen zehn und 20 Prozent.

Über die Jahre dienen die Reserven der Glättung der Prämienschwankungen. Werden die Reserven abgebaut, werden die Prämien vorübergehend günstiger, als sie es eigentlich sein müssten. Umgekehrt steigen die Prämien übermässig, wenn Reserven aufgebaut werden müssen.)

Prämienschock wäre «vermeidbar gewesen»

Nau.ch: Sechs Prozent – sind das eher viel oder wenig? Was war zu erwarten?

Schneuwly: Die sechs Prozent per 1. Januar 2025 sind wie die 8,7 Prozent per 2024 und die 6,6 Prozent per 2023 überdurchschnittlich. Sie wären wie eben erklärt vermeidbar gewesen.

Nau.ch: Wie lange werden die Prämien noch weiter ansteigen?

Schneuwly: Die Prämien werden weiter ansteigen unter drei Prozent pro Jahr, wenn Bundesbern intelligenter als bisher reguliert.

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Felix Schneuwly ist Experte für die Krankenkasse beim Vergleichsportal Comparis. - keystone

Intelligent heisst: Die Kassen müssen nicht wie bisher bloss immer mehr Mengen der versicherten medizinischen Leistungen vergüten. Sondern sie sollen Effizienz und Qualität belohnen dürfen. Wie sie das in den alternativen Versicherungsmodellen wie Telemedizin, Hausarzt und HMO tun.

Nau.ch: Wie viele Menschen werden ihre Krankenkasse wechseln?

Schneuwly: Je stärker die Prämien im Durchschnitt steigen, desto mehr Versicherte wechseln. Sind die Prämienerhöhungen von Kasse zu Kasse auch stark unterschiedlich, erhöht das die Wechselbereitschaft ebenfalls. Die Wechselquote schwankt zwischen sechs bis über zehn Prozent der Versicherten.

Politik hat bei Krankenkasse «viele Fehler gemacht»

Nau.ch: Was kann ich selbst dazu beitragen, um einen Prämienanstieg in Zukunft zu dämpfen?

Schneuwly: Man kann die Kasse wechseln oder ein alternatives Versicherungsmodell oder eine höhere Franchise wählen. Oder diese drei Sparmöglichkeiten kombinieren.

Bereiten dir die steigenden Krankenkassen-Prämien Sorgen?

Nau.ch: Was kann und muss die Politik machen, damit die Prämien nicht noch teurer werden?

Schneuwly: Die Politik hat in den letzten Jahren vor allem viele Fehler gemacht. Diese treiben die Bürokratiekosten in die Höhe und verschärfen den Fachkräftemangel und Lieferengpässe bei Medikamenten und Medtechprodukten.

Wichtig ist intelligentere Regulierung, mehr Handlungsspielraum für die Kassen und Ärztenetzwerke. Dies, damit sich in den alternativen Versicherungsmodellen Effizienz und Qualität mehr lohnt als immer mehr Mengen.

Auch die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen wäre wichtig. Darüber stimmen wir voraussichtlich im November ab.

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