40'000 Schweizer lassen sich Abnehmspritze von Krankenkasse zahlen
Rund 40'000 Schweizer und Schweizerinnen lassen sich die Abnehmspritze Wegovy von der Krankenkasse zahlen. Häufig sind es Frauen – obwohl Männer dicker sind.

Das Wichtigste in Kürze
- Neue Zahlen zeigen, wie viele (von Krankenkasse bezahlte) Abnehmspritzen abgegeben werden.
- Demnach belaufen sich die Kosten für die 40'000 Personen in zehn Monaten auf 43 Millionen.
- Es greifen viel mehr Frauen zur Abnehmspritze, obwohl Männer häufiger Übergewicht haben.
Seit Frühling 2024 wird die Abnehmspritze in der Schweiz teilweise von der Krankenkasse übernommen. Die Hilfe zum Abnehmen wird seither deutlich häufiger in Anspruch genommen.
Das zeigen neue Zahlen im Schweizer Versorgungsatlas des Gesundheitsobservatoriums «Obsan». Die Zahlen beschränken sich auf Präparate, die zur Behandlung von Adipositas zugelassen sind (meistens das dänische Mittel «Wegovy»).
Abnehmspritze könnte Schweiz bald 300 Millionen Franken im Jahr kosten
40'000 Personen liessen sich das Medikament von der Krankenkasse erstatten. In den ersten zehn Monaten belaufen sich die Kosten laut Krankenkassenverband «Prioswiss» bereits auf rund 43 Millionen Franken.
Schätzungen sagen, dass die Kosten auf jährlich 300 Millionen Franken ansteigen könnten.
Auffallend im Bericht: Frauen greifen viel häufiger zur Abnehmspritze als Männer. Obwohl Männer (52 Prozent) gemäss Gesundheitsbefragung deutlich öfter übergewichtig oder adipös sind als Frauen (34 Prozent).
Zudem zeigen die Auswertungen, dass Schweizer zwischen 51 und 60 Jahren am häufigsten zu Abnehm-Medikamenten greifen. Gefolgt von der Altersgruppe zwischen 41 und 50 Jahren.
«Frauen unterliegen stärker dem gängigen Schönheitsideal»
Philipp Gerber, Leiter des Adipositas-Zentrums am Unispital Zürich, bestätigt gegenüber SRF, dass man den Geschlechterunterschied spüre. In den Sprechstunden seien mehr Frauen zu Besuch.

Warum?
Eine Antwort gibt Gabriela Fontana vom Dachverband Allianz Adipositas: «Frauen unterliegen stärker dem gängigen Schönheitsideal und sind schneller unzufrieden mit ihrem Körpergewicht als Männer. Und sie nehmen wohl auch eher medizinische Hilfe in Anspruch.»
Wegovy und Co. lassen die Muskeln schwinden
Achtung: Zuletzt warnten Ärzte, dass der Konsum der Spritzen auch negative Folgen haben kann. So ist etwa der Verlust der Muskelmasse deutlich höher als bei herkömmlichen Diäten oder Ernährungsumstellungen.
Herkömmliche Methoden können zu Muskelschwund von zehn bis 30 Prozent führen. Bei den Abnehmspritzen liegt der Verlust bei bis zu 39 Prozent.
Und: Wenn die Anwendung der Spritze gestoppt wird, besteht die Gefahr eines Jojo-Effekts. Die verlorene Muskelmasse wird durch Fett wieder aufgefüllt und der Körperzustand verschlechtert sich im Vergleich zum Zustand vor dem Abnehmprozess.