Mehrere Schweizer Städte kämpfen mit dem öffentlichen Drogenkonsum. Sucht Schweiz ist zudem alarmiert, wie billig Koks in der Schweiz zurzeit zu haben ist.
thilo beck
Kokain ist in der Schweiz eine weit verbreitete Droge. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Qualität der Drogen in den Schweizer Städten ist so hoch wie nie zuvor.
  • «Als würde man Kokain direkt im kolumbianischen Drogenlabor kaufen», so Sucht Schweiz.
  • Im Sommer gab es unter anderem deshalb eine Zunahme von verwahrlosten Süchtigen.
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In der Schweiz wird die Drogenproblematik immer sichtbarer. In Städten wie Zürich, Bern, Lausanne und Genf nimmt der Drogenkonsum in der Öffentlichkeit zu. Zudem ist die Qualität des Stoffes so hoch wie nie zuvor. Dies führt zu einer Zunahme von verwahrlosten Süchtigen.

Im Sommer wurden in Lausanne häufig Szenen beobachtet, bei denen Drogensüchtige auf offener Strasse ihren Rausch ausschliefen. Auch in anderen Städten wie Zürich und Genf hat sich die Situation zugespitzt.

«Noch nie war hierzulande so reines Kokain in so grossen Mengen zu derart tiefen Preisen auf dem Markt», erklärt Frank Zobel, Vize-Direktor der Stiftung Sucht Schweiz gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Kokain
Gemäss Franz Zobel sei das Kokain hierzulande noch nie so rein Kokain und in so grossen Mengen zu derart tiefen Preisen auf dem Markt gewesen. (Symbolbild)
Crack, Drogen
Der Konsum von Crack führt dazu, dass man kaum noch schlafen kann und die Körperhygiene vernachlässigt. (Symbolbild)
Dieses Bild aus dem Jahr 1994 zeigt die Drogenszene am Letten Bahnhof in Zürich.
drogenabngabestelle
In Drogenabgabestellen können Drogen kontrolliert und im geschlossenen Raum konsumiert werden. (Symbolbild)

Er habe so etwas noch nie gesehen, so Zobel. «Das ist, als würde man Kokain direkt in einem kolumbianischen Drogenlabor kaufen».

Die Süchtigen würden immer mehr Kokain und vor allem solches mit extrem starker Wirkung konsumieren.

Trotz ähnlicher Probleme würden sich die Situationen zwischen den Grossstädten aber deutlich unterscheiden. In Genf wurde eine Studie durchgeführt, um das Problem besser verstehen zu können. Die Ergebnisse zeigten eine Überschwemmung mit billigen Crackprodukten während der Covid-Pandemie.

Körperhygiene wird vernachlässigt

In Zürich hat sich insbesondere im Park Bäckeranlage eine wachsende Szene gebildet. Die Stadt reagiert darauf mit vermehrtem Polizeiaufkommen sowie Sozialarbeitern vor Ort, um Abhängige betreuen zu können.

Haben Sie schon mal Koks probiert?

Auch Bern ist nicht frei von Crack-Konsumierenden. Wie Simone Schär von der Anlaufstelle Contact der Zeitung erklärte, habe das günstige Kokain bisher keine Veränderungen im Konsumverhalten bewirkt: «Was wir heute nicht feststellen, kann sich rasch ändern».

Zobel glaubt nicht an eine Eskalation, wie sie momentan in Romandie befürchtet wird: «Für die Deutschschweiz waren der Platzspitz und Kocherpark Traumata». Er sieht Verbesserungsbedarf bei Zusammenarbeit zwischen Sozialarbeitern , Polizisten und Pflegeberufen besonders Romandie.

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