Junge motzen: Nachtclubs lassen Teenies länger anstehen
Teenager ärgern sich: Sie müssen anderthalb Stunden anstehen, um in den Club zu kommen, obwohl sie schon ein Ticket haben. Dafür gibt es aber einen guten Grund.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Teenagerin beschwert sich über lange Warteschlangen vor einem Club.
- Die 18-Jährige musste trotz Tickets fast anderthalb Stunden draussen anstehen.
- Kein Einzelfall – doch die Clubs verteidigen sich: Bei Partys ab 16 gehts nicht anders.
Eine Gruppe Teenager freut sich auf den Ausgang: Die Jugendlichen, alle um die 18 Jahre, haben Tickets für eine Party ab 16 im Berner Kultlokal Bierhübeli. Doch als sie vor Ort ankommen, erwartet sie eine lange Warteschlange.
«Die Leute standen dicht gedrängt vor der Tür, es ging einfach nicht vorwärts», erzählt Teenagerin Jana K.* Nau.ch.
Der Security habe die Wartenden sogar noch zurückgedrängt. «Irgendwann fragte ich ihn, ob sie zu viele Tickets verkauft haben oder was genau los sei», sagt K. Der Security verneint.
«Mussten fast anderthalb Stunden draussen warten»
«Wir mussten schliesslich fast anderthalb Stunden draussen warten. Es war sehr unangenehm, ein paar 16-Jährige kotzten noch in der Warteschlange.»
Um 23.50 Uhr seien sie angekommen, um 01.15 Uhr habe man sie erst reingelassen.
Der Ärger ist gross. «Wozu haben wir die Tickets überhaupt im Voraus bestellt? Ich finde das ein wenig frech», motzt sie.
Sie sei schon oft in dem Lokal gewesen, aber dass sie so lange anstehen musste, habe sie noch nie erlebt.
Bei Partys ab 16 dauert es länger
Kein Einzelfall: Clubs schweizweit lassen Teenies öfter warten als andere Zielgruppen. Der springende Punkt: Die Party war schon ab 16 Jahren – Das ist der Auslöser für die lange Wartezeit.
«Bei anderen Veranstaltungen gibt es ebenfalls Warteschlangen, jedoch nie im selben Ausmass», sagt Bierhübeli-Geschäftsführer Dave Naef zu Nau.ch.
Bei der Ü16-Party, an der die Teenies teilgenommen haben, komme es erfahrungsgemäss zu längeren Wartezeiten am Eingang.
«Hauptgrund dafür ist die sorgfältige Alters- und Ausweiskontrolle, die wir sehr ernst nehmen», erklärt Naef.
«Wir gewähren den Einlass ausschliesslich gegen Vorweisen eines gültigen amtlichen Ausweises. Da der Jugendschutz für uns von hoher Bedeutung ist, werden die Ausweise gründlich überprüft.»
Clubs kontrollieren Taschen bei 16-Jährigen auf verbotene Getränke
Auch Alexander Bücheli von der Zürcher Bar- und Clubkommission kennt das Phänomen. Bei Partys ab 16 «braucht es mehr Personal, da jeder Ausweis und jede Tasche kontrolliert werden muss».
Schliesslich muss gründlich überprüft werden, dass sich keine 15-Jährigen – oder noch Jüngere – mit einem falschen Ausweis «hereinschleichen».

Dass sogar die Taschen angeschaut werden, hat einen einfachen Grund: «Die Jugendlichen dürfen keine unerlaubten alkoholischen Getränke mit sich führen. Wir wollen niemanden, der mit 16 Wodka trinkt, im Club.»
An Partys ab 16 «kommt es eher zu Ausweismissbrauch»
Hinter den ausführlichen Kontrollen steckt jedoch noch mehr.
«Gemäss den Veranstalter*innen kommt es bei Ü16-Partys eher zu Ausweismissbrauch als im Rahmen normaler Veranstaltungen», sagt Bücheli.
Er vermutet: «Ein Grund dafür ist wohl, dass man dazu gehören möchte, auch wenn man auf dem Papier noch zu jung ist.»
Für ihn wichtig, dazu festzuhalten: «Wenn man zum Beispiel den Ausweis der älteren Schwester nimmt, handelt es sich nicht einfach nur um ein Offizialdelikt. Ausweismissbrauch hat immer eine Anzeige bei der Polizei zur Folge.»
«Im Interesse von allen»
Roy Bula vom Verein Kultur & Gastronomie Basel ergänzt zu Warteschlangen bei Partys ab 16: «Es macht durchaus Sinn, dass die Wartezeiten etwas länger sind.»
Wo viele Unter-18-Jährigen sind, müssten mehr Ausweise kontrolliert werden als in einem Club, «in dem man erst ab 23 reinkommt».
Er erinnert an das Gesetz: Die Clubbetreiber sind verpflichtet, Personen unter 18 Jahren keine gebrannten alkoholischen Getränke zu servieren. Bier und Wein gibt es ab 16.
«Es ist unumgänglich, dass der Club die Verantwortung übernimmt und die Ausweise aufmerksam prüft. Es liegt im Interesse von allen.»
Zuletzt wurde immer wieder darüber gesprochen, dass die Jungen weniger Alkohol trinken und weniger Party machen.
Darum gewinnt Bücheli der Geschichte der verärgerten Teenagerin auch etwas Positives ab: Lange Warteschlangen sind für seine Branche ein gutes Zeichen.
Die Zürcher Bar- und Clubkommission führt derzeit eine Studie mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zum Thema Ausgehverhalten durch. Sie soll Licht ins Dunkel bringen – und zeigen, ob Party machen wirklich nicht mehr so cool ist wie früher.
*Name von der Redaktion geändert













