Jetzt lassen russische Oligarchen ihre Schweizer Bunker inspizieren

Elena Hatebur
Elena Hatebur

Genève,

Schweizer Bunker-Inspektionen erfreuen sich wachsender Beliebtheit — und sind gesetzlich Pflicht. Zur Kundschaft gehören auch russische Oligarchen.

Schutzräume in der Schweiz
Schweizer Schutzräume müssen regelmässig gewartet werden. Jetzt wollen offenbar auch russische Oligarchen ihre Bunker inspizieren lassen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Schutzräume müssen alle zehn Jahre professionell gewartet werden.
  • Zur Kundschaft gehören auch russische Oligarchen, die ihre Bunker überprüfen lassen.
  • Mit rund 370'000 Schutzräumen ist die Schweiz im Ernstfall bestens vorbereitet.

Schutzräume – ob privat oder öffentlich – müssen regelmässig gewartet werden. Alle zehn Jahr ist eine Inspektion in der Schweiz Pflicht.

Für Bunker-Bauer und Inspektor Christian Sinigaglia ist das Routinearbeit. Im Auftrag der Kantone überprüft er die Anlagen auf ihre Einsatzbereitschaft.

Brisant: Seit der russischen Invasion in der Ukraine erlebt die Dienstleistung einen regelrechten Aufschwung. Unter den Auftraggebern finden sich auch Privateigentümer – darunter russische Oligarchen.

Dabei handle es sich um Kunden, die in der Schweiz leben und sicherstellen möchten, dass ihre Schutzräume im Ernstfall funktionieren. Das erklärt der Bunker-Inspektor dem «Europamagazin» der ARD. «Wichtig ist, wer bezahlt», meint er dazu.

Schweiz ist im Ernstfall bestens vorbereitet

Mit einem Abdeckungsgrad von über 100 Prozent ist die Schweiz so gut gerüstet wie kaum ein anderes Land. Im Ernstfall finden rund neun Millionen Einwohner in mehr als 370'000 Schutzräumen Platz.

Hinter den schweren Türen befinden sich Generatoren, Schlafplätze und Vorräte. Bei nuklearen, chemischen oder biologischen Gefahren stehen zudem Dekontaminationsräume bereit.

Das «Vorbereitet-Sein und die Verankerung des Schutzes der Bevölkerung» seien in der Schweiz tief verankert, sagt Daniel Jordi. Er ist Zivilschutz-Chef beim Berner Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS).

Die Idee der Schutzräume gehe auf die Zeit des Kalten Krieges zurück, erklärt Jordi gegenüber der Sendung. Angesichts der atomaren Aufrüstung der Grossmächte sei die Sorge vor Konflikten gewachsen.

«Da hat man erkannt, dass man die Bevölkerung auch schützen muss. Sei das vor Luftangriffen oder dann eben auch Massenvernichtungswaffen», so Jordi.

Dass grundsätzlich jedes neue Gebäude einen Schutzraum haben muss, ist seit 1963 gesetzlich verankert. Alternativ kann ein Ersatzbeitrag gezahlt werden, mit dem die öffentliche Hand Schutzräume errichtet.

Bunker-Knowhow ist weltbekannt

Dass die Schweiz beim Bau und Unterhalt von Schutzräumen führend ist, hat sich längst über die Landesgrenzen hinaus herumgesprochen.

Hat dein Haus oder deine Wohnung einen Schutzraum?

Auch im Nachbarland Deutschland möchte man von der Schweizer Erfahrung profitieren. Noch gibt es keine «Made in Switzerland»-Bunker jenseits der Grenze.

Erst kürzlich wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, um die Zusammenarbeit mit den Fachleuten in Bern zu vertiefen. Sinigaglia ist überzeugt, dass man künftig auch deutsche Auftraggeber zur Kundschaft zählen darf.

In Deutschland fehlen massenweise Schutzräume

Deutschland hinke beim Zivilschutz deutlich hinterher, das findet auch Bunker-Inspektor Sinigaglia. Es sei fahrlässig, dass dort nur ein Bruchteil der Bevölkerung im Ernstfall Schutz finden könnte.

In den rund 600 teils maroden Bunkeranlagen dürften insgesamt nicht mehr als eine halbe Million Menschen Platz finden.

«Deutschland hat das wahrscheinlich vernachlässigt, weil es historisch eher ein Land war, das andere angegriffen hat», sagt Sinigaglia. Unser Nachbar sei deshalb nicht fokussiert darauf gewesen, sich selbst zu schützen.

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Kommentare

User #2503 (nicht angemeldet)

Ist doch schön dass die Schweizer sich so fürsorglich um die Sicherheit russischer Oligarchen kümmern.

User #2927 (nicht angemeldet)

Und im Bunker wird was gegessen?

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