Infektiologe Günthard fordert Corona-Strategie für den Herbst

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Bern,

Huldrych Günthard fordert eine Corona-Strategie und keine Altersschranken bei der Impfempfehlung. «Die Pandemie ist noch nicht vorbei.»

Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle. (Archivbild)
Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/DPA-Zentralbild/MARTIN SCHUTT

Das Wichtigste in Kürze

  • Huldrych Günthard fordert eine Corona-Strategie und einen Krisenstab.
  • Long Covid müsse als prioritäres Problem behandelt werden.
  • Der Infektiologe warnt, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei.

Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle – genauso wie die Erkenntnis, dass Long Covid ein prioritäres Problem sei.

«Das BAG hat Long Covid meines Wissens bisher nicht als prioritäres Problem erkannt und als solches definiert», sagte der leitende Arzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Zürcher Unispital.

huldrych günthard
Hulrych Günthard bei einem Auftritt in der «Arena». - Screenshot SRF

Steckten sich aber täglich 100'000 Personen mit Corona an und nur fünf Prozent zeigten Long-Covid-Symptome, dann ergebe das 5000 Personen mit Langzeitfolgen. «Die können teilweise monatelang nicht arbeiten und werden zum medizinischen Sonderfall.» Eine spezifische Therapie gebe es nämlich nicht.

Günthard fordert Krisenstab

Von den Behörden erwartet er eine klare und kontinuierliche Kommunikation, wie es um die Pandemie steht. «Ein solches Konzept ist beim BAG zurzeit nicht vorhanden. Das kann in der Bevölkerung zu Verunsicherung und zu einer Verharmlosung der Infektion führen», so Günthard.

Es brauche einen Krisenstab und kurze Entscheidungswege. «Wenn sich eine neue Welle aufbaut, muss man innert zwei, drei Tagen die Bevölkerung informieren und sagen, was Sache ist.»

Günthard: «Müssen akzeptieren, dass Pandemie noch nicht vorbei ist»

Dazu sei es verwirrend, wenn die Behörden das Impfen zum Königsweg erklärten, Impfungen aber selbst bezahlt werden müssten. Dazu sollte schon jetzt überlegt werden, wie neue Impfstoffe am schnellsten unter die Leute gebracht werden könnten. «Da liegt der Ball wieder beim BAG und dann bei den Kantonen. Es braucht eine klare Strategie», sagte Günthard.

Die starren Altersgrenzen beim Impfen, wie die Boosterempfehlung für Personen über 80 Jahre, hinterfragte er: «Medizinisch gesehen gibt es keinen Grund, so starre Altersgrenzen zu ziehen, wie es die Impfkommission macht. Man muss sich zudem überlegen, welches Signal man damit aussendet.»

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«Wir müssen akzeptieren, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist», so der Infektiologe. Die Sommerwelle habe extrem an Fahrt aufgenommen. «Wahrscheinlich werden wir in zwei bis vier Wochen die Spitze erreichen.»

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