Seit dieser Woche darf in die Schweiz kein Gold aus Russland importiert werden. Jedoch macht sich die Branche keine Sorgen deswegen.
Goldbarren
Der Goldimport von Russland in die Schweiz ist nun verboten. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Import von Gold aus Russland in die Schweiz ist seit dieser Woche verboten.
  • Deswegen macht sich die Edelmetall-Branche aber keine Sorgen.
  • Sie begrüsst die neuen Sanktionen sogar.

Gold aus Russland darf seit dieser Woche nicht mehr in die Schweiz importiert werden. Die hiesige Edelmetall-Branche macht sich deswegen aber keine Sorgen. In einem Statement begrüsst sie die neuen Sanktionen gar.

Am Mittwoch zog der Bundesrat nach. Er verbot, Gold aus Russland zu kaufen, einzuführen oder zu transportieren. Dienstleistungen im Zusammenhang mit diesen Gütern sind neu ebenfalls verboten.

Die EU hatte das Importverbot im Rahmen ihres siebten Sanktionspaketes bereits am 21. Juli beschlossen. Bisher war hierzulande erst der Export von Gold nach Russland untersagt.

Eine wichtige Drehscheibe für internationalen Goldhandel

Der Entscheid hat für den hiesigen Wirtschaftsstandort eine gewisse Bedeutung. Die Schweizer Goldraffinerien im Tessin und in der Westschweiz verarbeiten bis zu 70 Prozent des weltweit geschürften Goldes.

Die hier ansässigen Firmen Argor Heraeus, Metalor, MKS Pamp und Valcambi gehören gar zu den weltweit sieben grössten Gold-Raffinerien. Ausserdem ist die Schweiz im internationalen Goldhandel eine wichtige Drehscheibe.

Die Schweizerische Vereinigung der Edelmetallfabrikanten und -händler (ASFCMP) schreibt in einem Communiqué vom Freitag, dass der Beschluss des Bundesrates nur kleine Auswirkungen auf den eigenen Tätigkeitsbereich hat. Die Mitglieder des Verbands würden diese neuen Regeln nämlich bereits seit einiger Zeit bereits «proaktiv» einhalten. Dies erkläre auch, weshalb die aus Russland in die Schweiz eingeführten Goldmengen bereits gering seien.

Russland bereits im März von Liste gestrichen

Der Verband vertritt insgesamt 13 Mitglieder. Diese stehen laut eigener Angabe für 95 Prozent der in der Schweiz geschmolzenen und raffinierten Edelmetalle. Wovon es sich bei wiederum 90 Prozent um Gold handelt.

Der Verband hatte bereits im März entschieden, die russischen Raffinerien von der Liste der zertifizierten Produktionsbetriebe zu nehmen.

Auch bei den Raffinerien selbst heisst es daher auf Anfrage: Mit dem Entscheid des Bundesrates ändert sich für uns nichts. Argor-Heraeus aus Mendrisio im Kanton Tessin schreibt auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP etwa: «Das Unternehmen hat schon am 24. Februar beschlossen, keine Edelmetalle aus Russland oder von russischen Eigentümern mehr zu akzeptieren.»

Metalor aus dem Kanton Neuenburg weigert sich ebenfalls, Gold aus Russland zu importieren. Das Unternehmen verweist auf ein Communiqué vom Juni.

Trotzdem könnte es herausfordernd sein

Ist für die Branche also alles in Butter? Dass dem vielleicht doch nicht so ist, darauf lässt ein Satz im Communiqué des Verbands ASFCMP schliessen. Die Umsetzung der Sanktionen und des kompletten Importverbots für russisches Gold könne sich durchaus als «herausfordernd» herausstellen, schreibt der Verband. Man würde daher alle «Massnahmen begrüssen, die eine klare und präzise Umsetzung gewährleisten.»

Für Kritik sorgte dies etwa auch bei Swissaid. Der Entwicklungsorganisation fielen in den letzten Monaten die zunehmenden Goldimporte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Direkt nach Kriegsausbruch habe es auch in der Schweiz einen massiven Anstieg von Importen aus Dubai gegeben. Die Emirate seien jedoch bekannt als Drehscheibe für Gold mit problematischer Herkunft, sagt ein Sprecher der Organisation gegenüber AWP.

300 Tonnen Gold werden von Russland jährlich produziert

Man halte es für durchaus plausibel, dass es sich dabei um verschleiertes russisches Gold handeln könnte. «Das Risiko, dass trotzdem noch russisches Gold über Umwege in die Schweiz kommen könnte, ist sehr hoch», sagt er. Die 300 Tonnen Gold, die Russland jedes Jahr produziere, seien ja weiter im Markt.

Die Schweizer Raffinerien müssten daher verpflichtet werden, die tatsächliche Herkunft von Gold, das über Zwischenhändler verkauft wird, zu deklarieren. Das fordert die Organisation.

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