Immer mehr Rotmilane entscheiden sich gegen den Flug in den Süden und überwintern stattdessen in der Schweiz.
Rotmilane bleiben im Winter immer häufiger in der Schweiz. (Archivbild)
Rotmilane bleiben im Winter immer häufiger in der Schweiz. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER
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Ob ein Rotmilan in den Süden zieht oder in der Schweiz überwintert, hängt von seinem Alter, seiner Grösse und seinem Geschlecht ab, wie eine neue Studie der Vogelwarte Sempach LU zeigt. «Vor vierzig Jahren war es noch sehr selten, dass ein Rotmilan in der Schweiz überwinterte», erklärte die Biologin Stephanie Witczak von der Vogelwarte am Dienstag. In den 1960er-Jahren wurden laut der Expertin zum ersten Mal überhaupt Rotmilane beobachtet, die hierzulande überwinterten.

Mittlerweile gelten Rotmilane, wie viele andere Vogelarten auch, als Teilzieher. Für die Studie, die in der Januar-Ausgabe des Fachmagazins «Journal of Animal Ecology» veröffentlicht wurde, untersuchte Witczak, welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind, ob ein Rotmilan nach Südfrankreich oder Spanien zieht oder in der Schweiz bleibt. Dafür hat sie zusammen mit weiteren Forschenden 381 Rotmilane per GPS verfolgt.

Faktoren für das Überwinterungsverhalten

Im ersten Lebensjahr zogen fast alle jungen Milane mit GPS-Sender gen Süden. Die Wahrscheinlichkeit, sesshaft zu werden, stieg jedoch mit dem Alter an. Geschätzt verbringen etwa zwei Drittel aller erwachsenen Rotmilane den Winter in der Schweiz. Eine mögliche Erklärung dafür ist laut Witczak, dass die Vögel einen höheren Bruterfolg haben könnten, wenn sie früher in ihren Brutgebieten sind.

Ab welchem Alter ein Vogel den Winter in der Schweiz blieb, hing bei Weibchen zudem von ihrer Körpergrösse ab: Grössere Rotmilan-Weibchen wurden eher sesshaft als kleinere. Das könnte beispielsweise mit den für die Brut notwendigen Fettreserven zusammenhängen.

Sesshaftigkeit und Überlebensvorteile

Einmal sesshaft gewordene Rotmilane wurden nur selten wieder zu Zugvögeln. Die erwachsenen Männchen scheinen laut der Studie ausserdem einen erheblichen Überlebensvorteil daraus zu ziehen, sesshaft zu bleiben.

«Es ist ein erster Schritt, um zu verstehen, wie und warum sich solche Zugmuster verändern», sagte Witczak über ihre Forschungsergebnisse. Weitere Studien könnten etwa darüber Aufschluss geben, welche Rolle Umweltfaktoren wie milder werdende Winter genau spielen.

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