Vorerkrankungen, die zu Herzkrankheiten führen können, nehmen zu. Männer unter 50 Jahren sehen sich in der Schweiz mit mehr Risikofaktoren konfrontiert.
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Vorerkrankungen, die zu schweren Herzerkrankungen führen können, haben bei Männern unter 50 Jahren zugenommen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr Männer unter 50 haben Vorerkrankungen, die zu Herzkrankheiten führen können.
  • Grund ist neben Übergewicht auch Stress.
  • Bei jüngeren Männern haben die Risikofaktoren in den letzten Jahren stark zugenommen.

Die Gesundheit von Männern unter 50 Jahren bereitet Kardiologen in der Schweiz Sorgen. Eine aktuelle Untersuchung, die der «SonntagsZeitung» vorliegt, zeigt, dass mehr Männer in dieser Altersgruppe Vorerkrankungen haben, die zu schweren Herzkrankheiten führen können, als noch vor 20 Jahren.

In einer Untersuchung von fast 60'000 Notfällen aus verschiedenen Schweizer Spitälern stellten Ärzte fest, dass die Zahl jüngerer Männer mit Risikofaktoren stark gestiegen ist.

Übergewicht Adipositas BFS Gesundheitsbefragung
Übergewicht und Adipositas nach Alter und Geschlecht, gemäss der «Gesundheitsbefragung 2022» des BFS.
Übergewicht Adipositas BFS Gesundheitsbefragung
Übergewicht und Adipositas nach Geschlecht über die letzten Jahrzehnte, gemäss der «Gesundheitsbefragung 2022» des BFS.

«Gerade bei jüngeren Männern haben die Risikofaktoren stark zugenommen.» Das sagt Richard Kobza, Herzspezialist und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie, gegenüber der «SonntagsZeitung».

Vorerkrankungen häufiger

Von den untersuchten Notfällen waren zwar die meisten ältere Menschen betroffen. Doch rund 7000 Patienten waren unter 50 Jahre alt. Bei diesen jüngeren Patienten waren Männer mit einem Anteil von 85 Prozent deutlich überrepräsentiert.

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Jüngere Männer leiden häufiger an Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Fettleibigkeit als Gleichaltrige vor zwei Jahrzehnten.
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Das haben Schweizer Kardiologen in einer Untersuchung festgestellt.
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Auch Stress spielt eine Rolle bei der Entstehung von Herzkrankheiten – neben Übergewicht und Fettleibigkeit.
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Dagegen helfen Entspannung, Sport und Bewegung.

Zudem litten diese jüngeren Männer häufiger an Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Fettleibigkeit als Gleichaltrige vor zwei Jahrzehnten. Der Anteil derjenigen mit Bluthochdruck stieg von etwa 30 auf 50 Prozent und der Anteil übergewichtiger oder fettleibiger Personen erhöhte sich von rund 60 auf fast 70 Prozent.

Die «massive Zunahme» fettleibiger Männer im mittleren Alter «müssen wir ernst nehmen», warnt Kobza. Er weist darauf hin, dass die Schweiz zwar nicht das Niveau der USA erreicht hat, aber auch hierzulande die Tendenz steigend ist.

Stress als weiterer Risikofaktor

Neben Übergewicht und Fettleibigkeit spielt auch Stress eine Rolle bei der Entstehung von Herzkrankheiten. Eine deutsche Studie zeigte kürzlich, dass jeder zehnte Versicherte mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Stressdiagnose erhielt. Bei den Berufstätigen war sogar jeder siebte betroffen.

Urs Hufschmid, Leiter der Kardiologie des Kantonsspitals Baden, bestätigt: «Bei Menschen mit Herzrasen, unregelmässigem Herzschlag oder einem Engegefühl im Brustkorb kann die Ursache auch zu viel Stress sein». Besonders in der Altersgruppe zwischen 35 und 50 Jahren kommen viele Belastungen zusammen: Familie, Kinder und Karriere fordern ihren Tribut.

«Das Herz ist ein anfälliges Organ», so Hufschmid. «Psychischer Stress, belastende Ereignisse, finanzielle Sorgen und Liebeskummer können sich negativ auf die Herzgesundheit auswirken.»

Fühlen Sie sich in ihrem Leben gestresst?

Katharina Ledermann von der Universität Zürich betont die Bedeutung eines gesunden Lebensstils zur Vorbeugung von Herzerkrankungen. «Sport und Bewegung sind wirksame Mittel, um Stress abzubauen und das Herz zu stärken», sagt sie. Dabei müsse es nicht immer intensives Training sein – moderate Ausdauerübungen wie Spazierengehen oder Joggen sowie Yoga und Pilates können sehr hilfreich sein.

Auch ausreichender Schlaf ist entscheidend für die Bewältigung von Stress. Ledermann warnt davor, den Schlaf zugunsten von Überstunden oder Sport zu vernachlässigen. «Der Körper braucht einfach Entspannung», betont sie.

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