Gewalt gegen Frauen: Hunderte demonstrieren in Bern
In Bern gingen Hunderte gegen Gewalt an Frauen auf die Strasse. Anlass war ein umstrittener Nationalratsentscheid.

Mehrere hundert Menschen versammelten sich am Dienstagabend vor dem Bundeshaus. Sie forderten mehr finanzielle Mittel für den Schutz von Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt, berichtet das «SRF».
Der Nationalrat hatte zuvor beschlossen, eine Million Franken für Schutzmassnahmen nicht zu bewilligen. Diese Entscheidung löste heftige Empörung bei feministischen Organisationen aus.
Gewalt an Frauen: Feministische Kollektive schlagen Alarm
Hinter dem Demonstrationsaufruf stand das Feministische Streikkollektiv Bern. Die häusliche Gewalt in der Schweiz nehme zu und betreffe mehrheitlich Frauen, schrieb das Kollektiv, meldet das «SRF».
Bereits 27 Frauen und Mädchen wurden dieses Jahr Opfer von Femiziden. Der Schutz vor Gewalt sei keine Verhandlungsfrage, kritisierten die Aktivistinnen den Parlamentsentscheid, berichtet «Swissinfo.ch».
Emotionale Parolen auf dem Bundesplatz
Gegen 18.30 Uhr versammelten sich die Demonstrantinnen bei winterlichen Temperaturen auf dem Bundesplatz. Sie riefen Parolen wie «Shame on you» und zündeten zahlreiche Kerzen an, berichten Augenzeugen.
Die Teilnehmenden skandierten auch «Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns das Leben klaut». Der Protest richtete sich direkt an die politischen Entscheidungsträger im nahen Bundeshaus, meldet das «SRF».
Hintergrund des Parlamentsentscheids
Mit der abgelehnten Million hätten Massnahmen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention finanziert werden sollen. Der Ständerat hatte sich zuvor für die Aufstockung ausgesprochen, schreibt «Swissinfo.ch».

Auch die Finanzkommission des Nationalrats befürwortete die zusätzlichen Mittel. Am Mittwoch sollte der Antrag erneut im Ständerat behandelt werden.
Statistik zeigt besorgniserregende Entwicklung
Die Opferhilfestatistik zählte im vergangenen Jahr 49'055 Beratungen wegen geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Nachfrage nach solchen Beratungen steigt seit Jahren kontinuierlich an, berichtet das «SRF».
Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Die grosse Mehrheit der Betroffenen wendet sich weder an Beratungsstellen noch erstattet sie Anzeige.











