Rund 63'000 Personen verletzen sich jeden Winter auf den Schweizer Ski-Pisten. Das Blaue Kreuz fordert nun eine alkoholfreie Zone im Pistenbereich.
Alkohol Ski Piste
Ob Alkohol bei Unfällen auf der Ski-Piste mit im Spiel ist, scheint nicht überprüft zu werden. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Ski- und Snowboardfahren auf Schweizer Pisten verletzen sich jährlich 63'000 Personen.
  • Wie oft dabei Alkohol mit im Spiel ist, scheint niemand zu wissen.
  • Das Blaue Kreuz findet, dass Alkohol nichts auf den Pisten verloren hat.
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Zu einem Ski-Tag gehört der Gang in die Bergbeiz. Und da gibt's nicht nur Käserösti, sondern schnell Schümlipflümli, Kafi-Lutz und Jägertee. Fährt jedoch nach dem «Feiern» kein Bähnli mehr ins Tal, begibt man sich wieder mit den Ski die Piste hinunter. Doch wie gefährlich ist Alkohol auf der Piste?

Gemäss neusten Schätzungen verletzen sich jeden Winter rund 63'000 Personen beim Ski- und Snowboardfahren auf Schweizer Pisten. Dies sagt Nicolas Kessler, Mediensprecher der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) gegenüber Nau.ch.

Weiter führt Kessler aus: «Über 90 Prozent der Unfälle sind selbstverursacht, deshalb können Wintersportlerinnen und Wintersportler viel zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen.»

Blaues Kreuz stellt Forderung

Doch darüber, ob Alkohol mit im Spiel ist, scheint niemand Bescheid zu wissen. Gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) sowie auch der Unfallversicherung Suva werden keine Daten über die Anzahl Unfälle auf Skipisten unter Alkoholeinfluss erhoben. Auch bei diversen Skigebieten weiss auf Anfrage niemand Bescheid.

Das Blaue Kreuz, Beratungsstelle für Alkoholprobleme, kritisiert das bei der hohen Zahl an Wintersportunfällen. Und fordert: «Es wäre angezeigt, nach den Ursachen zu suchen. Alkohol ist dabei eine Möglichkeit und sollte untersucht werden», sagt Mediensprecher Martin Bienlein.

Und geht noch weiter: «Die Frage stellt sich, ob überhaupt noch Alkohol ausgeschenkt und verkauft werden sollte.» Vor allem, wenn die Gäste nur selbstständig von dort wegkommen – sprich auf Ski, Snowboard oder Schlitten.

Bergbeiz
Der Konsum von Alkohol wird beim Gang in die Bergbeiz oft nicht ausgelassen. (Symbolbild)
KuhBar
Mit Abstand auf Platz eins der konsumierten Getränke in der Kuhbar Arosa, dem Après-Ski Lokal in Graubünden, befindet sich Bier.
Skiunfall
Gemäss neusten Schätzungen verletzen sich rund 63'000 Personen beim Ski- und Snowboardfahren auf Schweizer Pisten. (Symbolbild)
Blaues Kreuz
Das Blaue Kreuz findet, solche Spiele würden den Alkohol banalisieren. (Symbolbild)
ski
Im Unfallprotokoll gibt gemäss der Suva kaum jemand an, dass er zu viel Alkohol auf der Piste getrunken hat. (Symbolbild)

«Auf der Piste hat Alkohol nichts zu suchen», so Bienlein. Unfälle seien vorprogrammiert.

Das Thema sollte stärker angesprochen werden, findet er: «Wer auf der Strasse fährt, trinkt nicht. Dies setzt sich langsam durch. Das sollte auch für unsere Pisten gelten, auch wenn es hier vor allem Selbstunfälle betrifft.»

Ein Blick auf die meistverkauften Getränke bestätigt, dass vor allem Alkohol konsumiert wird. In der Kuhbar im Skigebiet Arosa Lenzerheide GR sieht das so aus: Die Nummer Eins sei mit Abstand Bier, heisst es auf Anfrage. Dahinter folgen «Trojka Ice, Mate Vodka, Alien und Power Punsch».

Allfällige Konsequenzen mit Alkohol auf den Ski

Auch für den Wintersportler kann das Skifahren unter Alkoholeinfluss Konsequenzen haben. Vor diesen würden sich gemäss Mediensprecher der Suva, Adrian Vonlanthen, viele schützen: «Im Unfallprotokoll gibt kaum jemand an, dass er zu viel Alkohol getrunken hat.» Sei es aus Selbstschutz, aus Angst vor versicherungstechnischen Konsequenzen oder aus Scham.

Trinken Sie Alkohol beim Skifahren?

Kein Wunder, denn: Unfälle beim Skifahren in alkoholisiertem Zustand können zu Leistungskürzungen führen. In Fällen hoher Alkoholisierung sei im Einzelfall eine grobe Fahrlässigkeit zu prüfen, wie Vonlanthen erklärt.

Mit Einschränkungen von Reaktionsfähigkeit und Wahrnehmung kann der Einfluss von Alkohol also viel ausmachen. Somit empfiehlt auch die Suva, auf der Piste auf Alkohol zu verzichten.

Die Hemmung als Schutz vor Angst vor einem Sturz auf den Ski sinke, heisst es auch bei Air-Glaciers. «Deshalb macht es Sinn, nach dem Après-Ski mit der Bahn ins Tal zu fahren.»

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