Erdbeer-Bauern kämpfen gegen übermässiges Naschen
Erdbeeren naschen erlaubt – aber nicht im Übermass: Schweizer Bauern kämpfen gegen unehrliche Selbstpflücker.

Das Wichtigste in Kürze
- Übermässiges Naschen auf dem Erdbeerfeld sorgt bei Bauern für Ärger und Verluste.
- Betriebe reagieren mit Massnahmen wie Eintrittspreisen und klaren Feldregeln.
- Meist sind es nicht Kinder, sondern Erwachsene, die sich unehrlich verhalten.
Ende Juni ist in der Schweiz die Erdbeer-Saison zu Ende gegangen. Auch in diesem Jahr pflückten Tausende Schweizerinnen und Schweizer ihre Beeren auf den Feldern selber.
Dabei geht es nicht immer fair zu und her. Tobias Lüscher vom Lüscherhof in Wettingen AG erzählt Nau.ch: «Es gibt Leute, die kommen nach einer halben Stunde mit drei bis vier Erdbeeren im Korb an die Kasse.»
Hausverbot für fehlbare Kunden
Der Rest der süssen Früchte? Werden ohne Bezahlung noch auf dem Feld vertilgt! «Eine Frechheit», findet Lüscher. Die fehlbaren Personen weist er fort, erteilt ihnen Hausverbot.
Die Regeln sind auf den meisten Erdbeerfeldern im Land klar: Zwar ist das Probieren von zwei bis drei Früchten kein Problem, vielerorts gar erwünscht.
Übermässiges Essen auf dem Feld ist aber nicht gerne gesehen. Denn: Das Hegen und Pflegen der Erdbeeren bedeutet viel Arbeit. Und diese soll bezahlt werden.
«Wir betonen jeweils, dass das Degustieren nach gesundem Menschenverstand erlaubt ist. Natürlich wird das dann und wann anders ausgelegt und ausgenutzt», sagt Jörg Bigler, der in Richigen BE ein Erdbeerfeld betreibt.
Die Täter? Nicht Kinder, wie man vermuten könnte. «Kinder mögen gar nicht so viel essen und haben eine gewisse Grundehrlichkeit», erklärt Tobias Lüscher.
Überwiegend seien es gestandene Männer, die sich unehrlich verhielten.
Verschiedene Massnahmen getroffen
Auch Priska Morf vom Erdbeerfeld in Wangen bei Dübendorf ZH kennt das Problem seit Jahren. In ihrem Betrieb wurden verschiedene Massnahmen gegen den Erdbeer-Diebstahl diskutiert.
«Ein Mindestkonsum pro Person kam für uns nicht in Frage», erzählt Morf. «Wir wollen möglichst familienfreundlich bleiben.»
Ihr Betrieb hat deshalb entschieden, am Wochenende einen Franken Eintritt zu verlangen. «Das hat enorm geholfen. Die betreffende Klientel kehrte um, als sie den Eintrittspreis sah.»
Wie ist es denn bei den fairen Erdbeerpflückern angekommen, dass sie nun einen Franken fürs Betreten des Feldes berappen müssen? Morf: «Wir stossen auf viel Verständnis.»
Denn es käme oft vor, dass sich andere Kunden daran störten, wenn neben ihnen jemand hemmungslos Erdbeeren konsumiert. «Die ehrlichen Kunden finden das auch nicht in Ordnung.»
Ein Video am Eingang erklärt die Regeln
Morf hat mit ihrem Team extra ein Video mit den Regeln produziert, das am Eingang des Erdbeerfelds abgespielt wird.
Die Message: «Probieren ist erlaubt und wichtig. Aber wenn man mehr als nur probiert, soll man den Betrag an der Kasse doch bitte aufrunden.»

Und was macht Morf, wenn sie trotz Massnahmen einen Kunden erwischt, der auf dem Feld zu viele Erdbeeren geniesst?
«Wenn uns diese Personen auffallen, dann sprechen wir sie an und machen sie auf die Regeln aufmerksam.» Meist gingen die Personen dann vom Feld – und hinterliessen später nicht selten eine Ein-Stern-Bewertung auf Google.
Einzelfälle, aber diese bleiben im Gedächtnis haften
Mit den umgesetzten Massnahmen habe sich die Lage aber deutlich entspannt. Das sei früher noch anders gewesen: «Wir hatten tatsächlich auch schon die Polizei auf dem Feld, weil sich die fehlbaren Personen uneinsichtig zeigten.»
Auch Tobias Lüscher betont, dass es sich bei den Erdbeer-Dieben um Einzelfälle handle. «Aber: Das Problem besteht. Und leider bleiben diese Fälle meist stärker haften als die vielen tollen und ehrlichen Kunden.»