Markus Ritter: Das Geheimnis der Erdbeersaison!
«Wann ist die Erdbeerzeit?» Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, schreibt in der Kolumne darüber, wie sich Saisonalität verändert.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei vielen saisonalen Produkten hängt die Entwicklung stark vom Wetter ab.
- Die Natur hat aber ihre eigenen Spielregeln.
- Markus Ritter schreibt über die Saison der Erdbeeren.
Wer sich regional und damit saisonal ernähren will, hat es nicht ganz einfach. Haben die einheimischen Erdbeeren nun Saison? Oder etwa doch noch nicht?
Seit Monaten kann man Erdbeeren im Detailhandel kaufen. Teilweise sind sie prominent platziert. Mit der Vanillesauce und dem Törtchenboden gleich dazu. Oder sie sind sogar in Aktion.

Tatsächlich haben die Detailhändler wenig Hemmungen, uns die Erdbeeren aus Spanien oder Frankreich so früh wie möglich anzupreisen. Anderseits verlängern neue Produktionsmethoden die Saison auch im einheimischen Anbau.
Achtung, fertig, los!
Immer häufiger stammen Erdbeeren aus Treibhäusern. Darin wird es bei Sonnenschein auch bei sonst kühlem Wetter angenehm warm.
Deshalb beginnt die Saison mit Schweizer Erdbeeren unterdessen bereits im Mai.

Wer bei Wort «Treibhaus» alarmiert ist: Diese haben noch ganz andere Vorteile. Weil die Pflanzen trocken bleiben, können sich Pilze schlechter ausbreiten, was den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel ermöglicht.
Die Natur überlisten
Die Freilanderdbeeren folgen dann im Juni. Früher war dieser Genuss bereits im Juli wieder vorbei.
Doch auch hier hat sich der Anbau weiterentwickelt: Mit Pflanzen, die aus dem Kühler stammen (sozusagen ein künstlicher Winter) lässt sich die Saison bis in den Oktober weiterziehen.
Wenn diese aufs Feld kommen, ist für sie Saisonstart. Sie fangen an zu wachsen und zu blühen.
Mit zeitlicher versetzter Ausbringung gelingt es, die beliebte Beere über den ganzen Sommer und bis in den Herbst weiter aus einheimischem Anbau anzubieten.
Es funktioniert nicht beliebig
Wir Schweizer Bauernfamilien versuchen, den Genuss von einheimischem Obst und Gemüse für die Bevölkerung zu verlängern.
Doch den Möglichkeiten sind natürliche Grenzen gesetzt. An Weihnachten wird man nie ein Dessert aus frischen Schweizer Beeren zaubern können.
Wer nicht darauf verzichten will, kann sich bei einer Aktion während der Saison eindecken – und einen Vorrat für den Winter einfrieren.
Denn: Bei vielen saisonalen Produkten hängt die Entwicklung stark vom Wetter ab.
Je nachdem gibt es dann plötzlich viel aufs Mal. Mit günstigen Angeboten versucht man dann, den Verkauf anzukurbeln.
Die Natur, das sollte man sich immer wieder bewusst sein, hat ihre eigenen Spielregeln. Glücklicherweise.
Erdbeeren für das ganze Jahr? Der Reiz des Speziellen ginge komplett verloren.
Zum Autor: Markus Ritter (58) ist Nationalrat (Die Mitte) und gewählter Präsident des Schweizer Bauernverbandes.