Schweizer Bauern müssen kistensweise Nüsslisalat entsorgen
Schweizer Gemüseproduzenten sehen sich zunehmend gezwungen, einwandfreien Nüsslisalat zu entsorgen. Grund dafür ist die Konkurrenz durch günstige Importware.

Das Wichtigste in Kürze
- Bauern müssen einwandfreien Nüsslisalat entsorgen, weil keine Abnehmer vorhanden sind.
- Trotz Strafzöllen ist importierter Nüsslisalat günstiger.
- Die Gemüsebranche fordert eine Anpassung der Importzölle an die Teuerung.
In der Schweiz wird derzeit Nüsslisalat in grossem Stil vernichtet. Wie der «Schweizer Bauer» berichtet, bleiben tonnenweise frische Ernten von Gemüsebetrieben ohne Abnehmer und müssen entsorgt werden.
Die betroffenen Produzenten machen insbesondere die Preisentwicklung auf dem internationalen Markt und eine nachlassende Schutzwirkung der Importzölle verantwortlich.
Peter Kistler, Gemüsegärtner aus Reichenburg SZ, musste Ende März rund 1100 Kisten Nüsslisalat direkt der Biogasanlage zuführen. Trotz einwandfreier Qualität fand sich kein Abnehmer.
Der Grund: Importware aus dem Ausland, insbesondere aus Frankreich, ist für den Handel trotz Zollabgaben günstiger zu beschaffen als Schweizer Gemüse.
Grenzschutz verliert an Wirkung
Zwar sieht das Schweizer Zollsystem vor, die heimische Gemüseproduktion durch sogenannte AKZA-Zölle in der Anbausaison vor ausländischer Konkurrenz zu schützen.
Diese Zölle sollen Importe verteuern und die Inlandproduktion sichern. Doch durch den seit Jahren starken Franken hat sich die Wechselkursrelation zum Euro deutlich verändert. Das führt zu dem Effekt, dass der Grenzschutz de facto an Wirkung verliert.
Gemüseproduzent Thomas Wyssa aus Galmiz FR spricht gegenüber dem «Schweizer Bauer» von systemischen Fehlanreizen: Ein Importeur könne Nüsslisalat aus Frankreich zu etwa drei Euro pro Kilo einkaufen.
Selbst unter Berücksichtigung des Strafzolls von sieben Franken bliebe der Endpreis somit unter zehn Franken. Das liegt deutlich unter unseren Produktionskosten von rund zwölf Franken pro Kilo, meint er.
Importe nehmen trotz Zöllen zu
Trotz bestehender Zölle steigen die Importe von Nüsslisalat kontinuierlich. Laut Branchenangaben wurden im vergangenen Jahr rund 700 Tonnen importiert – doppelt so viel wie noch vor acht Jahren.
Gleichzeitig ist die Inlandproduktion rückläufig. Dies führt dazu, dass ein wachsender Teil der Schweizer Ernte nicht mehr vermarktet werden kann.

Preisaktionen, Billiglinien und der Erfolg von Discountern wie Aldi und Lidl haben die Marge im Gemüsesegment zudem spürbar reduziert. Für die Einkäufer zählt zunehmend der Einkaufspreis – Herkunft und Produktionsweise treten in den Hintergrund.
Produzenten fordern Zollanpassung
Angesichts der Entwicklung fordert der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) nun eine grundlegende Anpassung der Zollsystematik. Die Strafzölle auf Importgemüse an die Teuerung und die Wechselkursentwicklung sollen angepasst werden.
Ziel ist es, die Zölle indexbasiert zu erhöhen, sodass Importware nicht länger ungerechtfertigt günstiger in den Markt gelangt.
Ein französischer Nüsslisalat würde dann inklusive Zoll rund 14 Franken pro Kilo kosten. Das sei ein Niveau, bei dem Schweizer Produzenten wieder konkurrenzfähig wären.