Einwohner von Birsfelden BL froh über Durchfahrtskontrolle

Simon Binz
Simon Binz

Muttenz,

Nach Jahren voller Lärm, Stau und gefährlicher Situationen erleben die Einwohner von Birsfelden BL die neue Durchfahrtskontrolle als Befreiung.

Birsfelden BL
In Birsfelden BL wurde die automatischen Durchfahrtskontrolle Anfang September eingeführt. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jüngst machten gebüsste und verärgerte Autofahrer in Birsfelden BL Schlagzeilen.
  • Nun melden sich die Einwohner der Gemeinde zum Durchfahrtsregime.
  • Sie sagen: Erstmals seit einem Jahrzehnt seien die Quartiere wieder ruhig und sicher.

«Endlich können wir wieder atmen»: In Birsfelden BL hat sich die Stimmung gedreht. Erst machten in der Gemeinde vor allem verärgerte Autofahrer Schlagzeilen, die meist (vermeintlich) zu Unrecht gebüsst wurden. Nun melden sich aber jene Menschen zu Wort, die vom neuen Verkehrsregime profitieren – und das sind viele.

Dazu gehört etwa Mario Gasparini, langjähriger Einwohner und ehemaliger Besitzer von «Gelati Gasparini». Er störte sich daran, dass in der öffentlichen Debatte fast ausschliesslich die kritischen Stimmen zu hören waren.

Sind automatische Bussen-Kameras gegen Stau-Umfahrer eine gute Idee?

«Für die Bewohner von Birsfelden ist das neue Regime ein riesiger Gewinn», sagt er gegenüber der «Basler Zeitung». Seit rund zehn Jahren hätten Lärm, Gestank und Staus das Leben im Quartier geprägt. «Lastwagen, ratternde Motoren – es wurde immer schlimmer.»

Auch seine Frau Katrin erinnert sich gut an die täglichen Nervenproben: «Manchmal brauchten wir 45 Minuten von der Autobahn bis in die Muttenzerstrasse zu gelangen.» Besonders während der Sommerferien habe sich der Verkehr mit Wohnmobilen zu einer Blechlawine vor ihrem Haus gestaut.

Kinder können wieder unbeschwert die Strasse überqueren

Die Durchfahrtskontrolle, die zum Schutz der Quartiere eingeführt wurde, sorgt in der Gemeinde für hörbare Erleichterung. Auch Gasparini-Nachbar Christoph Wasser bestätigt den Wandel. Er wohnt direkt an der Kreuzung Muttenzerstrasse/Prattelerstrasse und erlebte jahrelang, wie aggressive Verkehrsteilnehmer aneinandergerieten.

«Irgendwann habe ich zum Fenster hinausgerufen: ‹Ihr habt hier alle nichts verloren!›» Der Stau sei so selbstverständlich geworden, dass man sich daran gewöhnt habe. «Wie ein Frosch im warmen Wasser.» Heute überqueren seine Kinder wieder unbeschwert die Strasse.

Die positive Resonanz zeigte sich auch an einem Infoanlass zum Quartierplan Prisma. Obwohl das Thema Verkehr dort nicht einmal auf der Traktandenliste stand, war es beim anschliessenden Apéro allgegenwärtig.

Birsfelden
Birsfelden litt fast zehn Jahre unter Ausweichverkehr, wenn die A2 vor Basel verstopft war. - Nau.ch / Werner Rolli

Die Durchfahrtskontrolle? «Sehr gut», «sensationell», eine «Win-win-Situation», war laut der «Baz» aus den Reihen der Einwohner zu hören. «Der Gemeinderat hat saubere Arbeit geleistet», lobte ein Besucher.

Ein Senior schilderte, wie er anfangs die Autos gezählt habe, die weiterhin durchs Quartier fuhren. «100, 200, 300 Franken – eine Busse nach der anderen.» Er lachte und meinte: Wer nach all den Wochen noch immer nicht verstanden habe, wie das Regime funktioniere, sei wohl «zu dumm».

TCS warnt wegen Birsfelden vor «Staat der Wegzölle»

Die Grundidee des Systems in Birsfelden: Wer ohne Halt den Perimeter in weniger als 15 Minuten durchfährt, erhält eine Busse. Bewohnerinnen und Besucher können weiterhin ohne Probleme zufahren – nur der Ausweichverkehr soll so gebremst werden.

In den ersten Tagen habe das noch nicht gut funktioniert, sagt Mario Gasparini. Viele seien schlicht im Stau durchgerutscht. Doch mittlerweile greife die Regelung deutlich spürbar.

Stau
Wer die A2 wegen Stau verlässt und durch Birsfelden fährt, riskiert neu eine saftige Busse. (Symbolbild) - dpa

Für die Gemeinde war auch ein anderer Punkt zentral: Die Sicherheit. «Ich weiss nicht, wie eine Ambulanz hier hätte durchkommen sollen», betont Gasparini. Die Staus hätten den Rettungsdienst im schlimmsten Moment blockieren können.

Während die Bevölkerung mehrheitlich zufrieden ist, warnt der Touring-Club Schweiz vor einem «Staat der Wegzölle». Man befürchtet, dass andere Gemeinden nachziehen könnten. Katrin Gasparini sieht das anders: «Das Problem besteht doch vielmehr darin, dass Autofahrer überhaupt auf Quartierstrassen ausweichen, wenn es staut.»

Kommentare

User #8544 (nicht angemeldet)

Mein Navi hat mich zum Restaurant Waldhaus gefüht! Ein teures Mittagessen!

Huldrych Ammann

Das war sicher eine Idee der Grünen! 😅😂🤣

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