Droht Zürich wegen Oktoberfest-Kopien eine Grippewelle?
Wiesn-Zeit gleich Zeit der Grippe? Ärzte warnen vor einer Grippewelle in Deutschland und empfehlen eine Impfung. In Zürich geht die 19. Züri-Wiesn heute los.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Münchner Oktoberfest ist aktuell der Hotspot für Grippeviren.
- In Zürich geht die Oktoberfest-Zeit heute los.
- Experten erklären, wann in der Schweiz eine Impfung Sinn macht.
Grippeviren lieben nichts mehr als grosse Menschenansammlungen. Pünktlich zur Wiesn warnen Mediziner in Deutschland vor einer heraufziehenden Grippewelle. Und raten zur Grippe-Impfung.
Droht auch der Schweiz eine Grippewelle, etwa wenn die Zürcher Oktoberfest-Pendants starten?
Im Hauptbahnhof wird heute an der 19. Züri-Wiesn «ozapft». Über 35'000 Besucher werden erwartet. Am 9. Oktober beginnt dann das Oktoberfest auf dem Bauschänzli.
Diese Events sind Hotspots für Grippe
Auch das Knabenschiessen oder die Street Parade haben in Zürich bereits die Massen angezogen. Sie sind wahre Brutstätten für Grippeviren. Perfekte Bedingungen für eine rasante Verbreitung durch enge Kontakte und hohe Besucherzahlen.
Die Oktoberfeste zählen nicht zu den ganz grossen Events der Stadt, was das Risiko für eine massive Grippeverbreitung senkt.
Johannes Nemeth, Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich erklärt, was er für Erfahrungen mit den Events gemacht hat.
Die Wiesn-Veranstaltung am Zürcher Hauptbahnhof sei im Vergleich zu anderen Grossanlässen wie dem Knabenschiessen relativ klein und zeitlich begrenzt: «Aus klinischer Sicht beobachten wir nach der Wiesn am HB bislang keinen systematischen oder signifikanten Anstieg grippaler Infekte oder bestätigter Influenzafälle.»
Anders sehe es bei grossen, länger andauernden Events mit hoher Besucherfrequenz aus, wie dem Münchner Oktoberfest oder dem Zürcher Knabenschiessen: «Hier besteht epidemiologisch gesehen ein höheres Potenzial für die Verbreitung respiratorischer Viren aufgrund der Dichte und Dauer der Kontakte.»
Es gebe gute Gründe, sich gegen Grippe impfen zu lassen – gerade angesichts grosser Menschenansammlungen und zum Schutz gefährdeter Gruppen. «Aus infektiologischer Sicht ist der frühe Herbst der ideale Zeitpunkt für die Grippeimpfung», erklärt Nemeth.
Die Impfung solle idealerweise zwischen Mitte Oktober und dem Beginn der Grippewelle erfolgen, um rechtzeitig einen wirksamen Immunschutz aufbauen zu können.
Konsequentes Händewaschen ist essenziell
Neben der Impfung sei eine konsequente Händehygiene essenziell. Denn sie zählt zu den effektivsten Massnahmen, um die Übertragung von Viren einzudämmen.
Dennoch betont der Oberarzt: «Die wichtigste Präventionsmassnahme bleibt die Impfung – gegen Influenza und bei Risikopersonen zusätzlich gegen Covid-19.»
Auch Apotheker Leo Grossrubatscher von der «Apotheke Stadelhofen» empfiehlt grundsätzlich allen eine Grippeimpfung.
Der Zürcher Apotheker nennt die Stadt ein Paradebeispiel für eine funktionierende Infrastruktur – auch in Sachen Gesundheitsversorgung: «Wahrscheinlich impft jede Apotheke und jeder Arzt im Kanton und der Stadt gegen Grippe», sagt Grossrubatscher.