Digitalisierungsschübe durch Corona - nicht alle sind finden das gut
Wegen der Pandemie verbringen die Menschen mehr Zeit im Internet. Homeoffice ist grundsätzlich beliebt, aber die meisten wollen weniger im Internet sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Internetnutzung ist während der Pandemie gestiegen.
- Schweizer wollen zukünftig rund 40 Prozent von zu Hause arbeiten.
- Die digitale Kluft zwischen über 70 Jährigen und dem Rest der Bevölkerung wächst.
Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich viele private Treffen in den digitalen Raum verschoben. Der Anteil solcher Treffen stieg pandemiebedingt von 9 auf 25 Prozent. Das ist zu viel, finden Schweizerinnen und Schweizer.
Demnach sollte sich der Anteil der digitalen Treffen aus Sicht der Internetnutzenden hierzulande idealerweise auf 12 Prozent einpendeln. Dies geht aus dem zum sechsten Mal durchgeführten «World Internet Project - Switzerland 2021» hervor.

Erwartungsgemäss löste die Pandemie auch hinsichtlich Homeoffice einen Digitalisierungsschub aus: Vor der Pandemie erfüllten die berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer knapp zwanzig Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause. Während Corona waren es während 60 Prozent. In alte Muster möchte man nicht gänzlich zurückfallen: Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich, 40 Prozent ihrer Arbeitszeit künftig im Homeoffice zu verbringen.
Eine Stunde länger surfen
Die repräsentativen Ergebnisse des Kommunikationswissenschaftlers Michael Latzer beruhen auf Telefoninterviews. Er und sein Team der Universität Zürich befragten 1120 Personen über 14 Jahren. Die Studie wurde im Mai und Juni diesen Jahres durchgeführt.
So zeigte sich ebenfalls, dass die Internetnutzenden eine Stunde mehr online verbringen als noch vor zwei Jahren; nämlich 4,5 Stunden am Tag. 29 Prozent findet, das sei zu viel Zeit, 2019 waren noch 25 Prozent dieser Ansicht.

Immer mehr Menschen sind ausserdem auch unterwegs online, nämlich 86 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dies sind viermal mehr Menschen sind als noch vor zehn Jahren. Seither erhielten beispielsweise die Internettelefonie, Instant-Messaging, Online-Shopping, E-Banking, zeitversetztes Fernsehen sowie internetbasiertes Faktenprüfen einen besonders starken Schub.
Grosse Internet-Kluft in der Bevölkerung
Aber: «Zwischen der Generation 70+ und dem Rest vertieft sich die digitale Kluft. Sowohl in der Nutzung als auch in den Einstellungen zum Internet». So liess sich Latzer in einer Mitteilung der Universität Zürich vom Donnerstag zitieren.
Zwar nutzen die über 70-Jährigen nun viel häufiger als noch 2019 das Internet. Der Anteil erhöhte sich von 60 auf 75 Prozent. Bei den jüngeren Altersgruppen sind es aber fast 100 Prozent. Insgesamt gibt es 330'000 Menschen, die das Internet nicht nutzen, vor zehn Jahren lag diese Zahl noch bei 1,5 Millionen.
Zudem wünschen sich 37 Prozent der über 70-Jährigen eine Internetregulierung durch die Behörden. Währenddessen sind es über alle anderen Altersgruppen gesehen 20 Prozent. Ausserdem fühlt sich nur knapp ein Drittel (31 Prozent) der älteren Generation in die Informationsgesellschaft eingebunden. 54 Prozent besitzen gute Internetfähigkeiten, bei den 20- bis 29-Jährigen sind es 88 Prozent respektive 92 Prozent.