Der neue Direktor des Schweizer Filmarchivs will populäres Kino
Als Leiter des Schweizer Filmarchivs tritt Vinzenz Hediger am 1. Januar sein Amt an. Der Professor für Filmwissenschaft aus dem Aargau will sich für populäres Kino einsetzen.

Vinzenz Hediger hat seine Dissertation über Hollywood-Trailer geschrieben. «Das populäre Kino kann uns viel lehren», sagte er im Gespräch mit «24 Heures» und der «Tribune de Genève» vom Montag. Wenn ein Film populär sei, schliesse ihn das nicht aus einem Filmarchiv aus – «im Gegenteil», sagte der künftige Direktor der Cinémathèque suisse.
Derzeit konzentriere sich der Markt auf Blockbuster, um das Risiko zu begrenzen. Die Aufgabe eines Filmarchivs sei es, «diese beschränkte Kartographie zu durchbrechen», so Hediger. Er plane zum Beispiel, die indische Filmkunst, die in Europa oft auf den Regisseur Satyajit Ray (1921-1992) reduziert werde, besser bekannt zu machen.
Darüber hinaus betont er den Archivierungsauftrag der Cinémathèque. Der Schwerpunkt der Sammlungen liege auf der nationalen Produktion. «Die Aufgabe besteht darin, das Kino im digitalen Zeitalter ausgehend vom Kulturerbe neu zu denken.» Laut Hediger ist das Schweizer Filmarchiv Cinémathèque suisse mit über 100'000 Filmen und Millionen von Objekten die sechstgrösste Sammlung der Welt.
Der künftige Direktor will zudem die Finanzierungsquellen des Filmarchivs diversifizieren: «Mein Ansatz wird sein, Gelder dort zu suchen, wo wir bis anhin noch nicht gefragt haben: bei Sponsoren, aber auch in der Forschung.» Er setze insbesondere auf die Zusammenarbeit mit den Universitäten von Lausanne und Zürich, um Projekte zu entwickeln, die vom Nationalfonds oder von der EU finanziert werden.
Die 1948 gegründete Cinémathèque suisse unterhält Standorte in der Waadt und in Zürich. Ihr Auftrag ist es, das nationale und internationale Filmerbe zu bewahren, zu restaurieren und zu vermitteln. Vinzenz Hediger folgt auf Frédéric Maire, der die Institution im letzten Sommer nach 16 Jahren verlassen hat. Hediger war bereits 2008 designierter Direktor, zog sich damals aber zurück.














