Karin Keller-Sutter

Bundesrätin Keller-Sutter: «Ihr seid nicht allein»

Nach dem Bergsturz wird die Lonza in Blatten VS blockiert, ein See bildet sich. Dieser droht nun zu überlaufen. Alle Neuigkeiten gibts im Ticker.

00:00 / 00:00

So sah Blatten VS am Freitagnachmittag von oben aus. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Lötschental ist es zu einem grossen Bergsturz gekommen, Blatten wurde zerstört.
  • Die Lonza ist blockiert, ein See bildet sich, er droht zu überlaufen.
  • Im Ticker gibt es alle neusten Entwicklungen.

Am Mittwochnachmittag trat das Worst-Case-Szenario in Blatten VS ein: Rund drei Millionen Kubikmeter Geröll und Gletscher stürzten ins Tal, grosse Teile des Dorfes wurde verschüttet und zerstört. Auch die Lonza wurde blockiert, hinter dem Wall staute sie sich zu einem See auf. Dieser droht nun zu überlaufen.

Hast du schon für Blatten gespendet?

Eine Person wird seit dem Bergsturz vermisst. Die Suchaktion rund um Blatten musste am Donnerstag aus Sicherheitsgründen unterbrochen.

Hier im Ticker erfährst du alle Entwicklungen aus dem Lötschental:

20.50 Uhr: Die Lonza führt laut einer Medienmitteilung des Kanton den entleerten Stausee in Felden wieder auf. Eine Nutzung des Wassers zur Erzeugung von Strom sei mittlerweise aufgrund der Sedimentkonzentration nicht mehr möglich, heisst es. Der Betreiber wurde deshalb vom Staatsrat angewiesen, das Grundablasssystem zu öffnen.

17.31 Uhr: Der Bund unterstützt die Helferinnen und Helfer in Blatten VS mit aktuellen Luftaufnahmen. Das Bundesamt für Landestopografie führte zu diesem Zweck am Freitag einen weiteren Flug durch.

Blatten
Das Dorf Blatten VS im Lötschental. - keystone

Erste dabei gemachte Aufnahmen seien bereits veröffentlicht, teilte Swisstopo, das Bundesamt für Landestopografie, am Freitag in einem Communiqué mit. Ziel sei, das Naturereignis im Lötschental möglichst rasch zu dokumentieren.

16.54 Uhr: Ein Journalist fragt, wie der aktuelle Stand bei der Suche nach der vermissten Person sei. Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren: «Wir haben heute Nachmittag bei den Fachspezialisten, die die Naturgefahrensituation beurteilen, nachgefragt. Ich nehme an, dass dort zwischenzeitlich gefestigtere Informationen da sind, ob die Suche weitergehen kann oder nicht. Wir sind optimistisch und warten auf ein definitives Go.»

16.51 Uhr: Die lokalen Behörden lobte Keller-Sutter für vorausschauendes Handeln und die Lötschentaler für die gegenseitige Hilfe. Keller-Sutter sagte auch, die von ihren Bundesratskollegen Martin Pfister und Albert Rösti versprochene Hilfe werde der Bund leisten.

Karin Keller-Sutter
Karin Keller-Sutter bei der Medienkonferenz in Ferden VS. - keystone

Wie in einer Ehe laute das Motto in einem Bundesstaat: Man hilft sich in guten und in schlechten Zeiten. Die Schweiz habe auch das Fachwissen und die Mittel für Unterstützung dafür.

Bundesrätin Keller-Sutter: «Ihr seid nicht allein»

16.39 Uhr: Es sei schlimm, die Heimat zu verlieren, so Keller-Sutter: «Ich möchte Ihnen aber sagen: Die ganze Schweiz ist mit ihnen – und nicht nur die Schweiz.» Auch in Irland, wo Keller-Sutter in den letzten Tagen zu Besuch war, habe sie Mitgefühl erlebt. «Das hat mich sehr berührt.»

16.35 Uhr: «Ich bin hierhergekommen, nicht nur, um mir eine Übersicht über die Lage vor Ort zu machen, sondern auch um den Lötschentalerinnen und Lötschentaler zu sagen: Ihr seid nicht alleine.»

Blatten PK
Karin Keller-Sutter und Gemeindepräsident von Blatten Matthias Bellwald an der Pressekonferenz. - keystone

Das Ausmass der Katastrophe begreife man erst, wenn man es mit den eigenen Augen sehe: «Es ist niederschmetternd. Das besonnene Handeln der Behörden hat dazu beigetragen, Schaden an den Menschen fast zu verhindern. Leider nur fast.»

Keller-Sutter Blatten
Karin Keller-Sutter beim Flug heute Nachmittag über dem verschütteten Dorf Blatten VS. - keystone

Und weiter: «Was hier geleistet worden ist und immer noch geleistet wird von den Behörden und der Bevölkerung, ist ein starker Beleg für unseren schweizerischen Gemeinsinn: Wenn Gefahr droht, halten wir zusammen.»

«Die Sicherheit hat sich für die Einsatzkräfte noch nicht verbessert»

16.30 Uhr: Im Katastrophengebiet von Blatten VS sind nach dem Bergsturz weiterhin keine Einsätze möglich. Ausschlaggebend sind Sicherheitsgründe. Die Behörden wollen kein einziges Menschenleben riskieren. Ein Vermisster sei genug, hiess es an einer Medienkonferenz im Nachbardorf Ferden VS. «Die Sicherheit hat sich für die Einsatzkräfte noch nicht verbessert», sagt Stéphane Ganzer, Walliser Staatsrat.

Stéphane Ganzer
Stéphane Ganzer an der Medienkonferenz. - keystone

Deshalb können immer noch keine Arbeiten aufgenommen werden. «Für Gampel und Steg entwickelt sich die Lage positiv. Das Risiko bleibt, auch wenn es sinkt.» Derzeit seien keine weiteren Evakuierungen vorgesehen. «Die Entwicklung ist positiv und wir bleiben vorsichtig.», so Ganzer.

Dass keine Einsatzkräfte vor Ort arbeiten können, erklärte er in einem Satz: «Es gibt aktuell nur einen Chef, die Natur.» Wichtig ist Danzer, dass keine Menschenleben gefährdet werden.

9 Millionen Kubikmeter Gestein, Schlamm und Eis

Divisionär Raynald Droz, der Kommandant des Katastrophenhilfeeinsatzes der Armee erklärte, seine Leute seien bereit. Für ihn als Kommandant, Soldat und Mensch sei es frustrierend, wegen des hohen Risikos nicht zum Einsatz zu kommen.

Er habe im Lötschental indessen eine verletzte, aber aufrechte Bevölkerung angetroffen. Die Armee werde alle Betroffenen behandeln als seien sie eigene Familienangehörige, versprach er.

Raynald Droz
Raynald Droz von der Schweizer Armee. - keystone

Ersten Erkenntnissen zufolge sind rund 9 Millionen Kubikmeter Gestein, Schlamm und Eis beim Abbruch des Birchgletschers und dem Murgang vom Mittwoch auf das Dorf Blatten niedergegangen, wie Christian Studer von der kantonalen Dienststelle Naturgefahren am Freitagnachmittag sagte.

Etwa ein Drittel davon sei Eis. Dass dieses schlagartig schmilzt, lasse sich ausschliessen. Man beobachte die Absenkraten des Schuttkegels, um die Eisschmelze abzuschätzen. Unberechenbarer und relevanter für die Gefahrenlage seien mögliche Niederschläge.

«Derzeit rechnen wir nicht mit etwas Gröberen»

16.25 Uhr: Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren erklärt, dass man vor Ort mit Spezialisten der ETH die verschiedenen Szenarien besprochen habe. «Derzeit rechnen wir nicht mit etwas Gröberen und können an den gegenwärtigen Massnahmen festhalten.»

Aktuell sei wesentlich, dass die Lonza ihren ersten Hochpunkt am Schuttberg erreicht habe. Aktuell errichte man im hinter der Schuttmasse aufgestauten See Rückhaltesperren für das viele Schwemmmaterial, sagte Studer weiter.

blatten studer
Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren. - keystone

Dieses Material besteht aus Trümmern von Gebäuden, entwurzelten Bäumen und ähnlichem. Ziel ist gemäss Studer, den Abfluss zu gewährleisten. Im Gang sei auch die intensive Überwachung des Abflusses, damit eine schnelle Reaktion möglich sei.

16.22 Uhr: «Wir haben heute wieder einen Rekoflug gemacht, um die Situation zu begutachten», so Christian Studer, Dienststelle Naturgefahren. Es habe sich gezeigt, dass die Instabilitäten am Berg und am Hang weiter da seien.

Blatten VS
Am Freitagnachmittag bahnte sich die Lonza einen Weg durch die Schutthalde in Blatten VS. - keystone

Beim See in Blatten fliesse das Wasser derzeit langsam ab. «Das stimmt uns optimistisch. Wir haben heute Drucksonden am See installiert, um den See zu analysieren», so Studer. Auch Naturgefahrenbeobachter seien vor Ort, um die Lage zu beobachten. «Damit haben wir ein System aufgestellt, um die Bevölkerung rechtzeitig warnen zu können.»

Gemeindepräsident: «Unsere Zukunft ist nur hier im Lötschental»

16.19 Uhr: «Danke, dass ihnen Blatten und das Lötschental am Herzen liegt», beginnt Matthias Bellwald, Gemeindepräsident von Blatten an der Medienkonferenz.

Er schildert die Auswirkungen der Ereignisse der letzten Tage: Vorgestern sei die Geschichte von Blatten ausgelöscht worden. «Die Menschen haben ihr Hab und Gut verloren. Häuser und Brücken gibt es nicht mehr. Ganze Existenzen und Hotelbetriebe wurden ausgelöscht.»

Trotz der Zerstörung zeigt sich der Gemeindepräsident entschlossen: «Unsere Zukunft ist nur hier im Lötschental. Wir wollen Blatten neu aufbauen, wo kann ich ihnen nicht sagen.»

blatten bellwald
Der Gemeindepräsident von Blatten Matthias Bellwald. - keystone

Mit diesem Ziel werde «möglichst rasch» eine «Arbeitsgruppe neues Blatten» aus der Taufe gehoben.

Alle vier Talgemeinden seien darin vertreten. Denn es gehe zwar schwergewichtig um Blatten, doch das ganze Tal sei von der gegenwärtigen Situation betroffen, so Bellwald weiter. Das Lötschental ohne Blatten sei undenkbar und umgekehrt.

Es gehe darum, ganze Existenzen wieder aufzubauen, so Bellwald weiter. Beispielsweise seien drei Hotelbetriebe in Blatten ausgelöscht worden. Auch die Landwirtschaft und Energiewirtschaft müsse wieder aufgebaut werden. Das alte Blatten könne nicht wiederaufgebaut werden, sagte der Gemeindepräsident.

Wasser aus dem See in Blatten fliesst über den Schuttkegel

15.30 Uhr: Das nach dem Bergrutsch hinter dem Schuttkegel in Blatten VS gestaute Wasser hat am Freitagnachmittag den oberen Rand des Kegels überstiegen und begann mit dem Abfliessen. Zunächst kam es nicht zu Überschwemmungen weiter unten im Lötschental.

Das abfliessende Wasser begann den Informationen zufolge, sich einen eigenen Weg durch den das Bergsturzgemenge zu bahnen. «Auf den Geröllhalden bilden sich Bäche und kleine Seen», sagte Guillaume Favre-Bulle, der Leiter der Zelle für geologische Gefahren beim Dienst für Naturgefahren des Kantons Wallis auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Wassermenge sei aktuell begrenzt.

Blatten VS
Das Wasser der Lonza fliesst über den Schuttkegel. - keystone

Der Walliser Kantonsgeologe Raphaël Mayoraz erklärte am Morgen im Westschweizer Radio RTS, dass die aktuelle Situation ein recht günstiges Szenario darstelle. Das Wasser suche sich den Weg durch den auf rund 2,5 Kilometern liegenden Schutt des Murgangs nach dem Gletscherabbruch vom Mittwochnachmittag.

So würden langsam Kanäle entstehen. Bis sich der Fluss Lonza allerdings ein neues stabile Bett ausgewaschen habe, dürfte es allerdings dauern.

Gefahr noch nicht gebannt

Der dabei auf natürliche Weise zu Stande gekommene Wasserabfluss kann gemäss Mayoraz das Katastrophenszenario einer Flutwelle oder Wasserwalze durch den hinter dem Schutt aufgestauten Fluss verringern. Dabei können sich aber auch Wassersäcke bilden. Unabdingbar sei darum weiterhin, die Lage genau zu beobachten. Die Gefahren seien keineswegs gebannt, warnte der Geologe.

blatten vs
Das Katastrophenhilfe Bereitschaftsbatallion der Armee ist bereit. - keystone

Die Behörden prüfen auch, ob sich das Wasser abpumpen lässt. Wegen der hohen Instabilität im Gelände sind derzeit Einsätze direkt vor Ort allerdings zu gefährlich und damit unmöglich. Die Armee steht mit Pumpen und anderem schweren Gerät bereit.

Nach Angaben des kantonalen Führungsorgans ist der Stausee in Ferden vollständig entleert. Er kann bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Das Fassungsvermögen des Stauwerks in der Nachbargemeinde von Blatten war vergangene Woche vorsorglich erhöht worden.

Ferden Stausee
Der entleerte Stausee in Ferden VS. - keysone

Die Behörden sind weiterhin in Alarmbereitschaft und die Gemeinden unterhalb des Bergsturzes im Lötschental und auch auch im Rhonetal bereiten sich auf den Ernstfall vor. In Gampel und Steg werden Dämme errichtet.

Die Bevölkerung ist angewiesen, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer im Lötschental und an der Mündung der Lonza in die Rhone müssen damit rechnen, wochenlang mit dem gepackten Koffer bereit zu stehen, wie Mayoraz weiter erklärte.

«Es geht mir sehr nahe»

15.10 Uhr: Nach ihrem Helikopterflug über das zerstörte Gebiet spricht Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter von einem «gigantischen Ausmass». «Das ganze Dorf ist begraben, man sieht gar nichts mehr. Ich muss ehrlich sagen: Es geht mir sehr nahe», so Keller-Sutter vor den Medienvertretern.

Den ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern von Blatten will sie Trost und Zuversicht spenden. «Wir leben in einem Land, das in der Lage ist, solche Ereignisse zu bewältigen – das ist nicht überall auf der Welt so», sagt die Bundespräsidentin. Die Schweiz verfüge über die nötigen Fachleute und finanziellen Mittel.

00:00 / 00:00

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter im Interview. - Nau.ch/Nico Leuthold

Keller-Sutter hofft, dass die geleistete Unterstützung den Menschen zumindest ein wenig Trost spendet.

Welche Unterstützung der Bund liefern werde, sei noch völlig offen. Man wisse nicht, wie es weitergeht und die Gefahr sei noch nicht gebannt, sagt Keller-Sutter. Daher sei es noch zu früh für diesbezügliche Einschätzungen.

Karin Keller-Sutter in Blatten

Unterdessen ist auch Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter in Blatten eingetroffen. Sie wird anschliessend sich mit mittels Helikopterflug ein Bild der Lage machen.

Blatten
Karin Keller-Sutter am Freitagnachmittag in Blatten. - Nau.ch

Partnergemeinde sichert Unterstützung zu

14.30: Im bernischen Köniz ist die Betroffenheit nach dem verheerenden Unglück im Lötschental gross, denn der Ort ist seit 1965 Partnergemeinde von Blatten. Die Könizer Behörden haben Blatten ihre Hilfe zugesichert.

Köniz
Köniz ist seit 1965 Partnergemeinde von Blatten. - keystone

Die Gemeinde könne Blatten in den nächsten Wochen und Monaten zur Verfügung stehen und habe sich entsprechend organisiert, schreibt der Gemeinderat des Berner Vororts in einer Mitteilung vom Freitag.

«Die Gemeinde steht zur Verfügung, sobald Bedarf besteht und klarer wird, was die Menschen von Blatten und die Einsatzkräfte an Unterstützung effektiv benötigen», heisst es in der Mitteilung dazu.

So sieht Blatten jetzt aus

Nau.ch begab sich auf einen Helikopterflug über das zerstörte Gebiet. Wie Blatten heute von oben aussieht, siehst du im Video im Topelement.

Mehrere Hundert Millionen Franken Schaden

13.07: Der Bergsturz von Blatten im Lötschental könnte Schäden in einer Höhe von mehreren hundert Millionen Franken verursacht haben. Von dieser Summe geht der Schweizerische Versicherungsverband SVV derzeit aus.

Für eine präzise Schadenschätzung sei es allerdings derzeit noch zu früh, sagte am Freitag Thilo Kleine, Mediensprecher des SVV, auf Anfrage.

BERGRUTSCH, BERGSTURZ, FELSSTURZ, MURGANG, GLETSCHERABBRUCH, SEE, UEBERSCHWEMMUNG, FLUT, HOCHWASSER, LOETSCHENTAL, LAWINE,
Das Dorf Blatten existiert nicht mehr. - keystone

Kleine sagte weiter, wie viele Gebäude im Kanton Wallis versichert seien, sei unbekannt. Der Kanton kennt keine obligatorische Gebäudeversicherung. Der SVV gehe aber von einer sehr hohen Versicherungs-Abdeckung aus.

Die Versicherbarkeit von Häusern in den Bergen bleibt aus Sicht des SVV bestehen. In der Schweiz sehe das Gesetz vor, dass alles, was gegen Feuer versichert sei, zwangsläufig auch gegen Elementargefahren versichert werden müsse. «Die Versicherbarkeit von Elementarschäden ist also quasi gesetzlich vorgegeben», so Kleine.

«See wird wahrscheinlich im Laufe des Tages überlaufen»

10.45: Das kantonale Führungsorgan hat seinen neusten Lagebericht veröffentlicht.

«Der Füllstand des Sees nähert sich dem oberen Rand des Schuttkegels und es wird erwartet, dass er im Laufe des Tages überfliesst», heisst es im Bericht.

Die Speicherkapazität des weiter talwärts gelegenen Stauwerks Ferden sei vorsorglich erhöht worden. Die betroffene Zone sowie das Verhalten des Sees, des Flusses und des Stausees Ferden würden laufend überwacht und Messgeräte wurden im betroffenen Gebiet installiert.

Insgesamt wurden 365 Personen evakuiert.

«Aufgrund der vorherrschenden Risiken und der geologischen Instabilität ist derzeit weiterhin kein direkter Einsatz im Bergsturzgebiet möglich», heisst es weiter.

Die Armee stehe bereit, um mit Wasserpumpen, Baggern und weiteren schweren Räumgeräten sowie Beleuchtungsmaterial einzugreifen.

Neben der Armee sind Fachleute von spezialisierten Ingenieurbüros sowie 50 Angehörige des Zivilschutzes und rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz.

Aufgestautes Wasser fliesst ab

10.15: Die Lage im Lötschental bleibt angespannt. Das Wasser in dem See, der sich oberhalb des Schuttkegels nach dem Bergsturz in Blatten aufgestaut hat, steigt weiter. Am Freitag begann es, sich einen Weg aus der Aufstauung zu bahnen.

Je mehr Wasser sich seinen Weg durch die 2,5 Kilometer langen Schuttmassen bahnen kann, desto geringer wird die Katastrophengefahr eines plötzlichen Ausbruchs, wie der Walliser Kantonsgeologe Raphaël Mayoraz am Freitagmorgen im Westschweizer Radio RTS sagte.

So präsentiere sich die aktuelle Situation als ziemlich günstiges Szenario dar. Den verantwortlichen Stellen sei indessen bewusst, dass sie die Lage genauestens beobachten müssen.

«See entleert sich irgendwo unterirdisch»

8.59: Christian Rubin, Chef des Regionalen Führungsstabs Lötschental, ist eben von einem Erkundungsflug zurückkehrt. Seine Erkenntnis: «Der See entleert sich irgendwo unterirdisch. Das führt zu Problemen. Nun müssen wir analysieren, was das für die weitere Planung bedeutet, in Sachen Murgänge und so weiter.»

00:00 / 00:00

Nau.ch spricht am Freitagmorgen mit Stabschef Rubin nach seinem Rundflug. - Nau.ch/Nico Leuthold

Der Zufluss durch die Lonza sei angestiegen. Der Pegel werde weiter ansteigen und die gestaute Lonza sich «sehr wahrscheinlich einen natürlichen Abfluss suchen», so Rubin.

Die Lonza, so der Stabschef, versuche ihr ursprüngliches Flussbett zurückzugewinnen.

Staubwolke noch immer sichtbar

9.26: Nach dem Gletschersturz am Mittwoch hängt am Freitag noch immer eine Staubwolke über Blatten, wie der Nau-Reporter vor Ort berichtet.

Weiter sagt er: «Es riecht hier überall nach Erde

Staubwolke
Auch am Freitag ist eine Staubwolke zu sehen. - Nau.ch

Situation hat sich kaum verändert

9.15: Der Führungsstab Lötschental hat gegenüber SRF die derzeitige Gefahrenlage erläutert.

Demnach habe sich die Situation kaum verändert: Der Stausee bestehe weiterhin, und es sei nach wie vor unklar, ob und wie Wasser abfliesse.

Fachleute planten einen weiteren Erkundungsflug im Laufe des Tages, um die Lage zu prüfen. Der See werde weiterhin überwacht.

Der Führungsstab zieht folgende Bilanz: Das Risiko einer Flutwelle und insbesondere von Erosionen sei nach wie vor hoch.

Divisionär Raynald Droz im Interview

8.15: Für einen raschen Einsatz hat die Armee in Turtmann (VS) Wasserpumpen, Bagger und weitere schwere Räumungsmittel sowie Beleuchtungsmaterial für einen Einsatz vorbereitet.

«Wir sind in Bereitschaft», sagt Divisionär Raynald Droz zu Nau.ch. Die Armee stehe aktuell mit 60 Angehörigen im Einsatz, ebenso viele würden noch dazustossen. Ein Teil von ihnen habe während der Nacht die Lage genau beobachtet bzw. ob die gestaute Lonza überläuft.

00:00 / 00:00

Das Interview mit Divisionär Raynald Droz findest du hier. - Nau.ch/Nico Leuthold

Auf eine mögliche Sprengung des Problembergs angesprochen, winkt Droz ab: Die Felsmassen würden zu viele Unsicherheiten bergen, kein Spezialist kenne sich wirklich damit aus. «Das Risiko, etwas noch Schlimmeres zu verursachen, wäre zu hoch.»

Nächste Infos um 8 Uhr

7.30 Uhr: Der nächste Lagerapport des regionalen Führungsstabs erfolgt um 8 Uhr. Dann werden die neusten Informationen bekannt gegeben.

Noch überläuft der See hinter Blatten nicht – Lage spitzt sich weiter zu

06.59: Noch ist der See, der sich in Blatten VS hinter dem Schuttkegel aufgestaut hat, nicht überlaufen. Dies könnte aber jede Sekunde der Fall sein, denn: Das Wasser steigt noch immer schnell an.

Blatten VS
Noch wird das Wasser der Lonza hinter dem Schuttkegel von Blatten VS zurückgehalten. Die hohen Temperaturen tagsüber könnten den See aber rasch ansteigen lassen. - keystone

Und die Lage könnte sich tagsüber noch zuspitzen. Denn es ist davon auszugehen, dass die sommerlichen Temperaturen die Gletscherreste schmelzen lassen werden. Denn: Mit dem Geröll hat sich auch Eis den Weg ins Tal gebahnt und droht sich zu verflüssigen.

Rieder fordert mehr Geld für Schutz vor Naturgefahren

05.28: Der Walliser Ständerat Beat Rieder hat in der «NZZ» mehr Bundesmittel für den Schutz vor Naturgefahren in den Alpen gefordert.

Wenn der Bund kein Geld für die Bergbevölkerung finde, frage er sich, «wofür wir dann noch Geld haben».

Beat Rieder
Der Walliser Ständerat Beat Rieder fordert nach dem Bergsturz von Blatten mehr Geld für den Naturgefahren-Schutz. - keystone

«Wir haben hier ein Jahrtausendereignis erlebt. Und deshalb weiss auch noch niemand, wie man damit umgehen soll.» Das sagte Rieder mit Blick auf das verschüttete Walliser Dorf Blatten.

Das sind die Szenarien für die Lonza

03.00: Die gestaute Lonza hat oberhalb des Schuttwalls einen See gebildet. Laut Christian Huggel, Geograf von der Universität Zürich, sind mehrere Szenarien möglich, erklärt er in der NZZ.

Das Wasser könne sich einen Weg unter dem Bergsturz hindurch suchen. Dadurch seien Überschwemmungen weiter unten im Tal möglich. Auch könnten sich im Bereich des Bergsturzes kleinere Seen bilden, die sich anschliessend entleerten.

lonza
Der See, den die gestaute Lonza bildet, wächst weiter an. - keystone

Gefährlicher sei das Szenario, dass sich der See schlagartig über den Bergsturz hinweg entleere. Dadurch würde das Wasser viel Material mitreissen und talabwärts für Schäden sorgen. Auch ein Überlaufen über den Schutt würde im Tal zu Schäden führen.

Huggel glaubt nicht, dass der Damm brechen werde, da das Gefälle zu gering sei. «Dieser Damm bricht nicht einfach weg.»

blatten vs
Ein Bagger steht im Lötschental bereit, sein Einsatz ist aber schwierig. - keystone

Die Behörden könnten mit einem Bagger einen Kanal durch die Schuttlawine graben oder das Wasser abpumpen. Laut Huggel sind das aber bloss in der Theorie Optionen. Es sei schwierig, den Bagger auf die Schuttmassen zu bringen. Und Pumpen hätten nicht die benötigte Leistungsfähigkeit.

02.50: Die Ortschaften Gampel und Steg haben ihre Bevölkerungen aufgerufen, Vorbereitungen zur Evakuierung zu treffen. Sie sollten bereit sein, innert kurzer Zeit ihre Wohnungen zu verlassen.

Die beiden Orte liegen am Eingang des Lötschentals und an der Lonza.

Kommentare

User #6472 (nicht angemeldet)

NAU SCHALTET DIE KOMMENTARSPALTE AB! UND ZWAR SOFORT!

User #1957 (nicht angemeldet)

Warum muss ich als Steuerzahlerin für die Folgen von Klimaleugnern aufkommen?

Weiterlesen

a
«Es ist krass»
Blatten
23 Interaktionen
Überblick verloren?
Zivilschützer
12 Interaktionen
«Sind parat»
E-Auto
E-Autos

MEHR KARIN KELLER-SUTTER

Vjosa Osmani Sadriu
46 Interaktionen
Staatsbankett
Heiligen Messe
6 Interaktionen
In Rom
Karin Keller-Sutter
75 Interaktionen
Zu Gesprächen
Keller-Sutter
25 Interaktionen
Treffen

MEHR AUS WALLIS

Blatten
15 Interaktionen
Nach Bergsturz
Blatten VS Lawine verschüttet
236 Interaktionen
«Verschlungen»
Brig
a
116 Interaktionen
Bergsturz