Fleisch, Milch und Käse kosten gerne mal weniger als die veganen Alternativen. Daran ist auch – aber nicht nur – der Bund schuld.
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Auch an diesem Hot-Dog-Stand an der Berner Bea Anfang Mai kostete die vegane Hot-Dog-Variante mehr als der «normale». - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Tierische Produkte sind oft billiger als pflanzliche Alternativen.
  • Das liegt mitunter daran, dass tierische Produkte stark subventioniert werden.
  • Swissveg vermutet, dass Detailhändler höhere Margen einstreichen. Diese streiten das ab.
  • Zudem sind die Produktionskosten bei Alternativen hoch. Das ändert sich aber.
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Ob im Supermarktregal, beim Dönerladen um die Ecke oder beim Hot-Dog-Stand an der Ausstellung: Pflanzliche Ersatzprodukte sind oft teurer als ihre tierischen Pendants. Und das, obwohl immer mehr Menschen zu Alternativen greifen.

Bund subventioniert vor allem tierische Produkte

Einer der Gründe: Tierische Produkte werden durch landwirtschaftliche Subventionen künstlich billig gehalten. Die Tierindustrie wird bevorteilt, wie Daten aus einer Studie der Denkfabrik «Vision Landschaft» zeigen. Weniger als 13 Prozent der Subventionen kommen pflanzlichen Produkten zugute.

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Der Grossteil der Subventionen fliesst in die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln. (1/2)
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Der Grossteil der Subventionen fliesst in die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln. (2/2)

Weil die Subventionen ungleich verteilt sind, profitieren nicht alle Ernährungsstile im gleichen Ausmass von den Bundesgeldern. An der Nahrungsmittelproduktion für eine vegane Ernährung beteiligt sich der Bund gemäss der Studie mit knapp 50 Franken pro Person. Bei einer flexitarischen Ernährung sind es 220 Franken, bei einer fleischbetonten 488 Franken.

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Der Bund beteiligt sich an den Kosten mancher Ernährungsstile stärker als an anderen. Die «externen Kosten» gehen zulasten der Allgemeinheit. - BSS und Kalaidos Fachhochschule Schweiz

Bund gibt 25 Millionen für Käsewerbung aus

Der Bund steckte 2021 3,6 Milliarden Franken oder 4,1 Prozent der Gesamtausgaben in die Landwirtschaft. Gelder aus diesem Topf fliessen nicht nur in die Lebensmittelproduktion, sondern auch in die «Qualitäts- und Absatzförderung» – oder abgekürzt: in Werbung.

Den grössten Batzen erhielt die Käselobby. Zur Absatzförderung spendierte der Bund der Switzerland Cheese Marketing AG gemäss Agrarbericht 24,5 Millionen Franken. Dahinter folgen Swissmilk mit 8,2 Millionen und der Fleischverband Proviande mit 5,5 Millionen – speziellere Projekte wie Exportinitiativen ausgenommen. Auf pflanzlicher Seite kommen alle Verbände zusammengewürfelt auf rund 8,9 Millionen Franken.

Subventionen Werbung
Der Bund bezahlt den Landwirtschafts-Lobbys die Werbung. Am meisten Geld für die klassische Absatzförderung erhält die Milch- und Käselobby.
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Während die Switzerland Cheese Marketing AG mit 24,5 Millionen Franken unterstütz wird, erhalten alle pflanzlichen Verbände zusammen 8,9 Millionen Franken.

Swissveg vermutet hohe Margen auf Ersatzprodukten

Subventionen alleine können die Preisdifferenz allerdings nicht erklären. Der Preisüberwacher rügte erst im Januar die grossen Detailhändler wegen hoher Margen im Bio-Segment. Ähnliches vermutet Christian Seeholzer von Swissveg auch bei pflanzlichen Ersatzprodukten. «Der Konsument ist bereit, mehr für ein Lebensmittel zu bezahlen, dies weiss auch der Detailhandel», sagt er dazu.

Die Migros streitet diese Anschuldigung ab. «Die Zahlungsbereitschaft unserer Kunden definiert nicht den Preis unserer Produkte.» Von Coop gibt es auf Nachfrage keine konkrete Antwort dazu.

Hohe Produktionskosten – aber wie lange noch?

Zu guter Letzt ist die Produktion von Ersatzprodukten aufwendig, «praktisch entlang der ganzen Wertschöpfungskette», wie die Migros schreibt. Entsprechend teuer ist der Ladenpreis. Auch Coop bestätigt, dass Herstellungs-, Produktions- und Entwicklungskosten im Vergleich mit anderen Eigenmarken grundsätzlich höher seien.

Konsumieren Sie pflanzliche Alternativprodukte?

Der Schweizer Fleischalternativen-Hersteller Planted zeigt sich allerdings überzeugt, Kosten und Preise senken zu können. Einerseits durch steigende Produktionsmengen, andererseits, weil noch «grosse technologische Fortschritte» möglich wären. Die traditionelle Fleischproduktion hingegen funktioniere seit Jahrzehnten grundsätzlich gleich.

Immer billiger, aber noch nicht am Ziel

Der Markt befindet sich bereits auf diesem Weg. Coop verfolge auch im Bereich der pflanzenbasierten Produkte die Strategie der Preissenkungen, schreibt der Detailhändler. «Die Preisunterschiede sind mitunter geringfügig.»

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Manche Alternativprodukte kosten noch deutlich mehr als ihre veganen Gegenstücke. Links: 2,23/100g, Rechts: 3,95/100g.
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Das ist allerdings nicht mehr nur so. Die Preise von Alternativprodukten fallen. Links: 3,45/100g, Mitte: 2,40/100g, Rechts: 3,40/100g (1/2)
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Das ist allerdings nicht mehr nur so. Die Preise von Alternativprodukten fallen. Links: 2,95/100g, Mitte: 2,55/100g, Rechts: 2,90/100g (2/2)
preisunterschied
Mittlerweile gibt es auch Alternativen für kleines Geld. Links: 1,10/1L, Mitte: 1,60/1L, Rechts: 1,95/1L. (1/3)
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Mittlerweile gibt es auch Alternativen für kleines Geld. Links: 1,19/100g, Mitte: 1,24/100g. (2/3)
preisunterschied
Mittlerweile gibt es auch Alternativen für kleines Geld. Links: 1,20/100g, Rechts: 1,23/100g. (3/3)

Tatsächlich sind etliche Produkte nicht mehr allzu weit von der Preisparität entfernt. Zudem finden sich auch im Tiefpreis-Segment immer mehr Alternativen.

Die Industrie muss aber weiter am Ball bleiben, denn: «Bei Lebensmitteln ist der Preis entscheidend – wie bei allem anderen auch», schlussfolgert die Planted-Sprecherin.

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