Jeder zweite Millennial glaubt an einen Dritten Weltkrieg zu Lebzeiten. Für Soziologe Mäder sind Rüstungsausgaben, Umweltbelastung und Ungleichheit schuld.
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Ein Soldat auf einem Soldatenfriedhof in Polen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • 56 Prozent der Schweizer Millennials glauben an einen Weltkrieg zu Lebzeiten.
  • Eine Studie des IKRK zeigt auch, dass junge Menschen Folter als probates Mittel sehen.
  • Für Soziologe Urs Mäder ist eine ethische Debatte notwendig.

Eine Studie des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK lässt aufhorchen. Demnach befürchten weltweit knapp 50 Prozent der Erwachsenen zwischen 20 und 35 Jahren noch zu Lebzeiten einen Dritten Weltkrieg zu erleben. Besonders brisant: Mit 56 Prozent sind die Befragten in der Schweiz am pessimistischsten.

Auch rechnen mehr als die Hälfte der sogenannten «Generation Y», dass innerhalb der nächsten zehn Jahre bei einem Krieg oder bewaffneten Konflikt Atomwaffen zum Einsatz kämen.

Rüstungsausgaben, Umweltbelastung, soziale Ungleichheit

Soziologe Ueli Mäder glaubt, dass diese Entwicklung mit den Rüstungsausgaben zusammenhängt. Zu Beginn der 90er-Jahre seien diese gesunken. Inzwischen sind sie aber wieder stark angestiegen: «Das ist ernüchternd.» Sorgen bereiten würden aber auch die Belastung der Umwelt und neue soziale Ungleichheiten.

Dass gerade die «Generation Y» so pessimistisch ist, hänge damit zusammen, dass sie in einem relativ offenen Umfeld aufgewachsen sei. «Das hat viele Vorteile, bringt aber auch neue Verunsicherungen und Ängste mit sich.»

Ueli Mäder Soziologe
Der Basler Soziologe Ueli Mäder. - Keystone

Die Eltern der Nachkriegsgeneration seien noch überzeugt gewesen, «dass es ihre Kinder einmal besser haben würden – wohl zu Recht.» Bei heutigen Eltern hingegen sei diese Zuversicht weniger verbreitet. «Die Chancen, Lebensqualität zu verwirklichen, sind zwar immer noch recht gut, aber eben auch gefährdet.»

Trotzdem kann Mäder auch etwas Positives abgewinnen: «Der Pessimismus verbindet sich auch mit einem gewissen Pragmatismus. Im Sinne von: packen wir es an.» «Manchmal ist ein Pessimist auch ein Optimist, der nachgedacht hat und sich getraut, das in den Blick zu nehmen, was uns dazu herausfordert, etwas zu verändern.»

Mäder: «Ethische Debatten tun Not!»

Schockierend: 41 Prozent der 16'000 Befragten aus 16 Ländern halten die Folter feindlicher Kämpfer in Gefangenschaft unter gewissen Umständen für zulässig.

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Diese Bronzestatue des britischen Künstlers Marc Quinn zeigt das Folterbild eines irakischen Gefangenen des US-Foltergefängnisses Abu Gharib im Irak. - Keystone

Das hänge unter anderem mit berichten über Gräueltaten zusammen. Die Menschen würden denken, man müsse alles tun, um weiteres Unheil zu vermeiden. Aber: «Probleme lassen sich nicht mit denselben Mitteln lösen, die sie verursachen.»

«Die Menschenrechte sind bei uns ungenügend verankert», ist Mäder überzeugt. Darum: «Ethische Debatten tun Not!»

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