Müssen Raver Angst vor aggressiven Techno-Welsen haben?
Ein Wels attackierte in Deutschland Badegäste nahe eines Techno-Festivals. Auch an der Street Parade rund um das Seebecken in Zürich ist der Lärmpegel hoch.

Das Wichtigste in Kürze
- Ist es zu laut, können Fische Stressreaktionen zeigen und auch aggressiv werden.
- Ein Wels verletzte in Deutschland in der Nähe einer Techno-Party Badegäste.
- Ein Fachmann erklärt, ob Welse auch an der Street Parade zubeissen können.
Biss- und Fleischwunden erlitten Badegäste am Brombachsee im deutschen Bayern. Die Attacken am Freitagnachmittag kamen von einem Wels.
«Hat das Techno-Festival den Riesen-Wels verrückt gemacht?», titelte die «Bild»-Zeitung. Denn zur gleichen Zeit fand das «Burning Beach Festival» mit wummernden Bässen statt.
Studien zufolge können Fische bei anhaltendem oder plötzlichem Lärm Stressreaktionen zeigen und auch aggressiv werden.
Im August werden an der Street Parade in Zürich wieder hunderttausende Raverinnen und Raver um das Seebecken tanzen. Laute Techno-Musik wird weit über die Stadt Zürich hinaus zu hören sein. Könnten dann auch Welse aus dem Zürichsee Badegäste beissen?
«Sein Gelege verteidigt»
Lukas Bammatter, Co-Leiter der Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons Zürichs, beruhigt. «Im August ist die Laichzeit der Welse bereits vorbei», sagt er. Zudem bezweifelt er, dass Welse gestresst durch Musik Badegäste attackieren.
Im Falle der Beissattacken des Welses im Brombachsee hält er einen anderen Grund für viel wahrscheinlicher.
Er geht davon aus, dass es sich bei diesem Wels um ein männliches Individuum gehandelt hat. «Der Wels hat sein Gelege verteidigt.»
Zähne «wie eine Muskatraffel»
Welsmännchen schlagen laut Bammatter im Mai/Juni eine Grube oder Vertiefung als Nest in den Gewässergrund. In dieser Zeit seien die Wassertemperaturen auf rund 18 Grad angestiegen. Anschliessend lege das Weibchen dort seine Eier ab.
«Danach bewacht das Männchen das Gelege.» Es fächle mit seinen Flossen frisches Wasser an die sogenannten Laichballen und verteidige seinen Nachwuchs gegen Fressfeinde. «Daher ist es auch sehr wahrscheinlich, dass der Wels die Menschen attackiert hat, um sein Nest zu verteidigen», sagt Bammatter.
Zudem habe der Wels nur kleine, eher stumpfe Zähne. «Wenn man hineinfasst, fühlt es sich ähnlich an wie eine Muskatraffel.» Demnach könne er nur stumpfe, oberflächliche Verletzungen verursachen. «Ähnlich einer Schürfung.»
Street Parade passt Lautstärke an
Der Verein Street Parade nimmt bei der Lautstärke Rücksicht auf die Tierwelt. «In Zürich steht unweit der Route eine Volière, da passen wir die Lautstärke an.» Dies bestätigt Mediensprecher Stefan Epli.
Auch sollen die Raverinnen und Raver nicht bedenkenlos in den Zürichsee springen. «Den See mit Vorsicht geniessen», rät der Verein Street Parade. Auf und unter dem Wasser lauerten Gefahren, warnt er. Dies mit Verweis auf die Baderegeln der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft.
So soll man nicht in trübe oder unbekannte Gewässer springen. Auch warnt die SLRG, dass Luftmatratzen und Schwimmhilfen nicht ins tiefe Wasser gehören.