Coronavirus: Sorgt Ende der Gratis-Tests für Schatten-Pandemie?
In Deutschland und der Schweiz sind die Tests auf das Coronavirus seit Montag nicht mehr kostenlos. Doch beim Nachbarn gibt es einen entscheidenden Unterschied.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Tests kosten ab dem 11.10 in der Schweiz und in Deutschland.
- In Deutschland warnen Ärzte vor einer «Schatten-Pandemie».
Seit Montag sind Tests auf das Coronavirus in der Schweiz kostenpflichtig. Ausgenommen davon sind Personen mit Symptomen und solche, die sich nicht impfen lassen können.
Auch bei unserem nördlichen Nachbarn sind die Gratis-Tests ab dem 11. Oktober Geschichte. Wer sich in Deutschland nun testen lassen will, muss ungefähr 25 Euro hinlegen.
Wer einen PCR-Test benötigt, zahlt beinahe 100 Euro. Das gilt auch für Personen mit Symptomen.

Das sorgt bei Ärzten für Kopfschütteln. Denn: Gesundheitsexperten haben Angst vor einer «Schatten-Pandemie».
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund warnt: «Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden.» Das sei ein Einfallstor für die Übertragung der Pandemie. Ausserdem verlieren die Zahlen damit an Verlässlichkeit.
Droht auch der Schweiz eine «Schatten-Pandemie»?
Auch in der Schweiz muss man für den Corona-Test nun selbst bezahlen. Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) sieht ebenfalls eine gewisse Problematik: «Wenn Covid-Tests nicht kostenlos sind, besteht das Risiko, dass die Bevölkerung sich weniger testen lässt.» Das wäre aus epidemiologischer Sicht nachteilhaft für die Bekämpfung des Coronavirus.

Anders als bei unserem Nachbarn werden hierzulande Tests für Menschen mit Symptomen weiterhin vom Bund übernommen.
Diesen entscheidenden Unterschied hebt auch die FMH hervor: «Allerdings ist es so, dass bei Symptomen die Tests noch immer durch den Bund bezahlt werden.» Das sagt der Verband gegenüber Nau.ch.

Auch Epidemiologe Andreas Cerny rechnet deshalb nicht damit, dass sich weniger Menschen mit Symptomen testen lassen. «Kostenpflichtig werden nur die Tests, welche man zur Erlangung eines Zertifikats benötigt.»
Coronavirus: Ärzteverbindung will Booster-Impfung
Doch für die FMH ist die Belastung der Ärzte und Pfleger weiterhin hoch: «Das Personal auf den Intensivstationen wurde über Monate überlastet und benötigt kompensatorische Erholungszeit.» Auch brauche es Zeit, um Überstunden abzubauen.
Mit Blick auf die steigende Impfquote hofft die FMH auf weniger schwere Verläufe und Hospitalisierungen. «Gleichzeitig warten wir auf die dringend benötigte Freigabe der 3. Impfung für Menschen», so die Ärzteverbindung.
Die Immunantwort von Betagten und Vorerkrankten könne erfahrungsgemäss nach zwei Impfungen ungenügend sein: «Diese Risikogruppen sind schon in den nächsten Wochen und Monaten erneut gefährdet.»