Coronavirus: Shoppingwahn beschert Sammelstellen tonnenweise Karton
Die Massnahmen gegen das Coronavirus haben massiven Einfluss auf den anfallenden Abfall. Mehr Glas, mehr Dosen und vor allem mehr Karton wird nun entsorgt.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Abfall-Situation hat sich in Bern wegen der Corona-Krise verändert.
- Stark zurückgegangen ist der Gewerbeabfall, Haushaltskericht nahm stark zu.
- In den Wohnquartieren wird mehr Glas, Dosen und besonders Karton entsorgt.
Wer derzeit in der Stadt Bern seinen Abfall auf den Entsorgungshof bringen will, braucht viel Geduld. Vor den Höfen bilden sich lange Staus, die Wartezeit beträgt häufig über eine Stunde. Grund sind die empfohlenen Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus, wie Christian Jordi, Leiter von Entsorgung und Recycling der Stadt Bern, bestätigt.
Ähnlich sieht es auch in Zürich aus. Auf den Recyclinghöfen wurde ein Tröpfchensystem wie in den Einkaufsläden eingeführt. Es werden weniger Autos gleichzeitig eingelassen, die Kapazität wurde dadurch mehr als halbiert. Um den nötigen Abstand zu wahren, helfen die Mitarbeitende derzeit zudem nicht beim Ausladen des Entsorgungsmaterials.
«Gesamtmenge deutlich zurückgegangen»
Es sei zwar noch zu früh, um konkrete Zahlen zu liefern. Trotzdem könne man seit Ausbruch des Coronavirus bereits Veränderungen ausmachen. «Die Gesamtmenge ist deutlich zurückgegangen». Das liege vor allem am starken Rückgang des Gewerbeabfalls, erklärt Jordi auf Anfrage.
Aus dem gleichen Grund habe sich auch die Verteilung in der Stadt stark verändert. «Während in der Innenstadt die Bereitstellungsplätze praktisch leer bleiben, wird in den Quartieren spürbar mehr Abfall entsorgt.»

In Zürich falle auch weniger Gewerbemüll an, bestätigt Daniel Eberhard, Mediensprecher von der Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ). Der Haushaltskehricht hingegen habe um rund 20 Prozent zugenommen. Das habe dazu geführt, dass man die sonst getrennten Sammelfahrten von Privaten und Gewerbe zusammenlegte.
Mehr Glas, Dosen und Karton seit Ausbruch des Coronavirus
An den Sammelstellen in den Berner Quartieren sei eine Zunahme beim Glas um mindestens zehn Prozent registriert worden. Bei den Blech- und Aludosen betrage der Anstieg sogar 20 Prozent.

Die grösste Veränderung sehe man in der Papier- und Kartonsammlung. «Wir leeren die Behälter statt nur einmal derzeit zwei- bis dreimal täglich», erklärt Jordi. Auch die Stadt Zürich registrierte beim Karton einen Zuwachs von 15 Prozent. Das zeige sich bereits in Zahlen vom April, als der Shutdown erst zwei Wochen andauerte.
Der Grund sei nicht in erster Linie die Gesamtmenge, sondern vielmehr die Zusammensetzung. Es werde viel mehr Karton entsorgt als noch vor der Corona-Pandemie. Weil aber Karton im Gegensatz zu Papier viel mehr Platz benötige, würden sich die Container auch schneller füllen. Daniel Eberhard vermutet, die starke Zunahme des Online-Handels wegen des Coronavirus sei dafür verantwortlich.

Christian Jordi appelliert an die Geduld der Bevölkerung, es müsse weiterhin mit langen Wartezeiten gerechnet werden. «Und halten Sie bitte Abstand, sowohl im Entsorgungshof als auch bei den Sammelstellen.»
Sowohl in Bern wie auch in Zürich gilt weiterhin: «Nutzen Sie die Entsorgungshöfe nur, wenn es nicht anders geht – etwa bei Umzug oder Wohnungsauflösung.»