Das Coronavirus macht dem Tourismus einen dicken Strich durch die Rechnung. Doch die teilweise Grenzöffnung gibt trotz fehlender Fern-Touristen Hoffnung.
Bergbahnen Titlis
Die Titlis Bergbahnen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Coronavirus trifft auch den Schweizer Tourismus hart.
  • Die Grenzöffnungen mit Frankreich, Deutschland und Österreich sind aber ein Lichtblick.
  • Wegen fehlender Fern-Touristen sind deutsche und Schweizer Touristen besonders wichtig.

Diese Woche hat der Bund die Grenzöffnungen zu Frankreich, Deutschland und Österreich ab Mitte Juni angekündigt. Auch für die Schweizer Tourismusbranche ist dies in Anbetracht der Massnahmen im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus ein Lichtblick.

«Dies ist für uns eine erfreuliche Nachricht: Da wir bis anhin davon ausgehen mussten, dass wir im Sommer keine ausländischen Gäste begrüssen dürfen. Gerade Deutschland ist für uns – als wichtigster Europamarkt – sehr wichtig», erklärt Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus auf Anfrage.

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Chinesische Touristen in Luzern vor der Kapellbrücke im Mai 2019. - Keystone

Doch was bedeuten die Grenzöffnungen mit den drei Nachbarländern für Schweizer Tourismus-Destinationen, die stark auf Fern-Touristen angewiesen sind? Etwa im Berner Oberland oder am Titlis, wo jährlich viele asiatische Touristen verzeichnet werden.

«Asiatische Gäste machen einen signifikanten Besucheranteil der oben genannten Destinationen und Attraktionen aus. Nicht nur in quantitativer Hinsicht, also in der Besucherfrequenz, sondern insbesondere auch in der Wertschöpfung (Verpflegung, Souvenirs etc.)», erläutert Florian Eggli vom Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) der Hochschule Luzern. Diese fehlenden Frequenzen und insbesondere die Wertschöpfung wettzumachen, werde eine grosse Herausforderung für die betroffenen Unternehmen.

Müssen Regionen ihr Angebot für Touristen aus der EU anpassen?

«Wir hoffen natürlich, dass in diesem Jahr die Schweizer Gäste und Gäste aus der EU und im Speziellen aus Deutschland die Sommerberge und die phantastischen Angebote entdecken», sagt Norbert Patt, CEO von Titlis Bergbahnen, Hotels und Gastronomie. In den letzten Jahren habe man parallel zum «asiatischen Geschäft» im Sommer die Angebote für Schweizer und EU-Gäste ausgebaut.

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Wanderer gehen der Promenade am Brienzersee entlang, in Brienz BE. - Keystone

In den Regionen Luzern und Interlaken wird auch das Fehlen anderer Fern-Touristen, wie etwa Gästen aus den USA, schmerzen. In Luzern stellen die US-Gäste hinter den Schweizern die grösste Touristengruppe. Doch beide Regionen halten fest, dass sie ihr Angebot deswegen nicht anpassen müssten.

«Wir haben im November, also vor der Krise um das Coronavirus, bekanntgegeben, dass wir vermehrt Gäste aus Europa ansprechen möchten. Dazu gehören auch die Gäste aus der Schweiz», schreibt Christoph Leibundgut, Manager Communication von Interlaken Tourismus. Interlaken habe starke Werte. Diese seien sowohl bei Schweizern und Europäern als auch bei Gästen aus der ganzen Welt äusserst beliebt: Die Region verbinde alles, was die Schweiz zu bieten habe an einem Ort.

Schweizer Destinationen könnten Bedürfnisse abdecken

Auch Luzern habe ein vielfältiges Angebot für alle Gäste, das bei Reisenden aus Europa bestens bekannt sei. «Wir werden aber in diesem Sommer spezifische Angebote lancieren. Mit denen kann man in Luzern übernachten und dann die vielfältige Region mit Ausflügen entdecken», so Gerardi.

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Die Schiffsstation Treib am Vierwaldstättersee unterhalb von Seelisberg am Dienstag, 14. Mai 2019. - Keystone

Eggli vom ITW glaubt, dass sich trotz Coronavirus für Schweizer und Reisende aus der EU auch eine Chance bietet. Nämlich die sonst international stark frequentierten touristischen Highlights wiederzuentdecken und in ruhigerer Atmosphäre zu geniessen. «Ich denke, nach den vielen Tagen zuhause wird das Bedürfnis nach frischer Luft, intakter Natur, Bergen und Weitsicht gross sein. Hier haben viele Destinationen in der Schweiz etwas zu bieten.»

Zuversicht überwiegt trotz Krise wegen des Coronavirus

Auch wenn die Situation rund um das Coronavirus die Tourismusbranche hart treffen wird, schauen die Regionen zuversichtlich auf den Sommer: «Wir sind überzeugt, dass die Sehnsucht zu den Bergen neu entfacht werden kann. Vielleicht wird der Krisen-Sommer 2020 auch ein Märchen-Sommer werden...», sagt Titlis-CEO Patt zum Schluss hoffnungsvoll.

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Touristen aus aller Welt vergnügen sich am Dienstag, 28. August 2012, im Gletscherpark auf dem Titlis. - Keystone

Auch in Interlaken überwiegt die Zuversicht. «Nun haben alle Schweizer Gäste und voraussichtlich auch viele aus Europa erst recht die Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, dass Interlaken wirklich typisch schweizerisch ist. Wir werden keine Rekordzahlen verbuchen, aber wir werden einen wunderbaren Sommer und hoffentlich auch Herbst erleben. Davon sind wir überzeugt», so Leibundgut.

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