Coronavirus: Pflegeberufe bleiben auch in der Krise beliebt
Die Berufsbildung behält in der Corona-Krise weiterhin seinen hohen Stellenwert. Pflegeberufe sind trotz Coronavirus weiterhin beliebt bei Lehrstellensuchenden.

Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Corona hat sich die Suche nach einer geeigneten Lehrstelle nicht erschwert.
- Auch in der Krise gibt es noch immer viel mehr Lehrstellen als Bewerber.
- Auch mit dem Virus bleiben Pflegeberufe für Lehrstellensuchende attraktiv.
Sie kämpften in der ersten Welle der Coronavirus-Pandemie an vorderster Front – die Pflegerinnen und Pfleger.
Das goutierte die Schweizer Bevölkerung während der schlimmsten Zeit im März mit einem Klatschen. Jedoch folgte flugs darauf Kritik vom Gesundheitspersonal. Applaus sei nicht ausreichend.
Jetzt brauche es Massnahmen, um insbesondere die Pflegeberufe attraktiver zu machen. Die Branche leidet unter Personalmangel.

Zumindest bei den Lehrstellen sind Pflegeberufe bereits jetzt attraktiv. So verzeichnet der Kanton Aargau schon fast 280 unterzeichnete Lehrverträge, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Das sind gemäss dem Blatt fast doppelt so viele wie zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr.
Berufsbildung geniesst auch in Krise des Coronavirus hohen Stellenwert
Auch Christof Spöring, Dienststellenleiter Berufs- und Weiterbildung des Kanton Luzern meint: «Lehrstellen im Bereich Gesundheit sind unabhängig von Corona immer sehr gesucht.» Insgesamt stelle man im laufenden Corona-Jahr im Kanton diesbezüglich aber wenig Veränderung fest.
Ähnlich klingt es aus den Kantonen Basel-Stadt, Bern und Zürich. So seien die Vertragsabschlüsse in Basel-Stadt in vergleichbarem Rahmen mit den Vorjahren, wie Simon Thiriet, Leiter Kommunikation des Erziehungsdepartements, erklärt.

Auch in Bern ist man bei der Vergabe der Lehrstellen in etwa gleich unterwegs wie in den vergangenen fünf Jahren. Dies sagt Christoph Düby von der Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern. Und im Kanton Zürich habe man bisher keinen «Ansturm» auf Lehrstellen in Pflegeberufen festgestellt. Dies meint Ingrid Faesi vom Fachbereich Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons.
Lehrstellen als Fachfrau/Fachmann Gesundheit seien, nebst Lehrstellen in den Bereichen Informatik, Finanzen und öffentliche Verwaltung, sowieso relativ beliebt. «Dies hat sich trotz Corona nicht markant verändert», so Faesi.
Insgesamt sei das Lehrstellenangebot im Kanton Zürich stabil. Und die Good News: «Auch in der Corona-Krise zeigt sich, dass die Berufsbildung nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Betriebe bilden weiterhin aus, denn sie sind auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen.»
Gastro- und Eventbranche tendenziell zurückhaltend bei Lehrstellen
Hingegen sind Lehrstellen in den Branchen Gastgewerbe und Events in diesem Jahr im Kanton Zürich tendenziell weniger ausgeschrieben. Dies stellt Ingrid Faesi weiter fest.
Die Corona-Krise wirke sich insbesondere in der Gastrobranche auch indirekt auf die Lehrstellen aus. Dies ist man sich auch bei der Bildungsdirektion Bern bewusst. Doch es bleibe schwierig, verlässliche Aussagen dazu zu machen, so Düby.
Allgemein bleibe festzuhalten, «dass wir in allen Branchen sehr gute Lehrbetriebe haben».

Was man aber in den letzten Wochen festgestellt habe sei: Dass «vermehrt Quereinsteiger/innen im Erwachsenenalter, die aus dem Gastrobereich kommen, sich in Richtung Pflege ausbilden lassen».
Viel mehr Lehrstellen als Bewerber
Spöring von der Luzerner Dienststelle Berufs- und Weiterbildung betont, «dass nun die Schülerinnen und Schüler ermutigt werden, dran zu bleiben». Schüler und Eltern könnten das Gefühl bekommen, dass wegen Corona weniger Lehrstellen verfügbar seien – «dem ist nicht so!», betont Spöring.
Eine Absage sei normal und gehöre zum Bewerbungsprozess dazu. «Davon dürfen sich die Lehrstellensuchenden nicht entmutigen lassen.» Insgesamt gebe es noch immer viel mehr Lehrstellen als Bewerber.