Von Zürich über Bern und Lausanne bis nach Genf: Zwei Jahre Coronavirus haben bei den Schweizerinnen und Schweizer Spuren hinterlassen.
Zum ersten Mal wieder ohne Maske bedienen und konsumieren, hier in einem Café in Lausanne.
Zum ersten Mal wieder ohne Maske bedienen und konsumieren, hier in einem Café in Lausanne. - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dem heutigen Donnerstag gilt die Maskenpflicht in der Schweiz nur noch im ÖV.
  • An die neuen Freiheiten schienen sich viele aber noch nicht so ganz gewöhnt zu haben.
  • Vor allem vulnerablen Gruppen bereiten die Lockerungen grosses Unbehagen.

Am ersten Tag nach der Abschaffung der Maskenpflicht hat sich die Schweiz vorsichtig an die neuen Freiheiten herangetastet. Nicht allen fällt die Umstellung leicht, und vor allem für die vulnerablen Gruppen ist sie mit grossem Unbehagen verbunden.

Vor allem in den Bahnhöfen war am Donnerstagmorgen noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Dies zeigten Augenscheine von Reporterinnen und Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Pendler tragen Maske auch in Bahnhöfen noch

Kann die Maske schon auf der Rolltreppe weg? Wie sieht es auf dem Busperron aus? Im Hauptbahnhof Zürich auf jeden Fall ergab sich ein klares Bild. Je höher die Etage, desto weniger Masken: So stiegen in den unterirdischen Bahnhöfen die Pendler noch fast durchwegs mit korrekt getragenen Hygienemasken vor Mund und Nase aus.

Coronavirus Masken
Die Schweiz trägt wegen des Coronavirus noch immer Masken. - Keystone

Auch auf der Rolltreppe behielt sie die grosse Mehrheit an. Doch schon im Shoppinggeschoss schien etwa die Hälfte der Umhereilenden oder Herumstehenden maskenlos unterwegs zu sein. «Komisch, so plötzlich wieder ohne», meinte ein Mann zu einer Verkäuferin und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. «Jetzt muss ich mich wieder häufiger rasieren.»

In den Berner Zügen, Trams und Bussen bewiesen die Fahrgäste trotz der Lockerungsschritte am frühen Morgen Disziplin. Personen ohne Maske waren keine unterwegs. Und auch auf den Perrons in Bahnhöfen und an Haltestellen trug eine Mehrheit Masken.

Auch in Lausanne bleiben viele Pendler vorsichtig

Auch im Bahnhof und an der Metrostation in Lausanne konnten weiterhin zahlreiche Passagiere mit Masken beobachtet werden: Sie wollten lieber noch ein bisschen vorsichtig bleiben, sagte einige von ihnen.

In den Cafés und Restaurants hingegen genossen die Kundinnen und Kunden die neuen Freiheiten: Insbesondere Brillenträger zeigten sich erleichtert, dass ihre Gläser durch das Maskentragen nicht mehr ständig beschlagen und geputzt werden müssen. Nun habe er sein «Recht auf Kondensation» halt verloren, scherzte ein Gast in einem Café in Bern.

Coronavirus
Jetzt kann man auch wieder ohne Maske gegen das Coronavirus einkaufen gehen. - keystone

In Genf waren viele Geschäfte noch nicht auf die Lockerungen vorbereitet und liessen die roten Massnahmen-Plakate hängen. In den Tea-Rooms hingegen waren die Masken verschwunden. Die Angestellten waren froh, dass sie jetzt nicht mehr die Zertifikate zum Coronavirus kontrollieren mussten.

Endlich können wir wieder frei atmen, sagte auch ein Sandwich-Verkäufer in Lausanne. Eine Ladenangestellte freute sich mit grossem Lächeln, dass sie endlich die Gesichter der Kundinnen wieder sehen konnte. Trotzdem respektiere sie diejenigen, die weiterhin eine Maske tragen wollten, sagte sie.

Coronavirus
Freedom-Day: Mitarbeiter des Kunstmuseum Basel entfernen Schilder, die auf die Maskenpflicht hinweisen. - keystone

Auch im Kunstmuseum Basel war vorerst noch eine gewisse Zögerlichkeit im Umgang mit der neuen maskenlosen Freiheit zu spüren: Einige Besucher trugen sie noch in den Sammlungsräumen, wenn auch zum Teil schon unter dem Kinn.

Coronavirus: Vulnerable Bevölkerung muss weiterhin aufpassen

Dass die Pandemie mit der Aufhebung der Maskenpflicht nicht einfach so zu Ende ist, spüren vor allem die vulnerablen Bevölkerungsschichten: Ältere, Immunsupprimierte und Kinder unter fünf Jahren. Auf diese Gruppen müsse man den Blick nun richten, sagte Virologin Isabella Eckerle im SRF-Tagesgespräch.

Isabella Eckerle
Isabella Eckerle, Virologin und Leiterin des Zentrums für neuartige Viruserkrankungen an den Universitätskliniken Genf spricht über Geimpfte. - keystone

Hätte man auf diese Menschen Rücksicht nehmen wollen, dann hätten man die Maskenpflicht wegen des Coronavirus beibehalten sollen. «Low Cost, high Gain» wäre das gewesen. Also eine etwas lästige Massnahme, die niemanden gross beeinträchtigt hätte, mit der aber Risikopersonen «sehr sehr gut» geschützt wären.

Stephanie de Borba von der Krebsliga sagte am Morgen auf SRF, sie hätten sich eine schrittweise Aufhebung der Massnahmen gewünscht. Denn Krebsbetroffene könnten auch nach drei Impfdosen kaum Antikörper gegen das Coronavirus aufbauen.

Dadurch seien sie einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt und trügen das Risiko für einen schwereren Verlauf. Sie müssten sich nun selber gut schützen. Aber nur wenn sich auch das Umfeld solidarisch verhalte, sei das Ansteckungsrisikomit Coronavirus deutlich geringer.

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