Coronavirus: Kantone wegen mangelnder Impf-Priorisierung in Kritik

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Zürich,

In immer mehr Kantonen können sich alle Erwachsenen gegen das Coronavirus impfen lassen. Dafür wurde jegliche Priorisierung aufgegeben – das wird kritisiert.

Coronavirus Impfung Schweiz Kantone
Menschen warten im Impfzentrum auf den Piks. Doch wer geimpft werden will, muss Glück bei der Anmeldung haben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In vielen Kantonen können sich inzwischen alle Erwachsenen impfen lassen.
  • Doch die Impftermine sind begehrt und es wird keine Priorisierung vorgenommen.
  • Menschen mit höherem Risiko sollten dennoch zuerst geimpft werden, so die Forderung.

Aufatmen für viele: Schon lange dürfte so manche Nicht-Risikoperson neidisch auf diejenigen geblickt haben, die sich bereits impfen lassen können. Inzwischen erreicht immer mehr Impfstoff gegen das Coronavirus die Schweiz. In einem Kanton nach dem anderen kann nun auch die Impfgruppe N, die jungen, gesunden Erwachsenen, einen Termin ergattern.

Coronavirus Impfung
Die Impfgruppe N ist zur Impfung zugelassen – doch die Impftermine sind ein rares Gut. - Keystone

In den grossen Kantonen Zürich und Bern ist es bereits so weit. Wer sich im richtigen Moment im Online-Tool befindet, bekommt einen Termin. Seit alle Erwachsenen geimpft werden, wird in vielen Kantonen nicht mehr priorisiert: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – für diese Strategie hagelt es nun Kritik.

Keine Rücksicht auf Kontaktrisiko mit dem Coronavirus

Will man sich in einem Impfzentrum impfen lassen, wird bei der Anmeldung lediglich beachtet, ob die Impfgruppe zugelassen ist. Doch nicht für jede Person ist die Impfung gleich wichtig: Menschen, die in Berufen mit Personenkontakt arbeiten, sind einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Coronavirus Impfung Priorität
Medizinstudentinnen warten vor den Kabinen in einem Impfzentrum in Lausanne. Wer die Termine bekommt, hängt vielerorts vom richtigen Timing ab, nicht von der Priorität. - Keystone

Eine Buschauffeurin oder ein Detailhandels-Verkäufer ist dem Coronavirus eher ausgesetzt als beispielsweise eine Büro-Arbeitskraft im Homeoffice. Doch bei der Impf-Priorisierung spielen derartige Faktoren in vielen Kantonen keine Rolle.

Homeoffice-Arbeitnehmer im Vorteil

Dazu kommt: Das Interesse an den Terminen ist enorm gross. Wer die Impf-Plattform regelmässig auf neu aufgeschaltete Termine prüft, hat höhere Chancen, einen der begehrten Impftermine zu ergattern. Wer am Computer arbeitet, kann das Online-Tool bequem abrufen. Viele Arbeitnehmende mit Kundenkontakt haben diese Möglichkeit nicht.

Coronavirus Schweiz Detailhandel Migros
Eine Detailhandels-Verkäuferin ist dem Coronavirus eher ausgesetzt, als eine Bürokraft im Homeoffice. - Keystone

Dies kritisiert Adrian Wüthrich, Präsident des Gewerkschafts-Verbands Travail Suisse, gegenüber der SRF-«Tagesschau»: «Arbeitnehmende, die nicht am Computer arbeiten und nicht Gelegenheit haben, auf die Homepage des Kantons Zürich zu gehen, werden benachteiligt. Das erachten wir als Problem».

Thomas Borer, Sprecher der Zürcher Gesundheitsdirektion, entgegnet: Wer sich nicht am Computer anmelden könne, habe die Möglichkeit, sich telefonisch für den Impftermin anzumelden. Ob dies beispielsweise für Coiffeusen oder Gastro-Arbeitskräfte den Nachteil bei der Registrierung kompensieren kann, ist jedoch fraglich.

Impfkommission wünscht sich weitere Priorisierung

Auch wenn ein 49-Jähriger nicht zur Risikogruppe gehört: Das Risiko für einen schweren Verlauf einer Infektion mit dem Coronavirus ist grösser als bei einer 20-Jährigen. Auf dem Papier sind jedoch beide Impfgruppe N.

Sollte innerhalb der Impfgruppen weiter priorisiert werden?

Angesichts dessen plädiert auch Christoph Berger in der «Tagesschau» für eine differenziertere Verteil-Praxis: Die Termine sollten gemäss Risiko absteigend nach Alter vergeben werden, zitiert die Tagesschau den Präsidenten der eidgenössischen Impfkommission.

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