Der Bundesrat vereinfacht wegen des Coronavirus vorübergehend die Abgabe von medizinischem Heroin. Neu können gleichzeitig sieben Tagesdosen bezogen werden.
Heroin Coronavirus
Wegen des Coronavirus wird die Heroinabgabe vorübergehend gesetzlich angepasst. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Süchtige können neu bis zu sieben Tagesdosen medizinisches Heroin gleichzeitig beziehen.
  • So soll das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus minimiert werden.
  • Sucht Schweiz begrüsst die erleichterte Abgabe an Patienten.

Der Bundesrat hat die Betäubungsmittelsuchtverordnung angepasst, um die Regeln für die Heroinabgabe wegen des Coronavirus anzupassen.

Suchtkranke müssen nicht mehr täglich ihre Medikamente abholen, sondern dürfen sie bis zu einer Woche mit nach Hause nehmen.

Neue Regelung wegen Coronavirus bis Ende 2021 gültig

Gemäss dem Bundesrat hätten die Behandlungszentren von Heroinsuchtkranken die Abgaberegeln wegen der Ansteckungsrisiken bereits zu Beginn der Pandemie angepasst.

Heroin Coronavirus
Wegen des Coronavirus können Heroinsüchtige bis zu sieben Tagesdosen gleichzeitig mit nach Hause nehmen. - keystone

Mit der gesetzlichen Anpassung will der Bundesrat diese pragmatische Lösung rechtlich verankern. Die neuen Regeln für die Abgabe von Heroin sollen bis Ende 2021 in Kraft bleiben.

Die Behandlungszentren werden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) vierteljährlich einen Bericht zu den neuen Abgaberegeln vorlegen. Damit sei auch eine angemessene Überwachung der Praxis gewährleistet, teilte der Bundesrat am Freitag mit.

Sucht Schweiz befürwortet Entscheid

Von den Fachexperten wird die erleichterte Abgabe während der Corona-Pandemie begrüsst. Die Patienten würden gemäss Sucht Schweiz eine besonders gefährdete Gruppe darstellen, weshalb die Vorgehensweise des Bundesrates erfreulich sei.

Angst vor Missbrauch hat die Stiftung nicht. «Die verantwortlichen Ärzte kennen ihre Patienten gut und wissen, wem sie wie viel mitgeben können», heisst es auf Anfrage. Zudem hätten sie strenge Richtlinien und würden kontrolliert werden.

Heroin Coronavirus
Sucht Schweiz begrüsst die gesetzliche Anpassung der Heroinabgabe. - keystone

Auch die Klinik Südhang in Bern befürwortet den Entscheid des Bundesrates. Die erweiterte Mitgabe stelle sich als eine sehr effektive Massnahme zum Schutze der Patienten, dem Personal und der Allgemeinbevölkerung dar.

«Die gesetzliche Anpassung ist richtungsweisend und ermöglicht uns, besser mit der Pandemie umzugehen», schreibt das Behandlungszentrum für Suchtmedizin auf Anfrage.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BundesratAngstCoronavirus