Der Bundesrat hat heute die nächsten Lockerungen beschlossen. Der Sicherheitsabstand wird von 2 Metern auf 1,5 Meter gesenkt – doch ist das auch sinnvoll?
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Passanten stehen am 5. Juni vor dem Apple-Shop in Zürich Schlange. Inzwischen dürfen sie sich dabei wieder einen halben Meter näher kommen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Neuerdings gelten in der Schweiz 1,5 Meter Sicherheitsabstand statt bisher 2 Meter.
  • Sicherheitsabstand und Maskentragen bleiben dennoch zentral, so Bundesrat Alain Berset.
  • Dies bestätigt auch der Verband der Hausärzte.

Der Bundesrat hat am vergangenen Freitag die vierte Runde der Lockerung kommuniziert. Die Schweiz bewegt sich weiter in Richtung Normalität. Unter den Lockerungsschritten befindet sich auch die Verringerung des Sicherheitsabstands von 2 Metern auf 1,5 Meter. Darüber dürften sich vor allem Restaurant- und Barbetreiber freuen.

Abstand und Masken bleiben zentral

Lockerung bedeutet nicht, dass die noch bestehenden Massnahmen unnötig sind: Der Sicherheitsabstand und das Tragen von Schutzmasken bleiben die zentralen Mittel zu einer Verringerung von Infektionen, so Alain Berset. Damit beruft sich der Bundesrat auf die Erkenntnisse der Wissenschaft.

Die Tröpfchenübertragung wurde mittlerweile als zentraler Übertragungsweg des Coronavirus erkannt: Das Virus überträgt sich hauptsächlich über kleinste Partikel in der Luft, welche beim Husten, Niesen oder Reden entstehen. Je grösser der Abstand zu einer infizierten Person, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung.

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«1 Meter ist normal»: Alain Berset rechtfertigte an der Pressekonferenz vom 19. Juni die neue Abstandsregel. - Keystone

Tatsächlich herrschen in Europa unterschiedliche Regeln: Deutschland setzt seit Beginn der Krise auf 1,5 Meter. In Österreich gilt derzeit ein Sicherheitsabstand von 1 Meter.

Wieso kommt dennoch der Schritt zur 1,5-Meter-Regel? «1 Meter ist kein Abstand mehr. 1 Meter ist die Normalität. Das Signal muss sein, dass der Abstand grösser ist als normal, denn das schützt uns», erklärt Berset an der Pressekonferenz.

Hausärzte bestätigen Bedeutung der Abstandsregel

Der Verband der Schweizer Hausärzte bestätigt auf Anfrage das aktuelle Vorgehen von BAG und Bundesrat als richtig: «Ja, in der aktuellen Situation ist diese Abstandsreduktion vertretbar, der Abstand entspricht so dem internationalen Standard.»

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Restaurantbetreiber dürften sich freuen: Zur Wiedereröffnung musste noch 2 Meter Abstand gehalten werden. Jetzt dürfen die Gäste wieder etwas näher zusammenrücken. - Keystone

«Die Schweizer Bevölkerung hat in den vergangenen Wochen bewiesen, dass sie die Selbstverantwortung wahrnimmt», lobt der Hausärzteverband. «Eine gewisse Gefahr besteht angesichts der tiefen Fallzahlen und des schönen Wetters natürlich trotzdem. Wir müssen uns aber immer bewusst sein, dass das Virus weiterhin da ist.» Daher sei es weiterhin wichtig, Abstand zu halten und Masken zu tragen.

Neue Phase in der Bekämpfung des Coronavirus

Am vergangenen Freitag wurde die «ausserordentliche Lage» für beendet erklärt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Kampf gegen die Epidemie vorbei ist. Es wird lediglich eine neue Phase eingeleitet: Anstelle von einschneidenden Massnahmen rücken Vorschriften, die genügen, um die Fallzahlen niedrig zu halten.

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Aus rot wird blau: Mitarbeiter des Tiefbauamts Bern stellen die neuen Plakate des BAG zum Coronavirus auf. «Weiterhin wichtig: Abstand halten». - Keystone

Es sei daher weiterhin wichtig, dass die Hygieneregeln eingehalten werden, heisst es vom Hausärzteverband. «Ganz wichtig ist zudem das ‹Contact Tracing›. Es lohnt sich jetzt, diese Regeln einzuhalten, um keine zweite Welle zu riskieren.»

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