Sie sind mit den Massnahmen gegen das Coronavirus in Erscheinung getreten: Die Freiheitstrychler. Jetzt steht die Bewegung vor dem Bruch – wegen Streitereien.
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Einst kämpften sie zusammen gegen die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus, nun ist die Gruppe in zwei Lager gespalten: Die Freiheitstrychler. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Innerhalb der Massnahmengegner-Gruppierung der Freiheitstrychler gibt es Streit.
  • Nun droht der Zoff zwischen den zwei Aushängeschildern die Bewegung zu spalten.
  • Die gegenseitigen Vorwürfe sind massiv – mehrfach wurde die Polizei gerufen.

Mit dem Coronavirus sind auch sie zum ersten Mal in Erscheinung getreten: Die Männer und Frauen in weissen Hemden und schweren Glocken auf den Schultern. Die Freiheitstrychler sind die Vorzeigegruppe der Massnahmengegner-Bewegung. Doch nun stehen sie kurz vor dem Aus.

Gründer Andy Benz und der später dazu gestossene Roland Schätti sind die medialen Aushängeschilder der Gruppe. Doch zwischen den beiden kriselt es gewaltig: Der Schwyzer und der St. Galler sind tief zerstritten, wie Recherchen vom «SonntagsBlick» zeigen.

Damit sind die Freiheitstrychler in zwei Lager gespalten: Um Schätti scharen sich gemässigtere Trychler aus der Ostschweiz, Benz hat den rechteren Flügel der Bewegung auf seiner Seite.

Hintergrund für den Zoff: Schätti und seine Mitstreiter werfen Benz vor, Entscheide zu treffen, die an der Basis vorbeigingen. Zudem toleriere er keine Konkurrenz und verhalte sich einschüchternd «wie ein kleiner Diktator».

Polizei musste mehrfach einschreiten

In den vergangenen Wochen ist es wegen der Streitereien zu mehreren Polizeieinsätzen gekommen. Zum ersten Eklat kam es Ende Januar, als Benz mit seinen Anhängern plötzlich bei Schätti Zuhause auftauchte. Sie wollten gegen ein Live-Interview protestieren, dass dieser ohne Erlaubnis im Namen der Trychler gegeben hatte.

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Freiheitstrychler demonstrieren gestern Samstag in Oerlikon ZH gegen die Massnahmen gegen das Coronavirus. Die Gruppe ist zerstritten.
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Um die Aushängeschilder der Gruppe scharen sich verschiedene Lager.
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Die gemässigtere Seite wirft den Gegnern Drohung und Einschüchterung vor.
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Nun scheint die Trennung kurz bevorzustehen.

Ohne zu fragen seien Benz und seine Verbündeten in Schättis Haus eingedrungen, hätten dessen Sohn bedroht und den Boden zerkratzt. Der St. Galler rief die Polizei und erstattete Anzeige. Benz bestreitet die Darstellung von Schätti vehement.

Nach dem Vorfall trafen sich die Streithähne in einer Landbeiz zur Mediation, zwei Schlichter an ihrer Seite. Der Versöhnungsversuch scheiterte – und nur wenig später kam es erneut zum Zusammenstoss.

Vor zehn Tagen hat sich Roland Schätti mit Ostschweizer Trychlern in einer Beiz im Zürcher Oberland getroffen. Man wollte über eine Abspaltung von den Freiheitstrychlern diskutieren. Doch das Treffen blieb nicht geheim: Benz und seine Anhänger kreuzten erneut auf – Schätti fühlte sich erneut bedroht und rief die Polizei.

Auch Geld ist im Spiel

Einschüchterung, Drohungen und Hausbesuche – und die Vorwürfe wiegen noch schwerer. «Einige in der Gruppe sind rechtsextrem und eine Gefahr für die Gesellschaft», klagt Schätti. Dem Bericht zufolge gehe das gar so weit, dass einige Trychler Angst vor Benz und seinen Verbündeten hätten. In den Gruppenchats der Gegner von Massnahmen gegen das Coronavirus ist von Drohungen die Rede.

Auch Geld ist im Spiel. Direkt nach der Gründung soll sich Andy Benz die Markenrechte an den Freiheitstrychlern gesichert haben. Damit sei er auch der Empfänger des Hauptteils aller Einnahmen. Schätti klagt, die Basis habe bislang wenig von dem Geld gesehen.

Als Reaktion auf die Vorwürfe veröffentlichte Benz ein Video, indem er Schätti als Querulanten bezeichnete. Er sei gebeten worden, nicht mehr im Namen der Trychler in den Medien aufzutreten, habe sich jedoch uneinsichtig gezeigt.

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