Basel-Land beginnt heute mit Massentests auf das Coronavirus in allen Schulen. Der Kanton hofft, dass die Eltern dabei besser mitspielen als beim Pilotprojekt.
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Eine Schülerin gurgelt an der Kantonsschule in Menzingen mit der Kochsalzlösung, um sich auf das Coronavirus zu testen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kanton Basel-Land starten am Mittwoch die Coronavirus-Massentests in den Schulen.
  • Nachdem in Zug ein Test-Obligatorium gekippt wurde, hofft Basel-Land auf Freiwillige.
  • Bei einem Pilotprojekt haben rund 30 Prozent der Eltern ihre Teilnahme verweigert.

Von Schönenbuch bis Amel, vom Bölchen bis zum Rhein, wird ab Mittwoch gespuckt. Nachdem der Kanton Zug letzte Woche den Startschuss zu den Massentests an den Schulen gab, zieht Basel-Land nach.

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Längst nicht alle Eltern hatten Freude an der Testpflicht ihrer Schützlinge in Zug. - Keystone

Einmal pro Woche müssen Schülerinnen und Schüler zum Spucktest antraben. So sollen künftig auch symptomlose Fälle des Coronavirus rechtzeitig aufgespürt und Schulschliessungen verhindert werden. Bis Ende März sollen alle Schulen ab der Primarstufe beim Projekt «Breites Testen Basel-Land» mitmachen. Doch nicht allen Eltern gefällt das.

Pilotprojekt stösst bei Eltern auf wenig Begeisterung

Vor den Fasnachtsferien führte der Kanton bereits ein Pilotprojekt an den Schulen in Oberwil durch. Allerdings erteilten dabei fast ein Drittel aller Eltern keine Erlaubnis für die Partizipation ihrer Sprösslinge. Damals wurden jedoch die herkömmlichen PCR-Tests eingesetzt.

Der kantonale Krisenstab hofft für den Mittwoch auf mehr Begeisterung und unterstreicht, dass die Teilnahme freiwillig sei.

«Den Rücklauf der Einwilligungserklärungen können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.» Die ersten Einwilligungen kamen erst Anfang Woche zurück. Schulen, die erst in der übernächsten Woche ins Programm einsteigen, werden die Einwilligungen nach den Ferien abgeben.

Ob die Zustimmung unter den Eltern seit dem Pilotprojekt zugenommen hat, ist schwierig einschätzbar. «Wie wir von einzelnen Schulleitungen vernommen haben sind die Rückmeldungen sehr unterschiedlich. Von wenig Akzeptanz bis viel Akzeptanz», erklärt Rolf Wirz vom kantonalen Krisenstab.

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Auch im Kanton Graubünden wird wöchentlich in das Röhrchen gespuckt. - Keystone

Der Kanton lässt sich aber ein Schlupfloch offen: Sollten positive Fälle des Coronavirus beim Massentest in einer Klasse herauskommen, wird der Kantonsärztliche Dienst aktiv. Dieser nimmt eine Lageeinschätzung vor und leitet gegebenenfalls weitere Schritte ein. «In diesem Fall wäre es auch möglich, dass Schülerinnen und Schüler, welche nicht am Programm teilnehmen, zum Einzeltest aufgefordert werden.»

Ein teures Lama-Projekt

Statt dem wenig beliebten Rumstochern in der Nase kommt bei den Massentests ein Speicheltest auf PCR-Basis zum Einsatz. Dabei wird eine Kochsalzlösung gegurgelt und dann in ein Röhrchen gespuckt. Alle Röhrchen einer Klasse werden zusammengeführt und bilden einen sogenannten Pool. Dieser wird via PCR-Analyse im Labor auf Coronaviren untersucht.

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Der Ablauf der Spucktests grafisch dargestellt. - Gesundheitsdirektion BL

Ist ein Klassenpool positiv auf das Coronavirus, wird jeder Schüler einzeln erneut zum Spucktest aufgeboten. Erst wenn dieser ebenfalls positiv ausfällt, muss der betreffende Schüler in Quarantäne. Schulen können aber bereits bei einem positiven Pool-Ergebnis vorbeugende Massnahmen ergreifen.

Das Verfahren scheint für die Schüler angenehm, ist aber alles andere als günstig. Die Kosten belaufen sich auf rund 400'000 Franken – wöchentlich! Vorläufig zahlt der Kanton, die Prüfung durch den Bund ist noch nicht abgeschlossen.

Coronavirus: Zwei Tests pro Woche in der Innerschweiz

Bereits Erfahrung sammeln konnte der Kanton Zug, wo die Massentests im Schulzimmer am vergangenen Donnerstag angelaufen sind. Der Zuger Regierungsrat Stephan Schleiss zieht dabei ein positives erstes Fazit: «Die Reihentests erfüllen ein Bedürfnis. Die Schüler und Lehrpersonen wollen wissen, woran sie sind. Vor allem wollen sie nicht unnötig in Quarantäne und sie wollen ihr Umfeld schützen.»

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Die Spuck-Probe einer Zuger Schülerin wird in den Klassenpool geleert. So bleibt sie anonym, bis ein Einzeltest auf das Coronavirus durchgeführt werden muss. - Keystone

Anders als in anderen Kantonen werden die Schüler und Lehrer in Zug zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet. «Wir möchten allfällige Ansteckungen mit dem Virus derart früh erfassen, dass wir weitgehend auf jegliche Quarantänemassnahmen verzichten können.» Eine Ausdehnung des Testintervalls sei aber nicht ausgeschlossen.

Kanton Zug rudert bei Test-Obligatorium nach Elternbriefen zurück

Während Basel-Land mehrfach betont, dass die Tests freiwillig seien, griff man im Kanton Zug zuerst durch: Mit einem anfänglichen Testobligatorium wollte man «ein starkes Zeichen setzen, dass es uns ernst war», so die Bildungsdirektion. Daraufhin setzten sich aber mehrere Eltern mit Schreiben und Dispensgesuchen gegen die Testpflicht zur Wehr. Das habe zu einer «intensiven Diskussion» geführt.

Nachdem auch Staatsrechtler das Vorgehen des Kantons medial als «rechtlich vertretbar, aber heikel» einordneten, lenkten die Zuger Behörden ein: Schüler können jetzt von den Massentests auf das Coronavirus mit einer Dispens ausgenommen werden. Diese muss nicht begründet sein. «Wir haben schnell gesehen, dass auch Verzichtserklärungen Platz haben, weil die Schüler teilnehmen wollen», so der Kanton.

Erste Zahlen stützen diese Einschätzung. An der Kantonsschule Menzingen hätten sich weniger als 2 Prozent der Schüler und Lehrer abgemeldet, schreibt das Bildungsdepartement. «Auch von den anderen Schulen hören wir nur von einer sehr geringen Zahl von Abmeldungen.»

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