Coop: Gemüsebauern wehren sich erfolgreich gegen neue Rückzahl-Regel
Coop verzichtet auf die geplante Rückvergütung von drei Prozent für Gemüse- und Obstlieferanten. Der Entscheid folgt auf Kritik und ein Weko-Verfahren.

Das Wichtigste in Kürze
- Coop stoppt eine neue geplante Rückvergütung für Gemüsebauern.
- Eine Anzeige bei der Wettbewerbskommission ist damit vom Tisch.
- Der Preiskampf zwischen Migros und Coop soll Schweizer Bauern belasten.
Eigentlich wollte Detailhändler Coop einführen, dass ihm Gemüse-, Früchte- und Beerenlieferanten ab 2026 jährlich drei Prozent ihres Jahresumsatzes zurückzahlen müssen.
Daraus wird nun aber nichts. Wie der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) am Dienstag mitteilte, wurde die umstrittene Konditionenvereinbarung Ende Juli gestoppt.
In der Region Bern lag die neue von Coop verlangte Abgabe ab Mai bei einem Prozent. Die neue schweizweite Rückvergütung sollte ab Januar eingeführt werden.
Coop: Verhandlungen «zu komplex»
Coop begründete die Änderung zu Beginn mit seinem neuen Bestellsystem.
Der Detailhändler argumentiert, dass durch frühere Bestellungen ein klarer Vorteil für die Produzenten entstehe: Sie erhielten die definitive Bestellung früher, hätten mehr Planungssicherheit und könnten so effizienter arbeiten. Dies habe auch Kostenvorteile für die Lieferanten gebracht.
Mit diesem neuen System sei man zwar zufrieden, erklärte der Grossverteiler gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Die individuellen Verhandlungen mit den Produzenten seien jedoch «zu komplex» gewesen.
FMS-Präsident Stefan Flückiger vermutet, dass Coop unter öffentlichem Druck zurückgerudert sei. Und aus Angst vor einer Verurteilung der Wettbewerbskommission (Weko).
Der Verein Faire Märkte Schweiz kritisierte, die Regelungen hätten einer rückwirkenden Preissenkung ohne Gegenleistung entsprochen. Sie hätten der Branche jährlich rund zwölf Millionen Franken gekostet.
Im Juni reichte FMS Anzeige bei der Weko wegen möglichem Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung ein. Die Angelegenheit ist nun vom Tisch.
Preiskampf zwischen Migros und Coop heizt Konflikt an
Der Vorfall ist Teil einer grösseren Problematik für Schweizer Bauern. Wegen der neuen «Tiefpreisstrategie» der Migros liefern sich die Grossverteiler einen Preiskampf.
Die Unternehmen gaben zwar an, diesen nicht auf dem Rücken der Bauern auszutragen. Doch Landwirtschaftsvertreter berichten von härteren Verhandlungen – nicht nur mit Coop.

Bereits im Oktober warnte Bauern-Präsident und Mitte-Nationalrat Markus Ritter bei Nau.ch: «Die Preissenkungen beunruhigen mich sehr. Ich habe grosse Bedenken, dass es nicht lange dauert, bis die Migros versucht, ihrerseits günstiger einzukaufen.»
Das wäre inakzeptabel, betont er. Denn: Laut Ritter müssen die Preise für die Bauern steigen, nicht sinken. «Damit die Landwirtschaft die gestiegenen Kosten decken kann.»