Bettwanzen: Schweizer Hotels setzen auf Hunde statt Chemie
In Istanbul stirbt eine Familie an einer Vergiftung nach einer Bettwanzen-Behandlung in einem Hotel. Die Blutsauger sind auch in der Schweiz ein Problem.

Das Wichtigste in Kürze
- Schock in Istanbul: Eine Familie aus Hamburg stirbt durch ein Gift gegen Bettwanzen.
- Die kleinen Blutsauger kommen auch in Schweizer Hotels und Privathaushalten vor.
- Meist werden die Schädlinge hierzulande aber ohne Chemie bekämpft.
Diese Ferien-Horrorstory schockiert weit über die Türkei hinaus: Eine türkischstämmige Familie aus Hamburg stirbt in Istanbul an einer schweren chemischen Vergiftung.
Zuerst waren Lebensmittel im Fokus, nun soll eine unsachgemässe Bettwanzen-Behandlung im Hotel der Familie die Ursache für die Vergiftung sein.

Beim Schädlingsbekämpfungs-Einsatz könnte Aluminiumphosphid zum Einsatz gekommen sein. Laut türkischen Medien konzentrieren sich die Ermittlungen nun darauf.
«Klar tödlich für den Menschen»
«Was?» Pascal Frei, Präsident des Verbands Schweizerischer Schädlingsbekämpfer VSS, kann das fast nicht glauben.
«Das ist klar tödlich für den Menschen.» In der Schweiz sei dieser Stoff in der Schädlingsbekämpfung definitiv nicht im Einsatz.
Auch Matthias Kienzerle, Geschäftsführer der Ecotox GmbH, zeigt sich schockiert. In der Schweiz würden klare gesetzliche Vorgaben gelten und die Branche sei streng reguliert, so der Schädlingsbekämpfer.
Kienzerle sagt zu Nau.ch: «Seriöse Firmen arbeiten transparent, setzen ausschliesslich zugelassene Produkte ein und beschäftigen nur Mitarbeitende mit der Fachbewilligung des VSS.»
Zudem würden, wo immer möglich, nicht chemische Verfahren eingesetzt.
Verbandspräsident Frei geht mit seiner Firma Insekta Schädlingstechnik GmbH aus Brüttisellen ZH nur noch thermisch gegen Bettwanzen vor.
Dabei werden keine Mittel eingesetzt. Der betroffene Raum wird kontrolliert aufgeheizt, sodass die Bettwanzen durch Hitze absterben.
Matthias Kienzerle kombiniert die Hitze-Behandlung mit der sogenannten Diatomeenerde als Barriere gegen Bettwanzen. Ein Pulver, das bewirkt, dass die Bettwanzen austrocknen und absterben.
Hotels sorgen mit Hunden vor
Bettwanzen würden in der Schweiz querbeet überall vorkommen, so Pascal Frei. In Skilagerhütten, Berghütten, Hotels, Privathaushalten, Reisebussen, Hostels. «In Deutschland gab es kürzlich sogar einen Fall in einem Kino.»
In Schweizer Hotels, vermehrt in Luxushotels, werde heutzutage sogar regelmässig Bettwanzen-Prophylaxe betrieben. Dies aber nicht mit chemischen Substanzen. Sondern mit Spürhunden, die Bettwanzen aufspüren!
«Das ist zwar kostspielig, aber effektiv», sagt Frei.

Ansonsten sei Prophylaxe eher schwierig. «Bettwanzen sind Einschleppschädlinge. Es lässt sich kaum ausschliessen, dass man sie mit dem Gepäck oder persönlichen Gegenständen mitbringt», so Matthias Kienzerle.
Wichtig sei deshalb vor allem, schnell zu handeln, sobald erste Anzeichen auftreten.
Doch aufgepasst: Auch in der Schweiz ist es gemäss Pascal Frei möglich, auf unseriöse Firmen zu stossen.
Deshalb empfiehlt er, immer zuerst die Liste des Verbands Schweizerischer Schädlingsbekämpfer zu konsultieren, bevor man einen Kammerjäger engagiert. «So ist man auch sicher, dass der Schädlingsbekämpfer seriös ist.»

















