Türken toben nach Tod von Familie über Zustände im Land
Die Tragödie der Hamburger Familie in Istanbul entfacht in der Türkei eine Welle aus Trauer, Wut und wilden Spekulationen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach Mutter und Kindern starb auch der Vater der Hamburger Familie in Istanbul.
- Die Ermittlungen zu den Todesursachen laufen. Es wurden 11 Personen festgenommen.
- Die Tragödie löst Empörung, Behördenkritik und politische Spannungen in der Türkei aus.
Ein geplanter Familienurlaub in Istanbul endete in einer Tragödie: Nach der Mutter (27) und den beiden Kindern (3 und 6) ist nun auch der Vater (38) im Spital gestorben. Das teilte der Chef der Istanbuler Gesundheitsdirektion, Abdullah Emre Güner, auf X mit.
Alle waren zuvor mit schweren Vergiftungssymptomen ins Spital gekommen. Sie wurden jedoch nicht stationär aufgenommen und kehrten ins Hotel zurück – Stunden später kollabierten sie.
Die Ursache ist weiterhin unklar. Ermittler prüfen verdorbene Speisen wie Muscheln oder Kalbsdärme sowie mögliche Chemikalien im Hotel.
Elf Verdächtige wurden festgenommen. Vier davon sitzen wegen fahrlässiger Tötung in Haft – darunter mehrere Lebensmittelverkäufer, bei denen die Familie gegessen hatte.
Das Hotel wurde evakuiert und versiegelt. Experten warten nun auf toxikologische Befunde und das Gutachten der Gerichtsmedizin.
«In der Türkei ist alles teuer, nur das Menschenleben ist billig»
Der tödliche Fall der Hamburger Familie löst in der Türkei eine Welle an Emotionen aus. Influencer, Journalisten und unzählige User melden sich in den sozialen Medien zu Wort: zwischen Trauer, Wut und Fassungslosigkeit.
Während viele ihr Beileid aussprechen, berichten andere von unzumutbaren Zuständen im Land, so «Focus».
Vor allem die Behörden stehen in der Kritik: Nachlässige Kontrollen, mangelnde Hygiene und willkürliche Gesetzesanwendung werden scharf angeprangert. Einige User sind überzeugt, dass genau diese Versäumnisse die Tragödie möglich gemacht haben.
Ein Instagram-User schreibt «In der Türkei ist alles teuer, nur das Menschenleben ist billig. Es gibt keine Kontrollen, keine Hygiene, keine Moral, keine Scham.»
Parallel dazu kursieren Verschwörungstheorien, dass es sich um Mord handeln soll.
Politische Spannungen flammen auf
Die Debatte bekommt zunehmend eine politische Note. In der Türkei wächst die Frustration gegenüber Auslandstürken.
Ihnen wird vorgeworfen, Präsident Erdoğan zu unterstützen, ohne die realen Probleme im Land selbst zu erleben. Viele Auslandstürken wiederum fühlen sich pauschal attackiert, berichtet «Focus».
Trotz des lauten Aufschreis gilt es jedoch als unwahrscheinlich, dass dieser Fall das politische System ernsthaft ins Wanken bringt.



















