Die Berner Autorin und Dramatikerin Maja Beutler ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Einem breiten Publikum bekannt war die Schriftstellerin in den 1990er-Jahren mit ihren Radio-Beiträgen «Zum neuen Tag».
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Bücher auf einem Stapel. (Symbolbild) - unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihren Tod vermeldeten am Mittwoch «Bund» und «Berner Zeitung» mit Berufung auf Familienkreise.
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Maja Beutlers letztes Buch «Ich lebe schon lange heute» erschien 2013. Darin blickte sie auf 40 Jahre Schaffen zurück.

Schreiben tue sie immer noch, sagte sie vor fünf Jahren anlässlich ihres 80. Geburtstages zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, «aber nume no für mi». Die Verlagslandschaft habe sich in den letzten Jahren stark gewandelt, mit einer Publikation rechnete sie nicht mehr. Und es gebe ja so schon genug Lesenswertes.

Ihr Gesamtwerk umfasst je drei Romane und Erzählsammlungen, drei Radioessay-Bände und vier Dramen. Dass es nicht mehr geworden ist, hängt einerseits damit zusammen, dass Beutler, wie viele Autorinnen ihrer Generation, erst spät - mit 40 - zu schreiben angefangen hat, andererseits auch mit Schicksalsschlägen, die den Schreibfluss hemmten.

Kurz nach ihrem von der Kritik gefeierten Erstling, dem Geschichtenband «Flissingen fehlt auf der Landkarte», wurde bei Maja Beutler 1976 Krebs diagnostiziert. Sie wurde geheilt und verarbeitete den Schock in ihrem zweiten Roman «Fuss fassen» (1980). Doch als Spätfolge der Bestrahlung nahm ihr Kiefer Schaden.

Nach einer Transplantation ging es ihr nach eigenen Aussagen wieder gut, aber die Artikulation fiel ihr danach schwer und sie musste ihre Radio-Rubrik «Texte zum neuen Tag», die sie bei einem breiten Publikum bekannt gemacht hatten, aufgeben.

Auch sonst zehrte die lange Rehabilitation an den Kräften, «ich lebte und schrieb auf Sparflamme», bekannte sie vor fünf Jahren. Fast kommt es einer Wiedergeburt als Autorin gleich, dass sie nach 15 Jahren Schweigen den Erzählband «Schwarzer Schnee» (2009) veröffentlichen konnte.

Maja Beutler wurde am 8. Dezember 1936 in Bern als Maja Maroni geboren und wuchs auch dort auf. Nach der Dolmetscherschule in Zürich und Studienaufenthalten in Frankreich, England und Italien war sie Hausdolmetscherin eines Lebensmittelkonzerns und danach Kongressorganisatorin bei der UNESCO in Rom.

1960 kehrte sie nach Bern zurück, um wegen eines familiären Notfalls die väterliche Druckerei zu leiten. In Bern traf sie Urs Beutler wieder, einen Freund aus Kindertagen, den sie aus den Augen verloren hatte. 1961 heirateten die beiden und zogen drei Kinder gross.

Ihr erstes Buch «Flissingen fehlt auf der Landkarte» veröffentlichte sie, als die Kinder zwischen 9 und 13 Jahren waren. Die Sammlung scharfsinniger sprachlicher Kabinettstückchen überzeugte die Kritiker auf Anhieb.

Es folgten die Romane «Fuss fassen» (1980), «Die Wortfalle» (1983) und «Die Stunde, da wir fliegen lernen» (1994), die Dramen «Das blaue Gesetz» (1979), «Das Marmelspiel» (1985) und «Lady Macbeth wäscht sich die Hände nicht mehr» (1994), dazu drei Sammlungen mit Radiotexten und der Erzählband «Das Bildnis der Dona Quichotte» (1989), Beutlers erfolgreichstes Buch.

Ausgezeichnet wurde Maja Beutler unter anderem mit vier Berner Buchpreisen, einem Schillerpreis und dem Welti-Preis für das Drama.

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