Bauern-Lehrling (17): «Habe eine 53-Stunden-Woche»
2458 Männer und 807 Frauen absolvieren gerade die Ausbildung «LandwirtIn EFZ». Es ist eine strenge Lehre für wenig Geld – sofern man auswärts wohnen muss.

Das Wichtigste in Kürze
- Bauern-Lehrling Mario Hehlen wird in einer TV-Sendung porträtiert.
- Er absolviert sein 2. Lehrjahr auf einem Bergbauernhof im Kandertal.
- Dort schuftet er hart und verdient 1400 Franken. Nur 600 bleiben ihm.
Es ist ein harter Beruf: Landwirte arbeiten oft mehr als 60 Stunden pro Woche. Ferien? Freie Tage? Fehlanzeige.
Kühe müssen gemolken werden – sowohl an Weihnachten als auch an Ostern.
Die SRF-Sendung «Reporter» begleitet Landwirte in der Sendung «Landwirtschaft trotz allem – Aufbruch ins harte Bauernleben».
Elf Tage am Stück
Darunter auch den 17-jährigen Mario Hehlen. Er absolviert gerade das zweite Lehrjahr zum Landwirt bei der Familie Mürner im Berner Oberland.
Jeweils elf Tage am Stück arbeitet er auf dem Bergbauernhof im Kandertal. Dann darf er sich zu Hause drei Tage lang erholen.
Mario ist Bauernsohn und möchte eines Tages den Hof seines Vaters übernehmen. Doch die Ausbildung ist anstrengend, er ist erschöpft.
Von 1400 bleiben 600 Franken
Sein Lohn: Im zweiten Lehrjahr 1400 Franken. «Das entspricht der Richtlohntabelle für Lernende der Landwirtschaft», sagt Sandra Helfenstein zu Nau.ch. Sie ist die Kommunikationsleiterin des Schweizer Bauernverbandes.
Sie ergänzt: «Im Vergleich mit anderen Berufen ist das ein guter Lohn fürs zweite Lehrjahr. Der Unterschied zu anderen Branchen ist, dass man häufig nicht bei den Eltern wohnt und isst.»
Da Mario für die Ausbildung nicht zu Hause leben kann, werden 800 Franken für Kost und Logis abgezogen. Es bleiben ihm noch 600 Franken.
Der Lehrling sagt in der SRF-Sendung: «Wir hätten eigentlich einen grossen Lohn – und doch keinen grossen. Es wird ja alles abgezogen.»
«53 Stunden sind zu viel»
Aber unabhängig vom Lohn: Sind 53 Stunden pro Woche für einen Lehrling nicht zu viel? Wir fragen Karel Ziehli, er ist Sekretär von «Uniterre» – der Bauerngewerkschaft.
«Uniterre ist der Meinung, dass 53 Stunden für Auszubildende zu viel sind. Besonders, wenn sie zusätzlich noch Unterricht und Prüfungen absolvieren müssen.»
Auch wenn dies der Realität in der Landwirtschaft entspreche, mit der sie sich auseinandersetzen müssen.
Arbeitslast besser verteilen
Arbeitet denn ein Bauer wirklich so viel? «Je nach Kanton sind es 49 bis 55 Stunden pro Woche. 55 Stunden vor allem in Kantonen mit vorwiegend Tierhaltung. Wobei hier der Trend zu 52 Stunden geht», so Helfenstein vom Bauernverband.
Für Ziehli von Uniterre zeige das, dass es einen Wandel in der Landwirtschaft geben müsse. Und dass mehr Arbeitskräfte benötigt würden: Um die Arbeitslast besser zu verteilen.
Nur dank Direktzahlungen möglich
«Wir kämpfen dafür, dass die Bäuerinnen und Bauern einen fairen Preis für ihre Produktion erhalten. Heute können die meisten nur dank Direktzahlungen überleben», sagt Ziehli zu Nau.ch.
Und bringt als Beispiel den Milchmarkt: «Heute müssten die Bauern mindestens 1 Franken pro Liter Milch erhalten, bekommen aber nur 60 bis 70 Rappen.»
Das reiche nicht aus, so Ziehli. Und sagt: «Faire Preise sind die Basis für bessere Bedingungen.»


















