Ein Mann hat sich über ein Jahr krankschreiben lassen und 50'000 Franken Suva-Geld bezogen. Zu Unrecht, so die Staatsanwältin. Ihm droht die Ausschaffung.
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Einem Bauarbeiter droht wegen Versicherungsbetrug eine Gefängnis-Strafe sowie die Ausschaffung. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Bauarbeiter liess sich während einem Jahr fast 50'000 Franken Suva-Geld auszahlen.
  • Nach zwei Unfällen beklagte sich der Kosovare über Schmerzen.
  • Die Staatsanwältin nennt ihn hingegen «Simulant» und fordert eine Gefängnis-Strafe.

Ein Bauarbeiter in Burgdorf BE bezieht während mehr als einem Jahr Krankentaggeld und beantragt eine IV-Rente. Sein Alltag ist mit unglaublichem Leiden verbunden. Damit der 37-Jährige morgens aufstehen kann, muss er sechs Tabletten schlucken. Schlafen kann er nie mehr als fünf Stunden.

Ursprung der Leidensgeschichte: Anfang 2017 klemmt er sich den linken Fuss in der Autotür ein. Ein Jahr später fiel bei einem Parkhaus unglücklich und verletzt sich an der Schulter.

So zumindest klingt die Geschichte aus seiner Perspektive. Doch anders sehen das die Behörden – wie die «Berner Zeitung» berichtet, wird dem Mann jetzt nämlich mehrfacher Betrug vorgeworfen. Er musste sich heute Mittwoch vor dem Regionalgericht in Burgdorf verantworten.

Staatsanwältin: Bauarbeiter ist «ein Simulant»

Die genannten Unfälle hat es zweifelsohne gegeben. Dass er aber an den Folgen so lange leidet, bezweifelt die Staatsanwältin. «Der Beschuldigte ist ein Simulant», so ihr Vorwurf.

Der Mann sagt hingegen, er habe nichts Falsches getan. Die Ärzte hätten die Krankheiten bei ihm schliesslich diagnostiziert.

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Ein Bauarbeiter bezog während mehr als einem Jahr Krankentaggeld – nun muss er vor Gericht.
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Dabei bezog er 48'000 Franken der Suva. Die Staatsanwältin wirft ihm vor, die Ärzte getäuscht und die Schmerzen vorgespielt zu haben.
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Kamera-Aufnahmen zeigen, dass er – während er Krankentaggeld bezog – längst wieder auf dem Bau arbeitete. Dem Mann aus dem Kosovo droht ein Landesverweis sowie 2,5 Jahre Haft.

Es gibt auch hier starke Zweifel. In der Anklageschrift steht, dass der Beschuldigte den 13 behandelnden Medizinern etwas vorgespielt habe. So etwa körperliche Leiden, Depressionen, Flashbacks und Schlafstörungen. Der Mann habe ausgenutzt, dass die Ärzte bei Schmerzen und psychischen Problemen auf Patienten-Aussagen angewiesen seien.

Mann arbeitete trotz angeblichen Leiden auf Bau weiter

Knapp 48'000 Franken soll der Mann zu Unrecht von der Suva bezogen haben. Dazu soll er versucht haben, die IV um weitere 670'000 Franken zu betrügen. Die IV lehnte den Antrag auf eine Rente aber mehrfach ab.

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Dass die Schmerzen nicht so schlimm sind, wie der Mann vorgibt, legen auch Kamera-Bilder nahe. Die Versicherung «Axa» liess den Beschuldigten observieren. Auf entsprechenden Aufnahmen ist zu sehen, dass der Angeklagte, während er die Taggelder bezog, bereits wieder auf dem Bau arbeitete.

Sieben Jahre Landesverweis und 2,5 Jahre Haft drohen

Nicht den 37-jährigen Kosovaren, auch seine Ehefrau aus Mazedonien erwartet bei einer Schuld-Sprechung eine harte Strafe. Letztere soll ihn zu den Arztterminen begleitet und die Schwindel-Geschichten gestützt haben.

Beiden droht ein Landesverweis von sieben Jahren. Für ihn soll es zudem eine Freiheitsstrafe von 2,5 Jahren geben, sechs Monate davon müsste er absitzen. So fordert es die Staatsanwältin.

Der Hauptbeschuldigte lebt seit neun Jahren in der Schweiz. Seine Frau ist in Mazedonien geboren, kam aber bereits in der Kindheit in die Schweiz. Das Urteil wird am Freitag verkündet.

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