Agrarbericht 2020: Bauern sind intelligenter als Bäuerinnen
Am Dienstag wurde der Agrarbericht 2020 veröffentlicht. Er ist gespickt mit Informationen rund um die Landwirtschaft.

Das Wichtigste in Kürze
- Bauern sollen schlauer sein als Bäuerinnen, sagt der neueste Agrarbericht.
- Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz stagniert bei 50 Prozent.
- Die Löhne und Fleischpreise steigen, die Tierbestände sinken.
Das Bildungsniveau in der Landwirtschaft ist bei den Männern höher und bei den Frauen tiefer als in gewerblichen Berufen. Bei den Frauen in der Landwirtschaft hat rund ein Viertel einzig die obligatorische Grundschule abgeschlossen. Dagegen verfügt ein Drittel der Männer über eine höhere Berufsbildung.
Im Vergleich dazu haben rund ein Viertel der gewerbetreibenden Männer und rund ein Fünftel der gewerbetreibenden Frauen eine höhere Berufsbildung. Dies heisst es im am Dienstag veröffentlichten Agrarbericht 2020 des Bundesamtes für Landwirtschaft (BWL) heisst.
Schweiz versorgt sich zur Hälfte selber
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe nahm weiterhin ab. 2019 zählte die Schweiz noch rund 50'000 Betriebe. Das sind 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Sie bewirtschafteten eine Fläche von 1,044 Millionen Hektaren. Das entspricht im Durchschnitt 20,9 Hektaren pro Betrieb, womit die Fläche leicht gestiegen ist.

Der Selbstversorgungsgrad netto erreichte 51 Prozent im Jahr 2018 und war somit 1 Prozentpunkt tiefer als im Jahr zuvor.
Immer weniger Menschen arbeiten in der Landwirtschaft: 2019 waren es rund 150'100 Personen. Dies entspricht einem Minus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 53'700 weniger als noch im Jahr 2000.
Tierbestände sinken, Fleischpreise steigen
Gestiegen sind dagegen die Einkommen: 5 Prozent im Jahr 2019 oder um durchschnittlich 3600 Franken auf 74'200 Franken pro Betrieb. Die Ergebnisse basieren nach Angaben des BWL auf einer Stichprobe bestehend aus 2215 zufällig ausgewählten Betrieben.
Immer weniger Bauern halten Nutztiere: Die Zahl der Rindviehhalter nahm in den vergangenen 20 Jahren um 30 Prozent ab. Jene der Schweinehalter nahmen um rund 60 Prozent ab, bei den Haltern von Nutzhühnern sind es 35 Prozent weniger.

Im Jahr 2019 hielten noch 34'000 Betriebe Rindvieh, rund 5800 Betriebe Schweine und gut 13'300 Betriebe Nutzhühner. Sinkende Tendenzen stellt der Agrarbericht auch bei den Tierbeständen fest, ausser beim Geflügel und bei den Ziegen. Die Fleischpreise stiegen dagegen.
Mit der Natur gehen die Landwirte immer schonender um. So wurde im Jahr 2018 etwa ein Viertel weniger Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel) eingesetzt als noch 2009.
Landwirtschaft ist sechstgrösster Ausgabenposten des Bundes
Der Bund hat gemäss Staatsrechnung der eidgenössischen Finanzverwaltung für Landwirtschaft und Ernährung im Jahr 2019 rund 3,7 Milliarden Franken aufgewendet. Nach Wohlfahrt, Finanzen, Verkehr, Bildung und Sicherheit liegen die Ausgaben für Landwirtschaft und Ernährung somit an sechster Stelle.

Diese Ausgaben bewegen sich seit mehreren Jahren auf einem Niveau von rund 3,6 Milliarden Franken pro Jahr. Der Anteil von Landwirtschaft und Ernährung an den Gesamtausgaben des Bundes lag 2019 bei 5,1 Prozent, mit sinkender Tendenz.
Die Corona-Krise mit ihren Auswirkungen werde sich erst im Agrarbericht 2021 niederschlagen, heisst es vom BWL. Bereits heute lasse sich aber festhalten, dass gewisse Märkte in grössere Schwierigkeiten geraten seien, besonders während des Lockdowns.