Tampon testet Frauen auf Geschlechtskrankheiten
Ein britisches Unternehmen hat einen Tampon entwickelt, mit dessen Hilfe sich Frauen von zu Hause aus auf Sexualkrankheiten testen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Menschen schämen sich, wegen einer Geschlechtskrankheit zum Arzt zu gehen.
- Ein britisches Unternehmen hat nun eine Lösung für Frauen gefunden.
- Mit Hilfe eines Tampons können sie ihre Gesundheit von zu Hause aus überprüfen.
Viele Frauen schämen sich, aufgrund von sexuell übertragbaren Krankheiten (STIs) zum Arzt zu gehen. Für dieses Problem hat das Gesundheits-Startup Daye nun eine Lösung gefunden: Es bringt einen Tampon auf den Markt, durch den STIs ermittelt werden können.
Dieser Tampon ersetzt laut «Guardian» den herkömmlichen Abstrich. Durch einen PCR-Test können Chlamydien, Gonorrhoe, Trichomonaden, Mykoplasmen und Ureaplasmen festgestellt werden.
Schneller diagnostiziert & behandelt
Das Ziel dieses Screening-Kits ist es, die Diagnose und Behandlung zu beschleunigen. Es richtet sich insbesondere an Patientengruppen, die sich vor einem Arztbesuch schämen.
Zur Untersuchung wird der Tampon an ein Labor geschickt, die Ergebnisse werden innerhalb von fünf Arbeitstagen zurückgesendet. Der Applikator ermöglicht es der Benutzerin, ihren Gebärmutterhals ohne ein gynäkologisches Spekulum zu erreichen.
Expertenmeinungen
Dr. Amira Bhaiji, eine Ärztin für Innere Medizin, bezeichnete den Test als perfekte Lösung «für eine erhöhte Genauigkeit von STI-Tests». Ausserdem würde es den Nutzerinnen «ihre Eigenverantwortung zurückgeben», was historisch gesehen oft ein «sehr persönlicher Kampf war».
Allerdings äusserte die Epidemiologin Emma Harding-Esch laut «Guardian» Bedenken gegenüber einigen Formen des Heimtests. Dieser könne nämlich zur Überbehandlung führen, was im Speziellen negative Konsequenzen auf Antibiotikaresistenzen haben könnte. Speziell bei Urea- und Mykoplasmen könnte dies der Fall sein.
Diese lösen beispielsweise auch eine bakterielle Vaginose aus, die nicht zwangsläufig über Geschlechtsverkehr übertragen wird. Meistens ist bei diesem Ungleichgewicht allerdings keine medikamentöse Behandlung notwendig – eine gesunde Vagina findet die Balance selbst wieder.
Bildungsmassnahmen sollen gegen Überbehandlung helfen
Der Tampon wurde weitreichenden klinischen Studien unterzogen, rund 600 Frauen testeten ihn. Valentina Milanova, die Gründerin von Daye, sagte: «Wir sind uns auch der Bedenken hinsichtlich Überbehandlung und Antibiotikaresistenz bewusst [...] Deshalb beinhaltet unser klinisches Protokoll Bildungsmassnahmen.»
Diese sollen zu einer Wiederherstellung eines gesunden vaginalen Mikrobioms beraten. Bei Urea- und Mykoplasmen soll dies als erster Schritt in Erwägung gezogen werden.
Laut der UK Health Security Agency stieg die Anzahl der Menschen mit STIs im Jahr 2022 um 24 Prozent. Aufgrund der vaginalen Physiologie sind Frauen stärker gefährdet als Männer.
