Warum wir uns bei Krankheit zurückziehen
Wenn wir krank sind, wollen wir meist niemanden sehen. Nicht nur, weil es uns so schlecht geht – sondern auch, weil ein Botenstoff uns Kontakt vermeiden lässt.

Dass Isolation krank macht, geriet spätestens zur Zeit der Covid-Pandemie in den Fokus. Doch neu ist die Erkenntnis, dass Gleiches auch anders herum gilt: Kranksein führt zur Isolation.
Wobei die Tatsache an sich niemanden überraschen dürfte – sicher lag jeder schon einmal leidend im Bett und dachte: «Jetzt bloss keiner Menschenseele begegnen.»
Die Ursache für diesen Gedanken liegt allerdings nicht nur darin, dass es uns zu schlecht für Kontakt geht. Wie ein Forscherteam um Liu Yang vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) herausgefunden hat, spielen neuronale Prozesse hierbei eine Rolle.
Demnach werden bei Infektionen Botenstoffe ausgeschüttet, welche ein Rückzugsverhalten auslösen, erörtert «web.de». Bei diesen Botenstoffen handelt es sich um Zytokine – kleine Proteine, welche der Signalübetragung zwischen Zellen dienen.
Krank, aber isoliert: Schutz vor Ausbreitung
In frühen Infektionsstadien wird das Zytokin IL-1β schnell hochreguliert und veranlasst Neuronen, das Sozialverhalten zu unterbinden.
Der Rückzug bei Krankheit ist also «keine sekundäre Folge physiologischer Krankheitssymptome wie Lethargie», erklärt Co-Autorin Gloria Choi in einer Pressemitteilung.

Dass der Sozialkontakt durch neuronale Vorgänge ausgebremst wird, kann zweierlei Nutzen mit sich bringen: Erstens werden gesunde Artgenossen vor einer Ansteckung geschützt, indem das kranke Individuum sich isoliert, erklärt «web.de».
Zweitens kann das erkrankte Individuum sich erholen, während es soziale Interaktion meidet. Auf welchem Nutzen der Rückzug letztendlich beruht, ist allerdings noch nicht entschlüsselt.
Auch die mögliche Beeinflussung anderer krankheitstypischer Verhaltensweisen durch Neuronen ist derzeit noch unklar. Die Ergebnisse veröffentlichte das Forschungsteam im Fachmagazin «Cell».












